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Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Titel: Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loki Schmidt
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hegten. Auch nach Getränkewünschen habe ich fragen lassen und ihnen dann Sekt, Whisky oder irgendetwas anderes auf ihre Zimmer stellen lassen. Ich bin übrigens vor Auslandsreisen Ähnliches gefragt worden. Essenswünsche habe ich bei solchen Anfragen nie geäußert, denn ich war ja neugierig auf die Spezialitäten, die uns, womöglich noch in einem exotischen Gastland, aufgetischt würden. Helmut war das sowieso egal, denn er ist immer ein bescheidener Esser gewesen.
    Im Kanzlerbungalow haben Sie auch nicht ganz so offizielle Gäste bewirtet …
    Ich habe häufiger mal Damenkränzchen eingeladen.
    Was waren das für Damen?
    Frauen von Botschaftern, mehrere Male habe ich auch Journalistinnen eingeladen und war erstaunt, wie viele von ihnen Wirtschaftsjournalistinnen waren; damals dachten wahrscheinlich die meisten, Journalistinnen seien nur für Themen wie Gesellschaft oder Familie zuständig. Ich fand dasfabelhaft, dass sich so viele Frauen mit der Wirtschaft beschäftigten. Sie müssen bedenken, das liegt nun schon Jahrzehnte zurück. Heute sind Wirtschaftsjournalistinnen etwas Selbstverständliches.
    Was haben Sie denn mit den Journalistinnen besprochen?
    Zunächst habe ich sie offiziell begrüßt, und wenn sie dann ihren Kaffee hatten, haben wir tischweise geschnattert, und ich bin von einem Tisch zum anderen gegangen. Es waren bis zu dreißig Journalistinnen, und deshalb haben wir in dem großen Raum im offiziellen Teil des Bungalows gesessen.
    Der Kuchen für solche Einladungen wurde auch im Kanzlerbungalow gebacken?
    Selten. Da gab es in Bonn eine Konditorei, bei der ich häufig bestellte. Am Anfang bin ich hingegangen und habe mich sozusagen vorgestellt.
    Welche Gäste, die auf Staatsbesuch in Bonn waren, haben Sie im Bungalow bewirtet?
    Die Fords zum Beispiel erinnere ich ganz genau, denn sie mochte den Pavillon, der zum Bungalow gehörte, so gern. Wenn man von der Terrasse des Bungalows auf den Rhein guckte, lag der Pavillon links in der Ecke des Grundstücks, aber noch hoch über dem Rhein. Dort konnten auch einige Personen übernachten. Aber vor allem gab es dort einen hübschen großen, runden Tisch, von dem aus man einen fabelhaften Blick über den Rhein und auf die andere Seite des Flusses hatte. Betty Ford hat bei ihrem Besuch häufiger dort gesessen.
    Diese offiziellen Essen im Bungalow, verliefen die entspannt, oder war es manchmal auch ein bisschen mühsam?
    Das kam natürlich auf die Gäste an. Wenn es wirklich offizielle Essen waren, das heißt, wenn ein Staatsgast da war, waren die Botschafter sowohl aus dem Land der Gäste als auch aus Deutschland und die wichtigsten Mitarbeiter oder Minister beider Seiten dabei. Bei solchen Anlässen muss ja eine ganze Riege von Menschen eingeladen werden. Das war so der übliche Rahmen eines offiziellen Essens. Manchmal handelte es sich bei den Gästen um Menschen, die man schon länger kannte, und dann ging es bei den Essen etwas lockerer und vertrauter zu. Der Bungalow war jedenfalls ganz gut ausgestattet – ein riesiger Essraum und ein kleinerer, etwas gemütlicherer, beide mit Blick auf den Rhein. In den großen Raum, in dem man etwa fünfzig Menschen unterbringen konnte, hat mein Mann auch Unternehmer und Gewerkschafter gemeinsam zum Essen eingeladen. Das war, glaube ich, eine ziemlich bahnbrechende Angelegenheit, die wohl entsprechend gewürdigt worden ist.
    Loki, jetzt kommen wir noch mal zu den gemeinnützigen und sozialen Aufgaben, von denen das Protokoll gleich zu Beginn der Kanzlerzeit Ihres Mannes gesprochen hatte. Welche lagen Ihnen besonders am Herzen beziehungsweise haben Sie besonders beansprucht?
    Das Protokoll hatte mir gesagt, soziale Aufgaben gehörten zu meinen Pflichten. Da habe ich mir einige Altenheime ausgesucht und, ein bisschen südlich von Bonn gelegen, ein Heim für geistig Behinderte. Die Termine dort waren anstrengend und sehr bewegend. Ich erfuhr von vielen tragischen Familiengeschichten, und ich konnte immer wieder nur hoffen, dass ich mit meinen Besuchen wenigstens etwas geholfen habe. Ich habe es zumindest versucht und mir Mühe gegeben.
    Ihre Korrespondenz als Gattin des Kanzlers mussten Sie zunächst ohne Hilfe führen.
    Zu Anfang. Als ich dann beinahe umkippte – ich hatte ja auch keinen vernünftigen Schreibplatz: Im Bungalow gab es in einem Vorraum zu meinem Schlafzimmer einen kleinen Sekretär mit einer Klappe, die man runterließ, und dahinter waren ein paar Fächer –, bekam ich eine Halbtagskraft für meine

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