Auf Den Schwingen Des Boesen
zu Boden ging, sondern stürmte zur Tür, wobei der Teppich wegrutschte und ich gegen die Flurwand prallte. Wills Namen rufend rannte ich über den Flur, warf einen Beistelltisch und eine Vase um und krachte gegen das Galeriegeländer über dem Wohnzimmer. Unter unartikulierten Schreien stürzte ich die Treppe hinunter und glitt unten angekommen erneut aus. Mit schmerzenden Beinen schleppte ich mich in die Küche.
Die Haustür flog auf, und ich fühlte den warmen Luftstoß, den Wills Nähe immer auslöste. »Ellie!«
Ich machte kehrt und schoss um die Ecke in den Eingangsbereich. Er stand in der offenen Tür, die weißen Flügel weit gespreizt und außer Atem, als wäre er gerade erst gelandet. Ich warf mich in seine Arme – es war der einzige Ort, an dem ich mich sicher fühlte, das Einzige, was mir geblieben war. Schluchzend und jammernd sank ich mit ihm zu Boden. Er flüsterte mir etwas zu, streichelte mein Haar und drückte mich fest an sich, aber ich konnte ihn nicht hören. Ich schrie nach meiner Mutter, schrie nach meiner Familie, immer wieder, bis Hals und Lungen brannten und ihren Dienst versagten.
Ich wand mich aus seinen Armen und rappelte mich hoch, rieb mir das Gesicht und wankte auf wackeligen Beinen davon. Meine Tränen liefen durch das eingetrocknete Blut eines anderen auf meinen Wangen. »Ich muss zurück«, schluchzte ich. »Ich muss mich um sie kümmern.«
»Das ist schon geschehen«, sagte Will, indem er aufstand und seine zittrige Hand nach mir ausstreckte. Seine Flügel hoben und spreizten sich so weit, wie es im Haus möglich war. »Komm zu mir. Bitte . Ellie. Komm zu mir.«
»Ich muss mich um sie kümmern!« Ich war so hysterisch, dass ich nicht wusste, ob meine Worte überhaupt zu verstehen waren. Als ich mich von ihm losreißen wollte, packte er mich am Handgelenk. Ich drosch mit der Faust auf seinen Arm ein, und er schrie auf, lockerte jedoch nicht seinen Griff. »Lass mich los! Lass mich zu ihr!«
Er wirbelte mich herum und warf mich zu Boden, wo ich schreiend um mich schlug. Ehe ich mich versah, saß er auf mir drauf, riss meine Arme hoch und presste sie über meinem Kopf auf den Teppich, während seine ausgebreiteten Flügel alles um uns herum verdunkelten. Seine Macht drückte mich tiefer und tiefer in den Boden, so unerbittlich, dass ich mich kaum regen konnte. Tintenschwarzer Rauch breitete sich über mir aus, bis ich das Gefühl hatte, immer tiefer zu sinken und darin zu ersticken. Schreiend warf ich den Kopf hin und her, strampelte mit den Beinen und versuchte, meine Arme wegzureißen, doch er gab keinen Millimeter nach.
»Lass mich los!« , kreischte ich wieder und wieder, bis ich vor Erschöpfung aufhörte, um mich zu schlagen, und mir nach all dem Schreien die Stimme versagte. Ich bewegte zwar die Lippen, brachte jedoch nur ein leises Wimmern zustande.
»Ellie.« Seine leise Stimme war voller Schmerz, als er seine Stirn an meine drückte. »Ellie, bitte. Hör auf. Bitte, hör auf. «
Meine Lunge brannte, und mein Hals war wund. Schluchzend gab ich mich geschlagen. Er lockerte seinen Griff, doch obwohl ich mich nicht mehr gegen ihn wehrte, ließ er mich nicht los.
»Ellie, bitte . Hör bitte auf, gegen mich zu kämpfen. Bitte, hör auf.«
Ich starrte auf die verschneite Eisfläche, die den See hinter Nathaniels Haus bedeckte. Der schneidende Wind wirbelte weiße Schneewolken auf und trieb sie zu den Bäumen und der Veranda, auf der ich saß. Ich zog mir die Decke, die ich mit nach draußen genommen hatte, noch ein wenig fester um den Körper und machte mir nicht die Mühe, mir die windgepeitschten Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen. Ich nahm die frostige Luft kaum wahr, da mein Inneres zu Eis erstarrt war.
»Ellie«, sagte Lauren, nachdem sie die Terrassentür ein Stück aufgeschoben hatte. »Du bist jetzt lange genug da draußen gewesen. Du frierst dich noch zu Tode.«
Ich antwortete nicht. Nach kurzem Zögern zog sie sich zurück und schloss die Tür. Es dauerte nicht lange, bis sie wieder geöffnet wurde und ich Wills Nähe spüren konnte. Ich biss die Zähne zusammen, um ihn nicht anzuschreien. Langsam überquerte er die Terrasse, kniete sich vor mir hin und legte die Hände auf die Armlehnen. Ich warf ihm einen zornigen Blick zu, den er mit einem sanftmütigen Lächeln erwiderte.
Weitere Erinnerungen drängten sich in meinen Kopf, und ich hielt mir stöhnend die Hände vors Gesicht. »Geh weg«, knurrte ich mit rauer Stimme.
»Du musst mit mir
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