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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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Verlust ist immer da.«
    »Natürlich.«
    »Wir werden sie nicht wieder zum Leben erwecken, weißt du? Ich bin dir wirklich dankbar für alles, was du getan hast, aber irgendwie wünschte ich, es könnte viel mehr sein. Außerdem bin ich eifersüchtig auf dich und das nehme ich mir selbst übel.«
    »Eifersüchtig auf mich?« Jazzy streifte ein Gummiband von ihrem Handgelenk und fasste ihr Haar hinter dem Kopf geschickt zu einem Pferdeschwanz zusammen. »Warum denn das?«
    »Weil du Melindas Anwesenheit spürst und mit ihr kommunizieren kannst. Ich würde alles dafür geben, sie zu sehen und nur einmal eine Minute lang mit ihr zu reden. Alles.«
    »Ich weiß. Das ist hart. Vielleicht fühlst du dich besser, wenn ich dir sage, dass es nicht dasselbe ist, wie sich mit jemandem zu unterhalten.«
    »Trotzdem.«
    »Und weißt du, wenn du das Gefühl hast, dass sie bei dir ist, dann ist es tatsächlich so. Du brauchst kein Medium, um ihre Liebe zu spüren. Meine Großmutter hat gesagt, jeder besitzt diese Fähigkeit in unterschiedlichem Grad. Man muss sie nur entwickeln.«
    »Manchmal schaue ich zur Haustür und erwarte, dass sie gleich hereinkommt. Das geschieht ganz unerwartet. Ich denke noch nicht einmal an sie und plötzlich passiert es. Selbst nach all dieser Zeit fühlt es sich immer noch so an, als könnte sie heimkommen.«
    Jazzy stellte den Motor aus und sie saßen beide schweigend da und schauten auf das Gebäude.
    »Eine großartige Polizeiwache ist das ja nicht gerade. Sieht beinahe verlassen aus«, meinte Rita. »Warum sind wir nochmal hier?«
    »Deine Tochter möchte, dass wir Anzeige erstatten.« Jazzy klingelte mit dem Schlüsselbund. »Die Polizistin, die wir gleich treffen, ist wirklich nett, aber sie ist ein bisschen wirr.«
    »Du hast gesehen, dass sie wirr ist?«
    »Nein, Melinda hat es mir gesagt. Worte kommen nicht immer deutlich durch, aber diesmal war es nicht misszuverstehen.«
    Jetzt, da die Klimaanlage abgeschaltet war, wurde es vorne allmählich warm. »Vermutlich müssen wir das machen«, meinte Rita. »Aber ich weiß nicht recht, was wir anzeigen sollen. Davis wird bei uns daheim nicht von der Polizei gesucht. Er wurde vernommen, aber er hatte ein Alibi für die fragliche Nacht. Der Kriminalbeamte, der für den Fall verantwortlich war, sagte mir, es sei nicht verboten, aus dem Bundesstaat wegzuziehen. Vielleicht verdächtig, aber nicht kriminell. Ich glaube, sie haben mich für eine hysterische Mutter gehalten. Aber sowohl Glenn als auch ich waren überzeugt, dass er sie getötet hat.«
    »Das hat er auch«, meinte Jazzy und machte ihre Autotür auf. »Sein schlechtes Gewissen war mit Händen zu greifen.«
    Die Hitze des Tages strahlte vom Straßenpflaster ab, als sie auf das Gebäude zugingen. Die erste Glastür führte sie zu einer zweiten Tür unmittelbar dahinter. Als sie die Wache betraten, kam ihnen ein Schwall kühler Luft entgegen. Es gab keinen Empfangsbereich und auch keine Trennwände. Da war einfach nur ein großer Raum mit ein paar Schreibtischen und Stühlen. An einer Wand standen Schaukästen mit Ehrentafeln und gerahmtenFotos. Weiter hinten ging ein Korridor ab; wohin er führte, war nicht zu erkennen. Vorne an einem Schreibtisch saß ein einzelner Polizeibeamter, ein gepflegter Mann um die dreißig. Sein Haar war gerade so lang, dass er es säuberlich gescheitelt auf der Seite tragen konnte, wie ein kleiner Junge, der frisch vom Friseur kommt. Als sie eintraten, telefonierte er gerade, hob aber die Hand zum Gruß. »Ich muss jetzt Schluss machen, Roger«, sagte er. »Gerade sind zwei Damen hereingekommen.« Er wandte sich ab und senkte die Stimme, aber Rita konnte ihn trotzdem hören. Er kicherte schelmisch, warf ihnen noch einen Blick zu und sagte: »Die eine ja und die andere nein.« Rita konnte sich vorstellen, worum es ging. »Na ja, so läuft es eben«, fuhr er fort. »Manche gewinnt man und manche verliert man.« Als er aufgelegt hatte, wandte er ihnen seine ganze Aufmerksamkeit zu. »Sie sehen so aus, als ob Sie sich verirrt hätten«, meinte er mit wissendem Grinsen. »Und ich wette, Sie hätten gerne, dass ich Ihnen den Rückweg zur Interstate beschreibe. Habe ich recht oder habe ich recht?«
    Jazzy trat einen Schritt vor und lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. »Wir haben uns nicht verirrt. Tatsächlich wissen wir ganz genau, wo wir sind. Wir sind gekommen, um mit einer Polizistin zu sprechen.«
    Er streckte die Hände aus. »Und ein Polizist sitzt vor Ihnen,

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