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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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Freunde bei der Arbeit und Collegefreunde. Andauernd traf er sich mit jemandem auf einen Drink oder ging zur Happy Hour aus. Ich habe ihn in seinem Arbeitszimmer am Telefon gehört. Dann lachte er und erzählte Witze, aber wenn er herauskam, war es, als wäre er mit mir ein anderer Mensch.« Sie gab Gas, wechselte die Spur und überholte einen Minivan voller Kinder. Sie fuhren so dicht vorbei, dass Laverne sehen konnte, dass der kleine Junge auf dem mittleren Sitz eine Baseballkappe der New York Mets trug und sie mit ernstem Blick beäugte. »Er hat behauptet, dass ich klammere.« Marnie putzte sich die Nase mit dem weichen Taschentuch.
    »Ha!«, machte Laverne. »So spricht ein Arsch, wie er im Buche steht.«
    »Er sagte, ich hätte unrealistische Erwartungen.«
    »Ein echter Arsch.« Laverne holte scharf Luft, als der Wagen leicht auf die andere Fahrbahn geriet. »He, Achtung! Pass auf, Marnie. Ich bin noch nicht lebensmüde.« Marnie wischte sich die Augen. »Tut mir leid, dass ich so losheule. Ich dachte, ich hätte das alles überwunden. Ich meine, es war ja meine eigene Entscheidung, mit Brian zusammenzubleiben ...«
    Laverne zuckte mit den Schultern. »Du hast ein Recht auf deine Gefühle.«
    In diesem Licht wirkte Marnies Profil mit der verschwollenen Nase und den heruntergezogenen Mundwinkeln sogar noch verweinter. Es stand ihr nicht gut. »Vielleicht hätte ich mich mehr anstrengen sollen.«
    »Weißt du was, Marnie?«, meinte Laverne. »Wir können uns hier den ganzen Tag im Kreis drehen, aber warum solltest du dich weiter quälen? Es ist so, wie es ist. Es lässt sich nichts ungeschehen machen und da kannst du dich auch an das Guteerinnern und mit deinem Leben weitermachen. Es wird Zeit loszulassen.«
    »Ich fühle mich nur eben wie eine Idiotin. Ich habe zehn Jahre vergeudet.«
    »Ich würde es keine Vergeudung nennen. Du hast diesen kleinen Jungen großgezogen, oder?«
    Es folgte eine lange Pause und dann zeigte sich der Anflug eines Lächelns auf Marnies Lippen. »Na ja, das stimmt. Troy war das eine Gute, das bei all dem herausgekommen ist.«
    »Und jetzt denk doch nur, wie froh er sein wird, wenn du vor seiner Tür stehst. Das wird ein Wahnsinns-Wiedersehen.«
    »Ich hoffe, dass du da recht hast, Laverne.«
    Sie fuhren weitere hundert Meilen in vollständigem Schweigen. Laverne war kurz vorm Einnicken, als Marnie sagte: »Weißt du, ich dachte, ich würde durchfahren, aber ich glaube, wir müssen irgendwo übernachten.«
    »Wir müssen schon vorher halten«, bemerkte Laverne. »Ich habe eine ganze Dose Mountain Dew getrunken und brauche eine Toilettenpause.«

38
    Rita erzählte Officer Wihr die ganze Geschichte, von Melindas und Davis’ erster Begegnung bis zu dem schrecklichen Tag, an dem man sie angerufen und ihr mitgeteilt hatte, dass die Leiche ihrer Tochter gefunden wurde. Anschließend berichtete Rita von der Begegnung mit Davis und Sophie im Restaurant und von Sophies Reaktion darauf, dass Davis schon einmal verlobt gewesen war.
    Judy Wihr sagte kein Wort, sondern hörte still zu, rang die Hände und sah von Minute zu Minute elender aus.
    »Vielleicht fällt es Ihnen schwer zu glauben, dass Davis Schuld hat. Ich weiß, dass er sehr charmant ist ...«
    »Nein, ich glaube Ihnen. Als Sie das Wort
süchtig
benutzt haben, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Er sagt uns auch, dass er süchtig nach Sophie ist«, berichtete Judy Wihr. »Ich fand das immer schon eine merkwürdige Formulierung. Ich habe schon seit einer Weile ein komisches Gefühl ihm gegenüber. Nichts, was ich wirklich benennen könnte, nur so eine nagende Unruhe ...«
    »Mütterliche Intuition«, sagte Jazzy und schreckte damit beide Frauen auf. Es war, als hätten sie vergessen, dass sie da war.
    »Mein Mann ist ganz begeistert von ihm und denkt, er habe unsere Tochter gezähmt«, erzählte Judy. »Sie war früher ein Wildfang und immer auf Partys unterwegs, aber damit hat sie aufgehört, seit sie Davis hat. Es hat mich immer beunruhigt, dass Davis so dominant ist, aber sie nimmt es so hin.« Rita nickte. Bei Melinda war es genauso gewesen. Judy fuhr fort: »Ich muss nachdenken, wie ich damit umgehen soll.« Sie fuhr sich mit den Fingerspitzen durchs Haar.
    »Sie haben eine Pistole«, meinte Rita. »Ich an Ihrer Stelle würde ihn einfach erschießen.« Kaum waren die Worte heraus, hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Auch wenn sie es so empfand, war es doch unpassend, das einfach so zu sagen. »Tut

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