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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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vergehen.
    Aus dem Augenwinkel warf er Sarah einen Blick zu. Sie beobachtet mich, schoss es ihm durch den Kopf, sie muss die ganze Szene bemerkt haben. Eine seltsame Unruhe erfüllte ihn, die quälend war und nicht weichen wollte, wie ein Albtraum hielt sie ihn gepackt.

    Etwas Großes und Weißes trieb im Wasser, über dem kreischende Möwen kreisten, um dann herabzustoßen. Es war, wie er sehen konnte, als das Schiff näher heranfuhr, ein Wal, der leicht schaukelnd und mit dem Bauch nach oben im Wasser trieb, als ruhte er nur, doch war er tot.
    Weiter fuhr das Schiff, in die Endlosigkeit des Nordmeeres hinein, nur war die Stimmung an Deck etwas bedrückt geworden, doch wurde sie sofort wieder besser, als über den Bordfunk die Durchsage kam, dass die Beobachtung von Pottwalen nun bevorstünde, ja sogar schon im nächsten Augenblick erfolgen könne.
    Beinahe unmittelbar nach dieser Durchsage geschah es: Es erhob sich ein Pottwal mit seinem ganzen gewaltigen Körper aus dem Meer und eine große Fontäne aus Wasser stand einen Augenblick lang über ihm, ehe er wieder hinabtauchte und dann, für einen kurzen Moment nur, seine Schwanzflosse aus dem Wasser ragte.
    Die Menschen an Deck jubelten vor Begeisterung, es herrschte eine ungemein große Freude, nur Bachmann ließ sich nicht anstecken von dieser Euphorie, er beobachtete weiter Emmerlein, der, genau wie er selbst, gelassen wirkte und sehr ruhig inmitten der Menschen mit ihren Fotoapparaten, die nun einer Schar aufgeregt gackernder Hühner glichen.
    Doch es folgten immer neue Wale, die sich offenbar ohne Scheu, dem Schiff näherten und oft nur wenige Meter von der Bordwand entfernt auftauchten.
    Emmerlein sieht nicht zu mir hin, dachte er, doch war es ihm, als wurde er von Emmerlein aus den Augenwinkeln beobachtet, und er glaubte, diese Blicke beinahe körperlich spüren zu können. Aber wenn er sich täuschte, wenn seine Unruhe nur einer Einbildung entsprang? Andererseits war es möglich, dass Emmerlein selbst zum Angreifer wurde. Dann musste er sich ihm gut vorbereitet stellen, durfte sich nicht von ihm überraschen lassen, konnte er doch ein Gegner sein, der ihm alles abverlangen würde, seine Schnelligkeit, seine ganze Kraft, so wie er sie einmal bei den Fallschirmjägern besessen hatte.
    Bei der Rückfahrt beobachtete er, dass Sarah, die oft ruhelos auf dem Deck auf und ab lief, unvermittelt stehen blieb, um mit Emmerlein ein Gespräch zu führen, der sie dabei lächelnd, ja offenbar sogar ein wenig bewundernd, anschaute. Was sagte sie zu ihm, was antwortete Emmerlein?
    Seine Miene verfinsterte sich. Tief vergrub er die Hände in den Taschen seines Anoraks, ballte sie zu Fäusten.
    Emmerlein fütterte nun Möwen mit einem Kanten Brot, den er in kleine Stücke zerteilte.
    Und er lachte!
    Und Sarah lachte auch. Sie lachte!
    Eine dumpfe Verständnislosigkeit hatte ihn gepackt. Sollte Emmerlein die Gefahr erkannt haben, die über ihm schwebte, so wirkte er erstaunlich gelassen. Sollte er mich vielleicht nicht einmal ernst nehmen, schoss es ihm durch den Kopf, hält er mich für zu alt und unbeholfen, wenn er mir Auge um Auge im Kampf gegenübersteht? Denkt er nicht daran, dass ich mich ihm auch von hinten nähern kann und er mich erst dann wahrnehmen wird, wenn mein Messer in seinen Körper dringt? Vielleicht aber denkt er auch nicht an ein Messer und nur an einen Zweikampf, Mann gegen Mann, bei dem er wohl im Vorteil wäre? Er könnte Kampfsportgriffe erlernt haben im Gefängnis, mit denen der Kleine und Schwächere den Größeren und Stärkeren besiegen und von unten mit der Handkante oder der Faust seinen Kehlkopf treffen konnte.
    Da, unvermittelt, traf ihn ein Blick Emmerleins, ein sehr rascher Blick, den er gewiss nicht bemerken sollte und doch wahrgenommen hatte und sehr deutlich. Lag ein Wissen in diesem Blick, eine Drohung, einen möglichen Angriff zu unterlassen und seinen Plan aufzugeben?
    ›Du kannst dir nicht sicher sein, ob er dein Vorhaben ahnt oder nicht,‹ sagte die Stimme in ihm. ›Rechne mit jeder Möglichkeit!‹
    Und erneut trafen seine Blicke den Rücken Emmerleins wie Dolche.
    Wenn er ihn doch nur hier, auf diesem Schiff, mit der Handkante betäuben und dann hinabstürzen könnte in das eisige Wasser! Seine Brust hob und senkte sich wild, er kämpfte gegen die Erregung, die ihn befallen hatte und die nicht sichtbar werden durfte.
    »Über was habt ihr gesprochen?«, wollte er von Sarah wissen.
    »Über die Wale«, antwortete sie nur. »Er

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