Auf dem Weg zu Jakob
gleich an der Straße ausgeschildert ist, und auch ein wunderbarer Storch auf der Kirche Santa María Magdalena hockt. Dann Revenga de Campo s am Río Ucieza, wo auf der barocken Eglesia San Lorenzo ein Storch hockt. Und schließlich Villarmentero de Campos mit seiner windschiefen, etwas eingeditschten Kirche San Martín de Tours . So ganz nebenbei springen mir auch mal wieder Straßennamen ins Auge wie z.B. „Calle de José Antonio Primo de Rivera“ ( Seite 99)
Wesentlich geschichtsträchtiger ist der nächste Ort, Villalcázar de Sirga (auch Villasirga genannt). Als ich aus meinem gekühlten Auto aussteige, trifft mich die heiße Mittagsluft mit voller Wucht. Kein Wind, der Abkühlung verschafft. Was für ein Unterschied zu gestern! Die Bewohner sind in ihren Häusern und durch geöffnete Fenster hört man sie mit Kochtöpfen hantieren. Irgend jemand brät Zwiebeln in Olivenöl. In einer Kneipe wird getrunken. Eine fette Fliege brummt vorbei. Da macht es nur Sinn, dass der Eingang des Pilgerhauses mit so einem altmodischen Vorhang aus lauter pastellfarbenen Plastikstreifen geschützt ist. Ich gehe ein paar Stufen hoch und vor mir steht plötzlich die imposante Kathedrale Santo María de la Blanca. Was für ein Gebäude für einen so kleinen Ort!
Die Kathedrale Santo María de la Blanca stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde von Templern gegründet. Stilistisch haben wir es hier mit einem Übergang zur Gotik zu tun und die Fassade bietet jede Menge zum Gucken. In der Kathedrale befindet sich die weiße Jungfrau, die Virgen Blanca, nach der die Kathedrale benannt wurde, die laut Alfons X zwölf Wunder vollbracht haben soll. Aus Santiago zurückkehrende Pilger, denen nicht von Jakob geholfen wurde, wurden angeblich hier geheilt.
Ich erklimme schwitzend die große Treppe zur Kathedrale. In der Kirche ist es aber nicht nur angenehm kühl, sondern eine friedvolle Hintergrundmusik untermalt auch die Atmosphäre, sodass ich mich länger aufhalte. Anschließend laufe ich noch durch das Dorf, das heute in keinem Verhältnis mehr steht zu der gewaltigen Kathedrale. Alles weist hier auf die Templer hin, egal ob Restaurant oder Andenkengeschäft.
Am späten Vormittag treffe ich in Carrión de los Condes ein, meinem heutigen Tagesziel und suche den Campingplatz. Ich frage ein älteres Ehepaar. Ganz leicht, verspricht die Frau. Hier geradeaus runter bis zum Fluss, dann links. Gleich da am Ende läge der Campingplatz. Halt stopp, meint der Mann. Mit dem Auto geht das nicht. Vor zwanzig Jahren, ja, aber jetzt ist da doch der Park! Wie man da heute mit dem Auto hinkommt, keine Ahnung. Sie würden da nie hinfahren. Nach einigem Hin und Her finde ich endlich den Weg.
Das große Tor zum Campingplatz ist geöffnet. Ich halte bei der Rezeption, aber die sieht so aus, als wurde sie seit Jahr und Tag nicht mehr benutzt. Es kommt auch niemand. Also fahre ich erst mal auf das Gelände und halte vor dem Campingrestaurant. Drinnen sind gerade zwei Frauen damit beschäftigt, Tische fürs Mittagsessen zu decken. Ich frage nach der Rezeption, ernte ein Schulterzucken und die Andeutung, wenn ich campen wollte, sollte ich mich mal einfach hinstellen, alles andere würde sind später finden, nun gut.
Alle guten Plätze sind schon von den Wohnwagen und einem einzigen anderen Zelt besetzt. Mir bleibt eigentlich nur der offene Platz in der Mitte. Für eine Nacht geht das. Der Boden ist steinhart. Ich habe erstmals Probleme mit den Heringen. Als das Zelt endlich steht, kann ich die vielen unebenen Grasbüschel durch den Zeltboden fühlen.
Das Restaurant füllt sich nun. Ein Fahrzeug nach dem anderen kommt und entlässt Bauarbeiter. Das Campingplatzrestaurant scheint ihre Mittagskantine zu sein, ja, und wo sind die anderen Camper? Beim näheren Hinsehen handelt es sich um Dauercamper, die offenbar nur an Wochenenden im Sommer herkommen. Und wer lebt in dem anderen Zelt? Das Arrangement sieht ja eigentlich auch recht permanent aus? Egal, ich will mir jetzt keinen Kopf machen. Ich montiere mein Rad zusammen und will den Nachmittag nutzen, die Gegend noch etwas zu erkunden.
Den Ort werde ich mir erst später anschauen, denn um diese Zeit ist sowieso alles geschlossen. Ich radle durch die Parkanlage, dann hoch in die Stadt, und überquere schließlich den Río Carrión. Die beiden Ufer sind völlig unterschiedlich. Schließt die Stadtseite mit einem ockerfarbenen Steilufer ab, ist die gegenüberliegende Seite relativ flach.
Auf der
Weitere Kostenlose Bücher