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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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standen auf einem Felsplateau, weil Sarah dieser Aussichtspunkt gereizt hatte, inmitten der schwermütigen Pracht der wildgezackten, mächtigen Berge, blickten über das Meer und die Inseln.
    Unter ihnen brandeten die Wellen gegen den Fels.
    ›Gib ihr einen leichten Stoß‹, hörte er die Stimme in ihm sagen. ›Keiner wird es sehen. Keiner wird sie finden. Es gibt an dieser Stelle genügend Felsspalten, wo sie für immer verschwindet und unentdeckt bleiben wird. Und du kannst dich ganz auf Emmerlein konzentrieren. Das Problem ist gelöst, und keiner kann dich mehr aufhalten. Du bist dann frei. Frei für deine Rache.‹
    Bachmanns Blut wallte heiß vor Entsetzen und Furcht. Er bebte am ganzen Körper.
    Ein kalter Schauder schüttelte ihn.
    Ein langer, kalter Schauder.
    Er presste die Zähne so fest zusammen, dass seine Backenknochen schmerzten.
    Betroffen sah er Sarah von der Seite an.
    Sein Herz hämmerte wild.
    ›Du wirst sie nur erlösen‹, zischte die Stimme. ›Tu es! Jetzt!‹
    »Nein, nein«, murmelte er panisch.
    Sarah sah ihn erstaunt an.
    »Was meinst du?«, wollte sie wissen.
    Bachmann vergrub seine geballten Fäuste in den Taschen der Jacke, schwieg, schaute wie erstarrt zu den gewaltigen Kathedralen aus graubraunem Gneis.
    Diese Gedanken waren furchtbar, sie waren grausam, höllisch.
    Aber sie waren da.
    Ihm war kalt.
    Auf der Strasse sah er das Polizeiauto wieder. Es stand am Rand des schmalen Fahrweges, weit vor ihnen, als ob es sie erwarten würde. Er zuckte zusammen.
    »Verflucht!«, schimpfte er. Warum, dachte er, erschrecke ich, nur weil ich es sehe?
    Näher und näher kamen sie dem weißen Wagen. Als sie vorbei fuhren, konnte er die Männer in ihren dunklen Uniformen sehen, die ihn, wie es ihm schien, aufmerksam musterten. Sie hatten ihre Uniformmützen tief herab gezogen, so dass er ihre Gesichter nicht erkennen konnte. Sie trugen schwarze Lederjacken mit Schulterstücken, auf denen er goldene Sterne sah:
    »Hier gibt es aber viel Polizei«, stellte Sarah fest. Ihre Stimme zitterte leicht.
    »Ach was«, erwiderte er, betont sorglos, »das ist das gleiche Auto wie gestern.«
    »Das ist aber seltsam«, erwiderte sie.
    Da hat sie Recht, dachte er.
    Das Auto blieb hinter ihnen zurück. Im Rückspiegel sah er, dass die Männer ihnen nachblickten.
    Seine Kopfhaut begann zu prickeln. Es war kein gutes Gefühl.
    »Der Teufel soll diese Polizisten holen«, zischte er wütend. »Wir dürfen nur keinen Fehler machen. Nicht auffallen, niemals.« Seine Stimme wurde hart. »Keine Leiche, keine Anklage.«
    »Wenn sie uns aber mit dem Tod Emmerleins in Verbindung bringen sollten«, erwiderte Sarah bockig, »können wir ihnen nicht entkommen.«
    Bachmann erwiderte nur unwirsch: »So klug, wie du denkst, sind diese Polizisten nicht. Was wissen die schon! Nichts! Wir sind nur Touristen! Wie viele hier!«
    Dennoch verspürte er eine kalte, unbestimmte Furcht. »Der Teufel soll diese Polizisten holen!«, zischte er erneut.
    Doch was würde sein, wenn sie fliehen müssten? Sie saßen in der Falle auf diesen einsamen Inseln am Rande der Welt!
    Und kleiner und kleiner wurde das weiße Auto hinter ihnen, das die Aufschrift ›POLITI‹ trug.
    Aber seine Unruhe wich.
    Sarah ist auf meiner Seite dachte er erleichtert, denn wenn sie eine Flucht vor der Polizei in Erwägung zieht, wird sie auch den Tod Emmerleins akzeptieren.
    Und seine innere Stimme schwieg, war verstummt, so, als ob dieses furchtbare Angebot, Sarah zu beseitigen, nie existiert hätte.

    Über Brücken fuhr er, die kleine Inseln verbanden und so schmal waren, dass sie nur ein Fahrzeug passieren konnte und er Acht geben musste, ob ihm ein anderes Auto entgegen kam.
    Und über allem spannte sich an diesem Tag ein kristallharter stahlblauer Himmel, dem sich die Gneisgiganten entgegenreckten, als wollten sie ihn mit ihren scharfen Kanten aufritzen und für die Blicke der Menschen öffnen.
    Wieder lag ein Dorf vor ihnen, ein Dorf am Fuße eines großartigen Gebirges, graublau und mit vielen nadelstarren Spitzen, wie eine zerhackte Linie wilder Sägezähne.
    Es ist Reine, dachte er.

    Plötzlich kam ihm der weiße Volvo wieder in den Sinn. Aber er sah den Volvo nicht. Er sah auch keinen roten Toyota. Doch der weiße Volvo bereitete ihm große Sorgen.
    In einem Touristenbüro mietete er eine rot gestrichene Hütte mit einem grünen Dach, die auf Uferfelsen stand und von der man auf einer schmalen Holztreppe hinuntergelangen konnte zum Wasser, wo ein kleines

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