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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Adams
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wenn ich hier zu Fuß oder per Rad unterwegs wäre, würde ich auch nur ankommen wollen. Gut gemeint war sicher die Anpflanzung der Pappeln, um in dieser sonnengeschlagenen Landschaft wenigstens etwas Schatten zu produzieren. Aber jemand muss bei der Konzeption des Camino Real gepennt haben, denn die Pappeln stehen auf der falschen Seite.
    In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen gibt es hier auch (genormte) Picknickplätze. Was es nicht gibt, oder sich recht schwierig gestalten lässt, ist, wenn man mal muss. Die Meseta ist nicht nur baumlos, sondern auch ziemlich strauchlos. Da ist nichts, wo man sich verstecken könnte.
    Wem der Camino Real nicht gefällt, für den soll noch ein altes, naturbelassenes Wegstück des Caminos zwischen Sahagún und Mansilla markiert sein. Die Massen der Pilger bewegen sich heute jedoch über den Camino Real.
     
    Ich erreiche León . Wohnen wollte ich in einer kleinen, kostengünstigen Pension, aber daraus wird nichts. Wenn diese Stadt 140.000 Einwohner hat, dann ist jeder von denen mit einem Auto unterwegs und versucht es irgendwo zu parken. Die ganze Stadt ist voll mit Autos. Ich komme an der von mir ausgeguckten Pension vorbei, kurve herum, kann aber nirgends landen. Auch merke ich, dass wohl die Wirkung meiner Durchfalltabletten nachlässt und ich mehr oder weniger dringend eine Toilette brauche. Mit etwas Glück entdecke ich das Hotel Riosol, bei dem es einen Block entfernt auch einen Parkplatz mit freien Plätzen gibt, auf dem man sogar länger als 24 Stunden stehen darf. Mir ist es jetzt auch ziemlich egal, was das Zimmer kostet, denn mir geht es immer schlechter.
    Ich checke ein. Gut es kostet etwas mehr als das Hostal in Sahagún, aber soviel mehr nun auch wieder nicht. Mein Fahrrad nehmen sie auch in Verwahrung. Ich ruhe mich ein wenig auf dem Bett aus, nehme noch ein paar Tabletten, und gehe dann in die Stadt. Das Riosol liegt zwar auf der zentrumsfernen Seite des Flusses, aber es ist trotzdem gar nicht weit zu Fuß in die Innenstadt zu gelangen. Ich bewege mich langsamer als sonst, denn mein Körper tritt etwas auf die Bremse. Mir ist kalt und ich trage alle Klamotten, die ich mitgebracht habe. Erste Station ist eine Apotheke, in der ich weitere Medizin erwerbe.
    Dann schleiche ich zum Kloster San Marcos , das im 12. Jahrhundert Hauptquartier des Santiago-Ordens war. Heute dient es als Parador, ein staatlich geführtes Hotel der Spitzenklasse. Die platereske Fassade, die wir heute sehen, stammt allerdings aus der Renaissance. In der Mitte der Fassade, die von vielen Jakobsmuscheln verziert ist, prunkt ein Santiago Matamoros . Man kann das Gebäude besichtigen, aber mir geht es zu schlecht. Ich bin dankbar, draußen auf dem mit kleinen Wasserquellen gestalteten großen Platz auf einer Bank sitzen zu dürfen und schaue dem Treiben zu. Ich fühle mich wie der als Metallplastik dargestellte alte Pilger, der erschöpft vor San Marcos sitzt.
    León, wird vermutet, ist aus dem Lager einer römischen Legion heraus entstanden. Im Jahr 540 wurde die Stadt, in der sich mittlerweile nicht nur römische Soldaten niedergelassen hatten, eingenommen. Die Westgoten verloren sie im 8. Jahrhundert an die Mauren, aber König Alfons I holte sie sich bald zurück.
    914 wird León zur Hauptstadt des Königreiches Asturien-León unter König Ordoño II. Kurz vor Ende des Jahrhunderts kommt der Maure Almansor und macht auch hier alles platt. Daraufhin wird die Stadt von Alfons V wieder aufgebaut und bleibt vorerst die wichtigste Stadt auf der christlichen Seite, bis sich die Königreiche Kastilien und León zusammentun.
    Das Gebiet um León ist reich an Kohle und Eisenerzen. Demzufolge spielen Bergbau und Verhüttungsindustrie eine große Rolle in dieser Region. Das Kraftwerk am Stausee im Esla-Tal dient zur Energiegewinnung.
    Nachdem ich wieder Kräfte gesammelt habe, ziehe ich weiter. Natürlich ist inzwischen schon wieder Siestazeit und alles mehr oder weniger geschlossen. Ich sehe die Real Basilíca de San Isodoro mit ihren schönen romanischen Portalen an der Plaza San Isodoro von außen. Die Basilika war 1063 von Doña Sancha und Ferdinand I in Auftrag gegeben, aber erst im 12. Jahrhundert fertig geworden. Besichtigungen sind zu den Öffnungszeiten möglich und erlauben Einblicke in die Königsgruft, das Pantheon mit seinen schönen Wandmalereien (1157-1188), den Kreuzgang und die alte Bibliothek, die über eine Bibel aus dem Jahre 960 verfügt.
     
    Habe ich auf meiner Tour schon so

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