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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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direkt vor seinen Hufen aufgesprungen war, geriet das große Vollblut in Panik und stieg hoch. Pferd und Reiter stürzten schwer. Das Pferd schlug mit den Hufen um sich und wieherte erbärmlich.
    Als Luke wieder zu sich kam, stellte er zu seinem Entsetzen fest, dass er sich bei dem Sturz das Rückgrat gebrochen hatte. Er konnte zwar seine Arme benutzen, aber unterhalb der Taille spürte er nichts mehr.
    Es gelang ihm, sich zu seinem Pferd zu schleppen und es mit seinem Colt zu erschießen. Für das Tier war es ein schneller, sauberer Tod. Unter größten Schwierigkeiten löste Luke die Satteltaschen, indem er die Riemen zertrennte, und zog sie zu einem Bumbil-Baum. Er lehnte sich an den Stamm – und wartete.
    Die einzige Frage war, wie der Tod kommen würde. Es war fast zwölf Stunden her, seit ihn das Pferd abgeworfen hatte. Die Chancen, dass ihn in dieser abgelegenen Gegend, in die ihn die Suche nach einer Goldader geführt hatte, jemand finden würde, waren gering. Alte Gewohnheit, dachte er wütend und frustriert, denn ihm war klar, dass er weit vom Weg nach Burketown abgekommen war.
    Aber selbst wenn ein Reisender oder eine Gruppe Goldsucher auf ihn stieß, würden sie ihn nicht lebend finden, denn Luke Tracy hatte beschlossen, sich das Leben zu nehmen. Er wollte lieber sterben als sein Leben als halber Mann beschließen! Auf keinen Fall wollte er der Frau, die er mehr liebte als sein eigenes Leben, zur Last fallen. Besser man fand ihn tot, als dass er das Mitleid in Kates Augen sehen musste.
    Wann sollte er den Abzug des Revolvers, der neben seiner Hand lag, betätigen? Beim nächsten Sonnenuntergang? Oder wenn sich die Dunkelheit sanft über die herbe Schönheit des endlosen Horizonts dieses alten Kontinents legte? Nein, Dunkelheit sollte nicht das Letzte sein, das seine Augen sahen. Er wollte den prächtigen Anblick des flammenden Orangerots des Sonnenaufgangs mit sich nehmen.
    Die Tränen liefen ihm über das Gesicht, als er an Kate und das Kind, das sie trug, dachte. Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen. Kates Religion erlaubte nicht, dass man dem eigenen Leben selbst ein Ende setzte. Die »tödliche Sünde der Verzweiflung« hatte sie es einmal genannt. Aber Luke stand die Spiritualität der dunklen Menschen näher, die dieses alte Land einst durchstreift hatten. Vielleicht würde er im nächsten Leben ein Geist dieses Landes werden, ein Geist der Felsen die das gelbe Metall enthielten, das sein Leben beherrscht hatte.
    Er schloss das Tagebuch auf seinem Schoß und wickelte es sorgfältig in das Ersatzhemd, das Kate ihn mitzunehmen gedrängt hatte. Er ließ das Päckchen in eine der Satteltaschen gleiten und sicherte die Riemen. Auf keinen Fall sollten Aas fressende Tiere seine letzten Worte an seine Frau beschädigen. Eines Tages würde jemand seine Knochen finden. Mit ein wenig Glück waren die Taschen dann noch intakt, sodass Kate aus seinen schlichten, hingekritzelten Worten erfahren würde, wie sehr er sie geliebt hatte.
     
    Die Sonne war nur als feuriger Rand durch eine Lücke zwischen den spärlichen Bäumen der Ebene zu erkennen, als Luke Tracy den Revolver hob.
    »Auf Wiedersehen, meine liebste Kate. Ich werde dich auch in der nächsten Welt noch lieben«, flüsterte er leise.
    Dann hallte das donnernde Echo des Schusses über die Ebene.

16
    Zwei Wochen nach ihrer Abreise aus Townsville setzten bei Kate die Wehen ein. Willie, der vor dem Wagen ritt, hörte ihren Schmerzensschrei. Als er sich umwandte, hatte sie sich auf dem Bock zusammengekrümmt und hielt sich mit beiden Händen den geschwollenen Leib. »Jesus Christus«, fluchte er verzweifelt, während er an den Zügeln zerrte, um das Pferd zu wenden und zum Wagen zu reiten. Musste das ausgerechnet hier sein! Sie waren Meilen von der nächsten Siedlung entfernt.
    »Hilf mir runter, Willie!«, keuchte Kate. Sie stöhnte auf, als eine neue Wehe ihren Körper packte. Die Fruchtblase war geplatzt, und sie wusste, dass ihre Zeit gekommen war.
    Willie sprang vom Pferd, streckte die Arme aus und hob sie vom Wagen. Sie lehnte sich gegen das Wagenrad, wo sie den einzigen Schutz vor der Sonne fand und unter den Wellen des Schmerzes, die über ihren Körper hinwegrollten, keuchend sitzen blieb. »Was soll ich tun, Missus Tracy?«, fragte Willie verzweifelt, während er vor ihr in die Hocke ging. »Ich habe bis jetzt nur Kälbern auf die Welt geholfen.«
    Sie schenkte ihm ein schwaches, aber dankbares Lächeln. Dann sah sie die Panik in

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