Auf den Schwingen des Adlers
schneebedeckte Bergkuppen über grünen Hügeln in den blauen Himmel.
Coburn betrachtete den Wagen vor ihnen und bemerkte, daß Taylor mit seiner Instamatic durch das Rückfenster fotografierte. »Seht euch bloß den an!« sagte er.
»Meint der, wir seien auf einer Vergnügungsfahrt?« sagte Gayden.
Coburn wurde allmählich zuversichtlicher. Bis jetzt hatte es keinen Ärger gegeben. Vielleicht kam das Land langsam zur Ruhe.
Etwa fünfzig Kilometer hinter Teheran trafen sie kurz vor der Stadt Karadj auf die erste Straßensperre. Wie gewöhnlich wurde sie von Männern und jungen Burschen mit Maschinenpistolen bewacht.
Der erste Rover hielt an, und bevor Paul den zweiten zum Stehen bringen konnte, war Raschid schon herausgesprungen, um ganz sicherzugehen, daß er und nicht die Amerikaner den Wortwechsel bestritten. Gestenreich, lautstark und in schnellem Farsi legte er auch sofort los. Paul kurbelte die Seitenscheibe hinunter. Nach allem, was sie von der Unterhaltung mitbekamen, tischte Raschid nicht die verabredete Geschichte, sondern irgend etwas über Journalisten auf.
Nach einer Weile sagte Raschid ihnen, sie müßten die Autos verlassen. »Sie wollen uns nach Waffen durchsuchen.«
Coburn, dem die vielen Leibesvisitationen auf der Erkundungsfahrt noch bestens in Erinnerung waren, hatte sein Messer im Wagen versteckt.
Die Iraner tasteten sie ab und durchsuchten dann pflichtschuldig die beiden Autos. Sie fanden weder Coburns Messer noch das verborgene Geld.
Nach ein paar Minuten sagte Raschid: »Wir können weiterfahren.«
Ungefähr hundert Meter weiter war eine Tankstelle. Sie fuhren vor, denn Simons wollte die Tanks immer so voll wie möglich haben.
Während des Auftankens zauberte Taylor eine Flasche Cognac hervor, und außer Simons, der dagegen war, und Raschid, dessen Glaube Alkoholgenuß verbot, nahmen alle einen kräftigen Schluck. Simons war wütend über Raschid. Statt zu sagen, daß sie Geschäftsleute waren, die nach Hause wollten, hatte er erzählt, sie seienJournalisten und wollten über die Kämpfe in Täbris berichten. »Halt dich gefälligst an die vereinbarte Geschichte«, sagte Simons.
»Aber ja doch«, meinte Raschid.
An der Tankstelle hatte sich inzwischen eine Anzahl von Zuschauern um die Fremden gesammelt. Coburn machten die Leute nervös. Zwar verhielten sie sich nicht gerade feindselig; dennoch wirkten ihre stummen, wachsamen Blicke irgendwie bedrohlich auf ihn.
Raschid kaufte eine Dose Öl, nahm den Kanister, der den größten Teil ihres Geldes in beschwerten Plastikbeuteln enthielt, aus dem Fond und goß das Öl hinein, um ihre Schätze zu verbergen. Keine schlechte Idee, dachte Coburn. Ich an seiner Stelle hätte allerdings Simons vorher informiert.
Er versuchte, die Einstellung der Menge am Gesichtsausdruck einzelner zu erkennen. Hatten sie nichts zu tun und wollten nur ihre Neugier befriedigen? Oder waren sie empört? Mißtrauisch? Böswillig? Er vermochte es nicht zu sagen. Auf jeden Fall wollte er schnellstens wieder weg.
Raschid bezahlte, und die beiden Wagen fuhren langsam aus der Tankstelle heraus.
Auf den nächsten hundert Kilometern stießen sie auf keinerlei Hindernisse. Die Straße, die neue iranische Staatsautobahn, war in gutem Zustand. Sie führte durch ein Tal, an dessen Seite sich eine einspurige Eisenbahnlinie entlangzog. Darüber erhoben sich Berge mit schneebedeckten Gipfeln. Die Sonne schien.
Die zweite Straßensperre kam kurz vor Ghazvin.
Sie war zwar nicht offiziell – ihre Bewacher trugen keine Uniformen –, aber größer und besser organisiert als die erste. Es gab zwei Kontrollpunkte hintereinander und eine Schlange wartender Autos.
Der Wagen vor ihnen wurde gründlich durchsucht. Ein Bewacher öffnete den Kofferraum und nahm etwas heraus, was aussah wie ein zusammengerolltes Hemd. Ernestelte es auseinander und fand ein Gewehr. Er rief etwas und fuchtelte mit der Waffe in der Luft herum.
Mehrere Bewacher eilten herbei. Eine Menschenmenge lief zusammen. Der Fahrer des Wagens wurde ins Verhör genommen. Einer der Bewacher schlug ihn zu Boden.
Raschid scherte aus der Schlange aus.
»Fahr ihm nach!« sagte Coburn zu Paul.
»Was macht der denn?« fragte Gayden.
Raschid schob sich durch die Menge. Die Leute machten ohne weiteres Platz, sobald der Range Rover sie leicht anstieß – sie interessierten sich ausschließlich für den Mann mit dem Gewehr. Paul hielt sich dicht hinter Raschid. Sie passierten den ersten Kontrollpunkt.
»Das gibt
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