Auf dem Schlachtfeld der Liebe
würdevollen Vater, eine lächelnde Mutter und einen hübschen Sohn zeigten.
Bevor Risa mit ihrem Baby schlafen ging, betete sie für die armen Menschen. Sie hoffte, es würde ihnen nichts ausmachen, daß sie hier Unterschlupf suchte. Dann betete sie für ihren Vater, der sich hoffentlich keine allzu schlimmen Sorgen um sie machen würde, und flehte den Allmächtigen an, den Krieg bald zu beenden. Wenn sie ihren Mann und ihren Sohn verlor - würde sie das jemals verkraften?
In dieser Nacht blieb sie lange wach, von der Angst gepeinigt, der Krieg könnte ihr alle Menschen nehmen, die sie liebte. Seit sie mit Jeromes Hilfe vom Pferd gestiegen war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Nach der knappen Warnung, sie würde es bitter bereuen, wenn sie mit Jamie zu fliehen versuchte, war er verschwunden.
Am nächsten Morgen stillte sie das Baby und suchte in Mrs. Dolenz' Schränken nach Kleidung. Glücklicherweise war die Frau so groß wie Risa, und sie fand mehrere Sachen, die ihr paßten - Unterwäsche, ein schlichtes Baumwollkleid für die Reise und Schuhe.
Wie lange der Ritt dauern würde, wußte sie nicht. Sicherheitshalber packte sie ein paar Kleidungsstücke zum Wechseln in eine Tasche. Dann setzte sie sich im Schlafzimmer an ein Tischchen und schrieb Mrs. Dolenz einen Brief, in dem sie sich vorstellte und versprach, die entwendeten Sachen zu ersetzen, wenn sich eine Gelegenheit bieten würde.
Als sie den Brief Unterzeichnete, wurde sie von einem seltsamen Unbehagen erfaßt, drehte sich um und sah Jerome in der Tür stehen. Seine Haare waren feucht, die Wangen frisch rasiert. Offensichtlich hatte auch er in einem Schrank saubere Kleidung gefunden. Er trug dunkle Breeches, ein elfenbeinweißes Hemd, eine graue Weste und einen Navy-Rock.
Mit unergründlichen Augen musterte er Risa. Dann ging er zum Bett, auf dem sein kleiner Sohn lag und die Arme umherwarf. Er setzte sich zu Jamie, und das Baby umklammerte den ausgestreckten Zeigefinger seines Vaters. »Was machst du, meine Liebe?«
»Ich schreibe der Hausherrin.«
»Wieso weißt du, daß es eine Hausherrin gibt?«
»Weil ich einen Brief gelesen habe - mit der Nachricht, ihr Mann und ihr Sohn seien auf dem Schlachtfeld gestorben.«
»Und was hast du ihr geschrieben?«
»Ich hätte mir ein paar ihrer Sachen geliehen, die ich gegebenenfalls ersetzen werde.«
»Diese Mühe hättest du dir sparen können. Bald werden Yankee- oder Rebellentruppen hierherkommen und das Haus plündern.«
»Wenn es verschont bleibt, wird sie eines Tages heim
kehren. Und sie soll wissen, daß nicht die ganze Welt bösartig und grausam ist.«
»Der Krieg ist nun mal bösartig und grausam.« Bei diesen Worten klang seine Stimme weder höhnisch noch zornig, sondern nur müde. Er stand auf. »Wenn du willst, laß deinen Brief liegen. Pack ein, was du mitnehmen möchtest. Bevor wir aufbrechen, solltest du was essen. Heute möchte ich möglichst weit nach Süden reiten. Also werden wir stundenlang im Sattel sitzen, ohne Ruhepause.«
Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, schob sie den Brief unter die Uhr auf dem Kaminsims und traf ihre Reisevorbereitungen. Anthony Hawkins trat ein, um ihr zu helfen, und erklärte, sie müsse sich stärken. Bis sie das nächste Mal Rast machen würden, könnte es lange dauern.
»Anscheinend wissen Sie, wie man mit Babies umgeht«, meinte sie und zeigte auf Jamie, den er fachkundig im Arm hielt.
»Daheim in Corinth, Mississippi, warten eine Frau und zwei kleine Kinder auf mich«, erwiderte er grinsend. »Die vermisse ich schmerzlich, und Ihr Söhnchen lindert meinen Kummer ein wenig.«
»Hoffentlich sehen Sie Ihre Familie bald wieder.«
»Das hängt vom Kriegsministerium der Südstaaten ab, bei dem wir uns melden müssen.« In seiner Stimme schwang keine Bitterkeit mit. Er war ein Soldat, und er würde seine Befehle ausführen.
Zweifellos liebt er seine Heimat, dachte Risa, und ist bereit, für die Konföderation Opfer zu bringen. Sie folgte ihm die Treppe hinab und ins Speisezimmer. Auf dem Tisch stand ein einsamer Teller mit Speck und Grütze, neben einer dampfenden Kaffeetasse.
»Beeilen Sie sich«, bat Anthony.
Obwohl sie keinen Appetit hatte, setzte sie sich und begann zu essen. Um Jamie zu nähren, mußte sie sich stärken.
»Wäre es nicht besser gewesen, Sie alle hätten sich sofort in Sicherheit gebracht, weiter unten im Süden«, fragte sie den Rebellen, der mit ihrem Baby auf der Fensterbank saß.
»Der Captain hatte sein Kind noch
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