Auf den ersten Blick
Fünfer auf den Tisch, lächelte und rückte seinen Stuhl ebenfalls zurück.
»Okey-dokey …«
Gary hatte darauf bestanden, mich in den Laden zurückzubegleiten. Ich hatte versucht, ihm zu zeigen, wie beschäftigt ich war, indem ich den kleinen, unnötigen Stapel, den ich vorher errichtet hatte, in zwei Stapel aufteilte, aber um ehrlich zu sein, sah ich damit auch nicht sonderlich beschäftigt aus.
Gary hatte ein paar von den neuen Spielen in die Hand genommen und las mir die Beschreibungen vor. Gary gehört zu diesen Leuten, die einem Sachen vorlesen.
»Zwei für den Preis von einem!«, hatte er fröhlich gerufen, als wir an der Esso-Tankstelle vorbeikamen. »Frische Brötchen!« Es gibt kaum etwas, das man auf »Frische Brötchen!« antworten könnte, ganz zu schweigen von »Caledonian Food & Wine!«.
Und super: Jetzt hatte er die Fotos gefunden. Ich hatte noch keine Zeit gehabt, sie wegzulegen.
»Sind das deine?«, sagte er, und ich musste mich beherrschen, um mich nicht erkennbar zu winden.
»Ja. Nein. Von einer Freundin.«
Ich hielt ihm meine Hand hin, um die Bilder an mich zu nehmen, aber er war fasziniert.
»Wer ist sie?«
»Sie ist … wie gesagt, eine Freundin. Eine Bekannte.«
Eine Bekannte?
Er nahm sich noch einen Moment, sie näher zu betrachten. Er sah sich das oberste Bild an. Ich wusste, was er tat. Er verglich sie mit Sarah, wägte ab, wer gewonnen hatte.
»Das ist schön, Jason«, sagte er schließlich und fächerte die Fotos vor sich auf. »Es ist schön, Freunde zu haben.«
Ich nickte. Was war denn schon dabei? Wenn Gary glaubte, dass ich mich mit hübschen, blonden Mädchen mit leuchtenden Augen herumtrieb, würde er es vielleicht Sarah erzählen. Andererseits wohl eher nicht. Ich würde zu attraktiv wirken.
»Whitby«, sagte er wehmütig.
»Hmm?«
»Das ist Whitby, oder? Ich erkenne die Abtei.«
Er deutete auf eines der Fotos. Sie – wer sie auch sein mochte – trug einen roten Schal und lachte über etwas, das jemand außerhalb des Bildes sagte. Das war eines meiner liebsten Fotos. Man sah den Wind nicht, aber man konnte ihn fast fühlen. Harsch und kalt, er blies einen ordentlich durch, frisch und sauber. Im Hintergrund, hoch auf einer Klippe, stand das Gebäude, auf dem Gary nun mit dem Finger herumtippte.
Ich gab mir alle Mühe, ihm die Bilder wegzunehmen. Die gehören mir. Die darfst du nicht haben, Gary.
»Ich war als Kind oft dort. Nicht allein, natürlich. Dad hatte einen Wohnwagen und fuhr gern dorthin. Wann warst du in Whitby?«
Ich brachte es fertig, zu nicken und gleichzeitig den Kopf zu schütteln. Gary verstand es, wie er es verstehen wollte.
»Na dann, viel Glück, Jason.«
Und ich hätte ihm hinterhergesehen, aber ich hielt das Foto in der Hand und konnte mich einfach nicht losreißen.
Dev kam eine Stunde später wieder und summte eine sonderbare Melodie.
»Das ist ›Bo Jestes Ty‹ von Krzysztof Krawczyk«, sagte er. »Ich habe aber keinen Schimmer, was das heißt.«
»Wovon handelt es?«
»Liebe. Endlose, sehnsuchtsvolle, schmerzliche Liebe. Eine Liebe, wie sie nur ein Mann in einem Videospielladen für eine polnische Kellnerin namens Pamela empfinden kann. Was hast du so getrieben?«
»Gary war hier.«
Devs Miene wurde lang. Insgeheim aber liebte er solche Situationen.
»Was wollte er?«
»Die Sache klären. Dafür sorgen, dass es kein böses Blut gibt. Mich Kumpel nennen.«
»Er ist großarti g , dieser Gary. Undurchschaubar.«
»Aber außerdem … glaube ich … wollte er mich verunsichern.«
»Wie das?«
»Er hat gezögert.«
»Er hat gezögert?«
»Er hat gezögert. Absichtlich. Fing an, mir was zu erzählen. Dann hat er eine Pause gemacht. Und dann hat er es mir doch nicht erzählt.«
»Leute machen manchmal Pausen. Ich auch.«
»Ich denke nur …«
»Denk nicht. Wenn du denkst, wirst du nie richtig über sie hinwegkommen. Denken zieht alles nur unnötig in die Länge.«
Also beschloss ich, nicht zu denken.
Mystigma: Eine Reise durch das Ego bis zum Es, über dich und mich und die da.
Der Cursor zwinkerte mich an, ebenso überrascht von diesen Worten, wie ich es gewesen war.
Worüber zum Teufel sollte ich schreiben?
Ich studierte den Flyer. Haufenweise unpassende Worte waren fett gedruckt, und es gab viel zu viele Ausrufezeichen.
»Kaiko Kakamara ist einer der überraschendsten neuen Künstler Großbritanniens!! Die Kunstszene ist Feuer und Flamme für seine Vision und Beharrlichkeit, und zu seinen Fans zählen
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