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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Adams
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Mulas ist eine alte Marktstadt am Río Esla, bekannt für seine Viehmärkte. Daher auch der Name, denn „mula“ bedeutet Maulesel. Von dieser alten Viehmarktromantik lässt die potthässliche Ortseinfahrt durch ein Gewerbegebiet jedoch nichts vermuten. Auch innerorts ist die Orientierung nicht leicht. Die Hauptstraßen hat man aufgegraben, und Umleitungen so gut wie gar nicht ausgeschildert. Ich parke in einer Seitenstraße, werde fast von dem Hund des Hauses, vor dem ich parke, tot gebellt, und trabe jetzt durch das glutheiße, Siesta haltende Mansilla. Die unsagbare Hitze hat man schon bei der mittelalterlichen Architektur berücksichtigt. Viele Häuser bilden Arkaden über den Bürgersteigen, sodass man zumindest da im Schatten gehen kann. Der kleine Ort wirkt nicht unsympathisch, strahlt gleichzeitig aber viel mehr Härte aus als beispielsweise die Orte in der östlichen Meseta. Vielleicht trägt auch die aus dem 12. Jahrhundert stammende Stadtmauer dazu bei, die den Ort auf drei Seiten umschließt und ihn wie ein Fort auf der Ebene erscheinen lässt. Der von der Stadtmauer eingekesselte Ortskern steht heute komplett unter Denkmalschutz.
    Ich will mir jetzt den Campingplatz anschauen, der 5 km westlich des Ortes liegen soll. Ich verlasse Mansilla am Stadttor Puerta de Santiago und schon kurz darauf entdecke ich ein Hinweisschild zum Campingplatz. Ich folge dem Weg, der sich jetzt durch ein Flussauengebiet schlängelt. Am Ende der Straße, nur 1,5 km weiter, treffe ich schon auf den Campingplatz. Er wirkt gepflegt und bietet viel Schatten bei dieser Affenhitze, aber er ist geschlossen: nur im Sommer geöffnet.
    Ich esse ein paar Kirschen und überlege, was zu tun ist. Hier kann ich nicht bleiben. Ich habe jetzt die Wahl, entweder weiter zu fahren bis zum Campingplatz von León, mit dem Auto ein Katzensprung, oder zurück nach Sahagún. Ich entscheide mich, mir den Campingplatz von León anzuschauen.
     
    Ich passiere Villamoros , wo der Hund begraben ist und eine einzige Dattelpalme für Romantik sorgt. Puente Villarente ist nicht minder scheußlich. Und schon bald tauchen große Werbetafeln auf für die französische Hypermarktkette E. Leclercs und die spanische Kaufhauskette El Corte Inglés. Ich passiere noch das hässliche Val de la Fuente und biege dann bald ab Richtung Goldepaj . Für Radfahrer ein absoluter Alptraum, so kurz vor dem Ziel noch mal eine so fiese Steigung bewältigen zu müssen. Die Fahrt geht durch ein Wohngebiet und scheint endlos. Dann sehe ich ein paar bunte europäische Flaggen, wie man sie manchmal vor Campingplätzen sieht, glaube mich schon fast am Ziel, muss dann aber enttäuscht feststellen, dass der Platz noch im Bau ist. Die Waschhäuser sind noch nicht ganz fertig. Nein, auch hier kann ich nicht campen.
    Ich muss zurück nach Sahagún. Ich will da jetzt möglichst schnell hin. Ich freue mich, dass es die Autobahn gibt, denn es sind gut 50 km zurückzulegen. Auf Höhe El Burgo Ranero sehe ich hinter dem Zaun, der die Autobahn begleitet, wieder diesen gigantischen Hund, der mir vorhin schon einmal aufgefallen war.
     
    In Sahagún fahre ich direkt zum Campingplatz. Da stehen jede Menge Wohnwagen, aber es sind alles Dauercamper, die jetzt noch gar nicht da sind. Das Tor zum Platz ist geschlossen, und lediglich ein paar Männer sind mit Reparaturarbeiten beschäftigt. Ich fahre in den Ort und suche mir ein Zimmer in einem Gasthaus. Es ist angenehm, zur Abwechslung mal in einem Zimmer zu sein. Es ist weniger heiß, die Dusche befindet sich direkt nebenan, und essen kann man auch. Ich nutze gleich die Gelegenheit, Waschtag abzuhalten und plane, später noch gemütlich auf dem Bett zu faulenzen und etwas zu lesen und zu schreiben.
    Das Abendessen wird erst spanisch spät serviert, also nutze ich die Zeit noch für einen Rundgang. Ich kenne die Stadt nicht wieder. Jeder Bewohner scheint sich jetzt draußen aufzuhalten. Insbesondere ist die große Plaza jetzt gut bevölkert. Es gibt keinen freien Platz mehr. Alle Cafés sind belegt, alle Bänke von den Alten besetzt. Mütter mit Kinderkarren plaudern miteinander, die Kinder tollen mit und ohne Bälle in der Mitte des Platzes, die Männer fachsimpeln über Wichtiges und Unwichtiges. Hier und da ein Weißfuß, ein Fußpilger, der jetzt ohne Wandersocken nur in Badelatschen daherkommt. Es ist fast 21:00 Uhr und immer noch so unsagbar heiß, dass ich eigentlich schon wieder duschen müsste. Heute nacht wird es wohl auch nicht abkühlen. Die

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