Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
Vom Netzwerk:
Sonnenkollektoren befestigt waren. An der einstmals weißen Fassade prangten fünf dunkelblaue Buchstaben: IPREC. Links davon, an der schmalen Stirnseite des Platzes, sah Megan ein Holzhaus auf Steinsäulen, die Bretter weiß und die Fensterfassungen blau gestrichen. Eine Angelrute lehnte am Geländer der Treppe, die zur Tür hinaufführte.
    Hinter dem Holzgebäude erschien ein Mann und hielt auf den Platzzu. Er trug ein weißes T-Shirt, eine dunkelblaue Hose und eine Baseballmütze in derselben Farbe. Er hatte sich eine Schaufel über die Schulter gelegt und blieb stehen, als er Megan sah.
    Nach ein paar Schritten blieb Megan ebenfalls stehen. »Hallo!«, rief sie und hob die Hand.
    Der Mann erwiderte den Gruß nicht. Er redete in ein Funkgerät und schien dann zu warten. Obwohl der letzte Regen offensichtlich vor langer Zeit gefallen war, trug er Gummistiefel. Nichts an ihm war bedrohlich. Er setzte das Schaufelblatt auf den Boden und umfasste den Stiel mit beiden Händen. Sein Blick ging an Megan vorbei.
    Megan nahm eine der beiden Wasserflaschen aus dem Rucksack und trank sie leer. Sie musste an den Strohhut denken, der ihr auf der Bootsfahrt vom Kopf geflogen war und den sie jetzt gerne aufgesetzt hätte.
    Einige Minuten später kam ein weiterer Mann den Weg entlang. Er war glatzköpfig und kaum größer als der mit der Schaufel, aber dicker. Er trug Turnschuhe, eine knielange sandfarbene Hose und ein leuchtend gelbes Hemd mit kurzen Ärmeln. Beim Näherkommen nahm er die Sonnenbrille ab und musterte Megan.
    »Hallo«, sagte Megan, diesmal ohne die Hand auszustrecken.
    »Wer sind Sie?«, fragte der Mann. Er kniff die Augen zusammen, was sein Gesicht zu einer Grimasse verformte, die größtes Unbehagen ausdrückte. »Was wollen Sie hier?« Seine Stimme war eine Spur zu hoch, der Akzent klang französisch.
    »Mein Name ist Megan O Flynn. Ich habe von dieser Insel gehört und würde gerne hier arbeiten.«
    »Arbeiten?« Der Mund des Mannes verzog sich.
    »Ich bin Veterinärin.«
    »Das geht nicht«, sagte der Mann rasch, wobei er mit der Hand durch die Luft fuhr, als verscheuchte er ein Insekt. »Das ist unmöglich.« Er setzte die Sonnenbrille auf. »Unmöglich.«
    »Sind Sie der Leiter der Station?«
    Es schien, als müsste der Mann über die Frage nachdenken. »Nun ja«, sagte er schließlich und ohne Megan länger als den Bruchteil einer Sekunde in die Augen zu sehen, »ich kann Ihnen zumindest versichern, dass wir … dass wir niemanden einstellen. Nein.«
    »Ich kann jede Arbeit übernehmen«, sagte Megan. »Putzen. Kochen. Was Sie wollen.«
    »Wir haben eine Köchin«, sagte der Mann hastig, wieder mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Wie kommen Sie hierher? Wer hat Sie geschickt?«
    Die zum zweiten Mal gestellte Frage, wer sie geschickt habe, ließ Megan auflachen. »Niemand. Professor Salter hat mir von der Station erzählt. Ich interessiere mich für …«
    »Jeffrey Salter?«, unterbrach der Mann sie.
    »Ja.«
    Die Miene des Mannes wechselte von verkniffen zu nachdenklich. Seine Haut schimmerte hellbraun. Tausende Sommersprossen, nur wenig dunkler als die Haut, bedeckten die Arme und Hände, den Hals, das Gesicht und den kahlen Kopf. Seine Wimpern waren beinahe durchsichtig, seine Lippen rosa und spröde.
    »Kennen Sie ihn?«
    Der Mann sah Megan leicht verwirrt an. »Flüchtig«, sagte er. »Wie sind Sie auf die Insel gekommen?«
    »Fischer haben mich in ihrem Boot gebracht.«
    »Fischer«, wiederholte der Mann. Er legte das Kinn auf die Brust und betrachtete seine Turnschuhe, die mit ausgefransten Schnüren gebunden waren. Nach einer Weile hob er den Kopf. »Woher wissen die …? Wir sind nicht so einfach zu finden.«
    »Ich habe lange gesucht. Jeffrey konnte mir nur …« Megan verstummte, als sie Motorenlärm hörte.
    Die beiden Männer drehten die Köpfe. Ein Gefährt, das aussah wie ein weißlackierter Armeejeep, auf den ein flaches, von Stangen getragenes Stoffdach montiert war, tauchte am anderen Ende des Platzes auf und hielt vor dem gemauerten Gebäude. Ein großer, dünner Mann in einem hellen Anzug kletterte vom Fahrersitz, stieg die Treppe hoch und verschwand im Haus.
    »Kommen Sie mit«, sagte der Glatzkopf und marschierte los.
    Megan folgte ihm. Der Philippino mit der Schaufel ging ein paar Schritte hinter ihr. Der Himmel war von einem metallischen Graublau und wolkenlos, die Sonne in dieser weiten Helligkeit nicht auszumachen.Noch immer wehte kein Wind, nicht ein einziger Lufthauch

Weitere Kostenlose Bücher