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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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erkannte er Gordon James, den er zuletzt drei Jahre zuvor in Townsville gesehen hatte.
    Als sie an der Rindenhütte angelangt waren, ließ Gordon seine Männer halten.
    »Hallo, Ben«, grüßte er. Rosenblum nickte nur. Die mit einer dicken roten Staubschicht überzogenen Polizisten glotzten den bärtigen Viehzüchter, der neben einem Stapel Holzscheite stand, lustlos an.
    »Ihr sucht wahrscheinlich die Bande, die letzte Woche das Haus der Halpins überfallen hat«, meinte Ben in schleppendem Ton.
    »Ja«, gab Gordon zurück. »Sie scheinen nach Süden zu wollen. Wir sind ihnen gefolgt, bis mein schwarzer Fährtenleser krank wurde. Mussten ihn zurücklassen, damit er nach Cloncurry kann. Also hab ich beschlossen, mit meinen Jungs herzukommen, um zu sehen, ob du mir hilfst.«
    »Ich kann nicht viel für dich tun.«
    »Ich hatte gehofft, du leihst mir den Kalkadoon, der bei dir leben soll.« Gordon sah sich auf dem staubigen Hof um.
    »Terituba?« Ben runzelte die Stirn. »Den brauche ich hier. Er wird allmählich ein ausgezeichneter Viehhirte.«
    »Du kannst dir wohl denken, was diese Killerschweine Missus Halpin angetan haben, bevor sie ihren Mann ermordet haben.« Gordon beugte sich, auf den Sattelknopf gestützt, vor. »Soviel ich weiß, warst du doch mit den Halpins befreundet. Ich hätte gedacht, das zählt was.«
    Unangenehm berührt zuckte Ben zusammen, als Gordon seine Freundschaft mit den Halpins erwähnte. Nach Jennys Tod hatten sie ihn regelmäßig besucht. Für diese uneingeschränkte Hilfe in Zeiten der Trauer schuldete er ihnen Dankbarkeit. »Steig ab und lass deine Männer ausruhen«, sagte er daher. »Ich rufe Terituba.«
    »Danke, Ben.« Gordon lächelte. »Wusste ich doch, dass ich auf dich zählen kann, wenn Not am Mann ist.«
    Er wandte sich um und befahl seinen Männern abzusitzen. Sie waren die ganze Nacht geritten, um den Abstand zu den vier Gejagten zu verringern. Elegant glitten die eingeborenen Polizisten von ihren Pferden. Als Terituba hinter der Hütte erschien, trafen den früheren Kalkadoon-Krieger misstrauische, ja geradezu furchtsame Blicke, die er mit stolzer, verächtlicher Miene erwiderte. Die Feindschaft zwischen den Stämmen war tief, und die im fernen Neusüdwales rekrutierten Eingeborenen hegten keinerlei Sympathien für die Stämme des Nordens.
    Gordon sah Terituba kaum an, sonst wäre ihm der überraschte Blick des Kalkadoon aufgefallen. Der Aborigine hatte die auffällige Narbe bemerkt, die sich über die Stirn des weißen Offiziers zog.
    Während die Polizisten ihre Pferde zu einem Wassertrog führten, folgte Gordon Ben in den Schatten der Hütte, wo er sich auf einer aus einem Baumstamm gefertigten Bank niederließ. Ben verschwand kurz und kam mit einem Krug einfachem Gin wieder. Mehr konnte er sich nicht leisten, solange sein Vieh noch nicht für den Verkauf in Townsville gemustert war.
    Er setzte sich Gordon gegenüber, stellte den Krug zwischen sie und wischte zwei Emailbecher aus. Gordon füllte den seinen und nippte vorsichtig an der brennenden Flüssigkeit.
    Dabei sah er müßig seinen Polizisten zu, die im dürftigen Schatten der Viehhöfe saßen und sich unterhielten.
    »Wie lange brauchst du meinen Mann?«, fragte Ben, während er den unverdünnten Schnaps hinunterkippte.
    »Vielleicht einen Monat, länger nicht. Wenn wir in einem Monat nichts erreicht haben, schicke ich ihn dir zurück. Solange er bei uns ist, erhält er den Monatssold eines Fährtenlesers.«
    »Gut. Für dein Geld bekommst du den besten Fährtenleser nördlich vom Wendekreis des Steinbocks«, erwiderte Ben, der mit Interesse beobachtete, dass Terituba Abstand von den Polizisten hielt, die an den Koppeln herumlungerten. Er wusste, dass der Kalkadoon nichts für die Eingeborenen übrig hatte, die ein Jahr zuvor an der Vernichtung seines Volkes beteiligt gewesen waren.
    »Du hast wahrscheinlich gehört, dass Kate und Sarah nichts mit mir zu tun haben wollen«, sagte Gordon leise. Er wusste, dass sich Ben und Kate Tracy nahe standen. Die Nachricht, dass er Peter Duffys Tod verschuldet hatte, war mit Sicherheit auch hier in den Westen, nach Cloncurry, gelangt.
    »Ja, ich habe von der Sache mit Peter gehört.«
    »Ich hatte keine Wahl, Ben. Alles ging so schnell. Ich habe immer noch Albträume deswegen.«
    »So was passiert eben«, knurrte der jüdische Viehzüchter. »Die Vergangenheit kann niemand ändern.« Die schlichte Antwort verriet Gordon, dass Ben ihn nicht so ablehnte wie Kate. »Weißt du,

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