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Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Titel: Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loki Schmidt
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zu Danielle Mitterrand? Er erschien ja ein wenig sphinxhaft.
    Dazu kann ich nichts anmerken. Allerdings haben die beiden Mitterrands uns mit in ihr Sommerhaus genommen, an der Atlantikküste. Und der Aufenthalt dort war sehr angenehm und entspannt. Aber dass ich mit ihr besondere Gespräche geführt habe, kann ich nicht sagen, auf jeden Fall keine »Frauengespräche« über Küche und Kinder, denn dazu war Danielle Mitterrand viel zu sehr politisch interessiert.
    War das Verhältnis zu den Frauen der Regierenden im Ostblock anders als das zu denen im Westen, weniger ungezwungen? Wie war das beispielsweise mit Frau Breschnewa?
    Sie war sehr mütterlich, aber wir haben nicht viel geredet.
    Hat sie Sie beim Damenprogramm in Moskau begleitet?
    Es gab in diesem Sinne kein Damenprogramm. Wir haben gemeinsam eine Aufführung im berühmten Bolschoj-Theater besucht. Die Frau unseres Botschafters in Moskau istmanchmal mit mir durch die Gegend gezogen, wenn ich etwas von der Stadt sehen wollte. – Noch eine Bemerkung, die etwas über die andersartigen Gepflogenheiten im Ostblock aussagt: Frau Breschnew und ihre Damen sowie wir Frauen aus der deutschen Delegation wollten eigentlich gemeinsam zur abschließenden deutsch-sowjetischen Pressekonferenz gehen. Bevor es dazu kam, bedeutete ein Offizieller des Kreml der Breschnewa und ihrer Begleitung, ihre Teilnahme sei nicht erwünscht. Ich habe dann sofort – ich glaube, es war Frau Genscher – ins Ohr geflüstert: »Dann gehen wir auch nicht.«
    Nancy Reagan hat als Frau des amerikanischen Präsidenten einmal darüber geklagt, wie Raissa Gorbatschowa am Rande des amerikanisch-sowjetischen Gipfels in Genf 1985 versucht habe, sie ideologisch im Sinne des Kommunismus zu bearbeiten. Haben Sie je Ähnliches erlebt?
    So etwas habe ich nie erlebt.
    Haben Sie auf Ihren Reisen Anflüge von Solidarität unter den Frauen der Regierungschefs bemerkt, die ja alle Männer hatten, die ungeheuer eingespannt waren? Haben Sie sich gegenseitig darüber beklagt?
    Solche Gespräche – ich will sie mal »von Frau zu Frau« nennen – kann ich überhaupt nicht erinnern.
    Einmal abseits der Politik: Haben Sie Lilo Schmarsow und den anderen Damen im Vorzimmer des Bundeskanzleramts Ratschläge gegeben, wie sie am besten mit Ihrem Mann zurechtkämen?
    Das wussten die inzwischen selbst gut genug.
    Um noch einmal Ihr Verhältnis zu Frauen zu klären: Wie kamen Sie mit der Herausgeberkollegin Ihres Mannes bei der Zeit , Marion Gräfin Dönhoff, zurecht?
    Man betrachtete Marion mit einer gewissen Ehrfurcht. Was mich besonders interessierte, das interessierte Marion aber überhaupt nicht.
    Das Verhältnis zur Natur und wie sie zu schützen ist? Dabei hat Marion Dönhoff doch ganz schöne Naturschilderungen über Ostpreußen verfasst.
    Trotzdem. Wenn ich irgendetwas Besonderes über meine Beschäftigung mit der Natur oder deren Schutz erzählen wollte, war sie schon wieder bei einem anderen Thema. Mein Verhältnis zu ihr – ich bin zwar manchmal mit Helmut zusammen bei ihr zu Hause gewesen und habe dort auf dem Sofa gesessen – war nicht besonders eng. Gelegentlich lud sie zu solchen Abendbegegnungen noch Gäste ein, meistens ausländische. Aber bewundert habe ich die Selbstverständlichkeit, mit der sie auch innerlich Abschied von ihrer Heimat genommen hatte. Möglicherweise hat sie das dazu gebracht, freier zu sein und so viel von der Welt kennenzulernen. Das habe ich bewundert und mir überlegt, ob ich mich in einem vergleichbaren Fall ähnlich verhalten hätte. Aber als Kind und Jugendliche habe ich beispielsweise auf Klassenreisen öfter Heimweh gehabt. Und wenn ich als Lehrerin mit meiner Klasse ins Schulheim gefahren bin, kam es durchaus vor, dass jemand mal in den Arm genommen werden musste, weil er oder sie traurig vor Heimweh war. Heimweh ist schon schmerzhaft, das ist doch ganz natürlich. Marion scheint das im Griff gehabt zu haben. Sie war ja ohnehin sehr beherrscht und hat selten ihre Gefühle gezeigt.
    Haben Sie Marion Dönhoff mit Vornamen angeredet?
    Ja.
    In der Zeit haben sie alle »Gräfin« genannt. – Was bedeutet es heute für Sie persönlich und, wenn Sie das beurteilen wollen, für Ihre Geschlechtsgenossinnen insgesamt, dass mit Angela Merkel erstmals eine Frau die Bundesregierung führt?
    Mir ist es egal, ob eine Frau oder ein Mann an der Spitze steht. Hauptsache, man wird ordentlich regiert. Ich habe da keine feministischen Vorstellungen, habe ich nie gehabt. Was meine

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