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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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soll!
    Nicht »es dir geben «! Das war grob! Es war obszön!
    Über genau diese Art von Nachrichten hatten Dev und ich uns lustig gemacht. Beschränkt. Taktlos. Der letzte, verzweifelte Versuch, den ein sonnenverbrannter Trunkenbold mit anzüglichen Tätowierungen kurz vor Ladenschluss bei einer stocknüchternen Intellektuellen unternimmt, die ihn zu ignorieren versucht. Guten Willens, und dennoch geleitet von nicht gänzlich ehrenhaften Absichten.
    So war ich nicht.
    Und jetzt war ich mir sicher, absolut sicher, dass sie es lesen würde. Sie würde diese Nachricht lesen, und sie wüsste Bescheid, und dann würde sie vermutlich an dem Kebabladen vorbeispazieren und auch noch den Zettel sehen, mit den roten und gelben und grünen und blauen Ausrufezeichen eines astreinen Psychopathen, und dann würde sie außer Landes fliehen und den Mann mit dem klobigen Teint heiraten.
    Bravo, Jason Priestley! Du hast eine hoffnungslose Situation genommen und ihr deine ureigene Wendung beigebracht, um sie noch etwas hoffnungsloser zu gestalten.
    Schweigend schloss ich die Zeitung. Da fiel Dev et was ein.
    »Was meintest du eigentlich vorhin mit dem Kebab?«
    Der vierte Anruf an diesem Morgen kam, als ich draußen vor dem Büro aus dem Bus stieg. Bisher waren die Gespräche normalerweise so verlaufen:
    Ich: Hallo?
    Kleiner Junge: Ja, ich bin’s, das Mädchen deiner Träume.
    Ich: Du bist ein kleiner Junge.
    Kleiner Junge: Nein, ich bin die Frau vom Kebabzettel.
    Ich: Ich bin mir ziemlich sicher, dass du der kleine Junge bist, der mich schon den ganzen Morgen anruft.
    Kleiner Junge: Und wieso hängen Sie dann Zettel für kleine Jungs auf?
    Ich: Hör zu, ich kenne deine Nummer.
    Kleiner Junge: Sammeln Sie jetzt etwa Telefonnummern von kleinen Jungs?
    Ich: Auf Wiederhören.
    (ersticktes Lachen und Klatschen, im Hintergrund sagt jemand: »Ruf ihn noch mal an, ruf ihn noch mal an!«)
    Die Suche könnte also besser laufen.
    Ich schlich ins Büro, leicht verlegen, mit einem Tablett voller Kaffeebecher und einer Dose Schokoladenkekse für Clem. Clem liebt Schokoladenkekse. Mit der Zeit bekommt man solche Details mit.
    »Das sind nicht nur Schokoladenkekse!«, sagte er dank bar und mit komödiantisch hochgezogenen Augenbrauen. »Das sind Schokoladenkekse von Marks & Spencer ! «
    »Haha!«, sagte ich, obwohl ich mich mehr hätte bemühen sollen. »Ich weiß eben, dass du sie magst. Und das mit gestern tut mir wirklich leid.«
    »Kein Ding!«, sagte er. »Kann ja mal vorkommen.«
    »Du hast schließlich nur einen Witz gemacht«, sag te ich.
    »Ja, mich dünkt, ich war wohl witzig«, sagte er nachdenklich. »Du hattest einfach nur einen Anfall von etwas, das technisch gesehen als MSFH bekannt ist. Mangelnder Sinn für Humor! «
    »Haha!«, sagte ich noch mal, als hätte ich keine Ahnung, wie er nur auf solche Ideen kam, und fände ihn zum Schreien.
    »Weißt du, dass Clem nächste Woche einen Auftritt als Stand-up-Comedian hat?«, sagte Zoe, starrte dabei auf ihren Bildschirm und mied jeden Blickkontakt.
    »Machst du Witze?«, sagte ich.
    »Nun, genau das habe ich vor!«, sagte Clem und freute sich über seinen kleinen Scherz. »Ich will doch hoffen, dass ich Witze mache! Sag, was du willst, Kleiner, ich hab immer einen passen den Spruch parat!«
    Ich zeigte ihm zwei erhobene Daumen und setzte mich.
    Clem glotzte vor sich hin. Sein Mund suchte nach etwas Lustigem, was er über Daumen sagen konnte.
    Ich fing an, meine Kritik zu schreiben.
    »Brillanten aus Brighton!«, lautete die Überschrift.
    Ich gab mir richtig viel Mühe.
    Mittagszeit.
    Postman’s Park.
    Ein Flusskrebs-Wrap, eine Dose Cola und ein aufge regter Dev.
    »Ich bin draufgekommen, als du gerade weg warst!«, sagte er.
    »Worauf denn?«
    »Du. Dieses Mädchen. Das Potenzial, das darin steckt. Du hast alle Möglichkeiten, es wahr zu machen! Du hast ein Publikum. Ein Publikum, das du nutzen kannst, um sie zu finden!«
    »Wovon redest du?«
    »Du kannst was bewegen. Dir steht doch alles zur Verfügung!«
    »Was alles?«
    »London.«
    »Genauer?«
    »London Now!«
    Nein. Nein danke, Dev. Nicht, dass ich nicht auch schon daran gedacht hätte. Ein Artikel in der Zeitung würde seine Wirkung tun, wäre aber doch zu entblößend. Zu peinlich. Zu ausgehungert und verzweifelt. Ich habe solche Artikel von Journalisten gelesen, die an Speed-Dating und so was teilgenommen hatten, immer mit dieser herablassenden, spöttischen Distanz. Damit wollte ich nichts zu tun haben.
    »Ich glaube nicht,

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