Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde
Reise, sehr komfortabel natürlich. Ich brauchte mich um nichts zu kümmern. Es war auch immer ein Flugzeug für uns da. Als begleitende Ehefrau konnte ich alles in Ruhe und Komfort auf mich einwirken lassen. Da ich mich ein bisschen über die entsprechenden Länder informiert hatte, brauchte ich eigentlich nur ein freundliches Gesicht zu machen und zu genießen. Etwas anderes hatte ich nicht zu tun. Mir war natürlich klar, dass wir in den besuchten Ländern nicht nur die Schmidts, sondern auch die Bundesrepublik Deutschland repräsentierten und uns entsprechend bewegen mussten. So ganz frei und ungezwungen wie eine gewöhnliche Touristin konnte ich also nicht auftreten.
Haben Sie damals auch das thailändische Königspaar kennengelernt?
Ja, aber nur flüchtig – auf einem Empfang. In Deutschland schrieben die Illustrierten gern über das Paar, oft wurde von der »entzückenden« Königin Sirikit geschwärmt; sie wartatsächlich sehr schön, und sie bewegte sich sehr natürlich. König Bhumibol war bei unserem Besuch zwar schon vierundvierzig, er wirkte aber weitaus jünger.
1972 ist Ihr Mann ernsthaft erkrankt.
Eine durch die Schilddrüse ausgelöste Herzgeschichte. Der Zusammenhang ist nicht gleich erkannt worden, sondern erst später. Auch Helmuts Ohnmachtsanfälle traten erst einige Zeit danach auf.
Wurden Sie nicht von der Presse bedrängt, etwas zur Krankheit Ihres Mannes zu sagen?
Wir waren noch nicht so bekannt, die Presse hat uns weitgehend in Ruhe gelassen.
Er war im Lazarett – dort konnte er gut abgeschirmt werden.
Das war in Koblenz. Dort hatte ein sehr tüchtiger Arzt die Leitung, der Helmut auch nach diesem Lazarettaufenthalt immer wieder sehr geholfen hat. Mir übrigens auch, in einer sehr eigentümlichen Situation. Ich befand mich auf einer Recherchereise für mein Buch Schützt die Natur – das muss Anfang der siebziger Jahre gewesen sein – und bin in der Lüneburger Heide gelandet, in einer kleinen Stadt. Dort habe ich eine Blinddarmentzündung verspürt und sofort den Koblenzer Chefarzt Wolfgang Völpel angerufen. Der befahl: »So schnell wie möglich kommen!« Am nächsten Tag war ich dann in Koblenz, ich hatte ja ein Dienstauto mit Fahrer. Am Abend erschien ein sehr kühl blickender Chirurg: »Morgen früh um acht Uhr Operation.«
Als ich dann irgendwann aufwachte, stand der Arzt schon am Fußende meines Betts und sagte: »Es hat sich gelohnt!« Ich erwiderte: »Sie haben mir wohl nicht geglaubt?« Da hat er mir tief in die Augen geblickt und gesagt: »Frau Schmidt,wir haben es nicht gern, wenn die Patienten ihre Diagnose selbst stellen, aber Sie haben recht gehabt.« Seine Kühle war sofort nach dem Gespräch verschwunden. In den Tagen, bis das verheilt war, haben wir uns wunderbar verstanden. Schließlich kam der Tag, an dem die Fäden gezogen werden sollten. Er erschien mit einer Schwester. Da habe ich leise zu ihm gesagt: »Das habe ich auch gelernt, ich habe mich mal zur Hilfsschwester ausbilden lassen.« Der Arzt erwiderte weiter nichts als: »Schwester, wir brauchen Sie nicht mehr!«, und zu mir gewandt: »Gut, dann assistiere ich.« Daraufhin habe ich mir selbst die Fäden gezogen. »Schere bitte, Pinzette bitte«, und er hat mir das alles brav geliefert. Was ich aber nicht bedacht hatte: Wenn man da am Bauch arbeitet, muss man sich sehr krumm machen. Doch da musste ich nun durch. Ich habe also die Fäden säuberlich rausgezupft, auf eine Nierenschale gelegt, und er fragte: »Wann wollen Sie denn bei mir anfangen?« Kürzlich habe ich mal versucht, die kleine Narbe zu finden, aber die ist so verwachsen, dass ich sie nicht mehr sehen konnte.
Waren Sie erleichtert, als Ihr Mann im Sommer 1972 Nachfolger von Karl Schiller werden musste?
Das kann ich eigentlich nicht sagen. Der Wechsel ins Wirtschafts- und Finanzministerium stimmte mich nicht fröhlich. Ich habe ein bisschen traurig Abschied vom Verteidigungsministerium genommen, denn die Kombination von Zivilisten und Militär dort fand ich sehr interessant, und ich habe auch gern mit den Menschen zusammengearbeitet und mich dabei wohlgefühlt.
Das Amt des Wirtschafts- und Finanzministers war ebenfalls nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig: Es gab in dieser Zeit die Währungskrise mit einem dramatisch fallenden Dollaroder die Ölkrise 1973 mit einer Steigerung des Ölpreises um siebzig Prozent.
Und mit einem Verbot, sonntags auf der Autobahn zu fahren. Mein Mann hatte als Wirtschafts- und Finanzminister also eine
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