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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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verwandelte, so daß Boulware noch langsamer fahren mußte.
    Kurz nach Maras gab die Kutsche den Geist auf.
    Alle Mann stiegen aus und guckten unter die Motorhaube. Boulware konnte nichts entdecken. Der Taxifahrer sagte etwas, und Charlie übersetzte: »Er versteht auch nicht, was los ist – er hat die Zündung erst vor kurzem eigenhändig eingestellt.«
    »Vielleicht hat er’s nicht richtig gemacht«, sagte Boulware. »Schauen wir mal nach.«
    Der Fahrer holte ein paar Werkzeuge und eine Taschenlampe aus dem Kofferraum, und die vier Männer standen im strömenden Regen um den Motor herum und versuchten den Fehler zu finden.
    Schließlich entdeckten sie, daß die Zündkontakte nicht richtig saßen. Boulware vermutete, daß entweder der Regen oder die dünne Höhenluft oder beides zusammen die Fehlzündung letztlich ausgelöst hatten. Es nahm geraume Zeit in Anspruch, die Kontakte richtig einzustellen, doch schließlich sprang der Motor wieder an. Verfroren, durchnäßt und hundemüde kletterten die vier Männer wieder in das betagte Vehikel, und Boulware fuhr weiter.
    Sie fuhren gen Osten, und die Landschaft wurde immer karger, keine Ortschaft, kein Haus, kein Vieh – rein gar nichts.
    Die Straße wurde immer schlechter und erinnerte Boulware an die Viehtrecks in Cowboyfilmen. Bald ging der Regen in Schnee über, und die Straße vereiste. Immer wieder warf Boulware einen Seitenblick auf den steilabfallenden Berghang. Wenn du da runterdonnerst, sagte er sich, wirst du gar nicht erst verletzt – dann bist du sofort hin.
    In der Nähe von Bingol, ungefähr auf der Hälfte der Strecke, ließen sie das Unwetter unter sich. Der Himmel war klar und das Mondlicht so strahlend, daß es fast taghell war. Boulware konnte die Schneewolken und die Blitze unter ihnen deutlich erkennen. Die Bergflanken waren reifbedeckt, und auf der Straße fuhr es sich wie auf einer Bobrennbahn.
    Boulware dachte: Mann, ich krepier’ hier oben, und niemand wird es je erfahren, weil kein Aas weiß, wo ich mich rumtreibe.
    Plötzlich bockte das Steuerrad in seinen Händen, und der Wagen verlor an Geschwindigkeit. In der Schrecksekunde dachte Boulware, er habe die Herrschaft über das Fahrzeug verloren, doch dann merkte er, daß sie einen Platten hatten. Behutsam brachte er das Auto zum Stehen.
    Wieder stiegen sie aus, und der Taxifahrer öffnete den Kofferraum. Er hievte den Reservekanister heraus, um an den Ersatzreifen zu kommen. Boulware fror erbärmlich: Die Temperatur mußte weit unter dem Gefrierpunkt liegen. Der Taxifahrer lehnte jede Hilfe ab und bestand darauf, den Reifen selbst zu wechseln. Boulware zog seine Handschuhe aus und bot sie ihm an. Der Mann schüttelte nur den Kopf. Das geht ihm wohl gegen die Ehre, dachte Boulware.
    Es wurde vier Uhr morgens, bis der neue Reifen montiert war. Boulware sagte zu Charlie: »Fragen Sie ihn, ob er mich ablösen will – ich bin fix und fertig.«
    Der Fahrer war einverstanden.
    Boulware setzte sich nach hinten. Sie fuhren weiter. Boulware schloß die Augen und versuchte, das Rütteln und Stoßen zu ignorieren. Er fragte sich, ob sie die Grenze wohl rechtzeitig erreichen würden. Verdammt, dachteer, auf jeden Fall kann keiner behaupten, wir hätten es nicht versucht.
    Sekunden später war er eingeschlafen.
    *
    Wie der Wind fegte das ›Dreckige Team‹ aus Teheran hinaus. Die Stadt glich einem verlassenen Schlachtfeld. Denkmäler waren von ihren Sockeln geholt, Autos in Brand gesteckt und Bäume für Straßensperren gefällt worden; diese wiederum waren weggeräumt, die Autowracks beiseite geschoben, die Denkmäler zerschmettert und die Baumstämme verbrannt worden. Die Bäume waren zum Teil fünfzig Jahre lang täglich von Hand gegossen worden.
    Nirgends wurde noch gekämpft. Nur wenige Menschen ließen sich blicken, und es herrschte kaum Verkehr. Vielleicht war die Revolution vorüber. Oder die Revolutionäre tranken gerade Tee.
    Sie fuhren am Flughafen vorbei und nahmen die Schnellstraße nach Norden, denselben Weg wie Simons und Coburn auf ihrer Erkundungsfahrt. Einige von Simons Plänen hatten sich zerschlagen – dieser nicht. Trotzdem machte sich Coburn Sorgen. Was würde auf sie zukommen? Tobten in den Provinzstädten und Dörfern noch Kämpfe? Oder waren die Dorfbewohner zu ihren Schafen und Pflügen zurückgekehrt?
    Bald rollten die beiden Range Rover mit hundert Stundenkilometern am Fuß einer Bergkette entlang. Zu ihrer Linken erstreckte sich eine weite Ebene, zur Rechten ragten

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