Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde
denen man auch schon mal auf die Schulter klopfte, wenn sie etwas besonders gut gemacht hatten, waren für mich eine große Hilfe. Wenn man sie anstrahlte, strahlten sie zurück. Das war sehr angenehm.
Als Verteidigungsminister musste Ihr Mann einen gewaltigen Problemkatalog bewältigen, der von einer Neuausrichtung der Bundeswehr über ein teilweise reaktionäres Offizierskorps bis zur akzeptablen Haarlänge der Soldaten reichte. Haben Sie die öffentliche Diskussion über all diese Probleme verfolgt?
Natürlich! Selbstverständlich habe ich auch verfolgt, wer im Verteidigungsministerium den Veränderungen in der Bundeswehr positiv gegenüberstand und wer mehr die Augenbrauen hochgezogen hat. Ich wohnte ja auf der Hardthöhe,also mittendrin. Aber ich habe mich nicht in die Diskussion eingemischt.
Das waren Vorgänge, die damals im Militär sehr heftig diskutiert wurden.
Die auch in der Öffentlichkeit heftig debattiert wurden. Solche Umwandlungen wie damals in der Bundeswehr werden heute meinem Eindruck nach nicht mehr oder nur noch manchmal in der Öffentlichkeit gründlich diskutiert.
Dass die sechziger und siebziger Jahre langweilig gewesen seien, wie heute zuweilen unterstellt wird, lässt sich wirklich nicht sagen, denn es wurden wichtige Richtungsänderungen vorgenommen.
Da sind Weichen gestellt worden. Die Reaktionen auf die Bundeswehrreformen – ob es dabei um die Stabilisierung der inneren Führung oder um die Gründung der Bundeswehrhochschulen ging – waren sehr unterschiedlich; wobei der Kreis der sehr Konservativen, die sich mit Neuerungen nicht abfinden wollten, klein war. Einige der reformunwilligen Generäle sind ja auch vorzeitig entlassen worden.
Mit der aufkommenden Studentenbewegung und von Seiten der Jusos hat Ihr Mann heftige Kritik hinnehmen müssen. Einige von ihnen nannten ihn »Schmidt-Noske«, in Anlehnung an den Reichswehrminister der Weimarer Republik, der 1919 den Spartakusaufstand blutig niederschlagen ließ, wobei auch Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet wurden.
Die Kritik an Helmut hing wohl vor allem damit zusammen, dass sich ein Sozialdemokrat für die Bundeswehr interessierte und sie jetzt auch noch führte. Diese Berührungsangst auch der SPD gegenüber der Bundeswehr hatte mein Mannja schon Jahre zuvor bei seiner Wehrübung als Reserveoffizier zu spüren bekommen. So ganz habe ich diese Distanz der Sozialdemokraten zur demokratisch bestimmten Bundeswehr nie nachvollziehen können.
Im November und Dezember 1971 haben Sie gemeinsam mit Ihrem Mann eine große offizielle Fernostreise unternommen – Thailand, Japan, Australien und Neuseeland. Was mussten Sie an Vorbereitungen treffen?
Es ist ein Ehepaar mitgefahren; der Mann war Botschafter in Kambodscha gewesen. Die Eheleute haben mir schon vorher ein bisschen über das Leben in Asien erzählt; so zum Beispiel, dass man bei offiziellen Begegnungen nie ein Bein über das andere schlagen dürfe. Es könnte ja sein, dass man dabei einen Teil der Fußsohle zeige, und das sei so, als wolle man Verachtung ausdrücken. Diese Verhaltensregel galt für Thailand. Auf Australien und Neuseeland brauchte ich mich, was das Verhalten anging, nicht sonderlich vorzubereiten, denn diese Länder sind ja sehr europäisiert.
Haben Sie vom Verteidigungsministerium vorher Papiere über die Reise bekommen?
Ich nicht. Helmut bestimmt, denn er musste sich ja auf die offiziellen Gespräche vorbereiten. Auf seinem Programm standen verteidigungs- und sicherheitspolitische Fragen, die sich durch die damals erwartete Annäherung zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China für die besuchten Länder stellten. Außerdem hat Helmut den Regierungen die deutsche Ostpolitik erläutert, die Anfang der siebziger Jahre viel in Bewegung brachte und auch in Asien auf großes Interesse stieß.
War dies Ihre erste Reise nach Asien?
Es war die erste, und das Botschafterehepaar war natürlich sehr hilfreich, unter anderem deshalb, weil es die klimatischen Verhältnisse ganz gut kannte und wir entsprechend die richtigen Sachen einpacken konnten.
Welches Verhältnis hatten Sie bis dahin zu Asien gehabt?
Neugier natürlich. Wer aus einem Elternhaus wie meinem kommt, denkt doch nicht daran, dass er jemals eine so gut organisierte Reise machen könnte. Und dann auch noch unentgeltlich.
Wie unterschied sich diese Reise von vorhergehenden privaten? Es wurde für Sie gesorgt, es war alles vorbereitet …
Das war meine erste große
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