Auf den Spuren der Nahtoderfahrungen - gibt es eine unsterbliche Seele?
umhergegangen, weil ich glaubte, das würde helfen, dieses Furcht einfl
ö
ßende Gefühl zu beenden. Am schlimmsten empfand ich danach, dass ich noch nicht einmal mit meinem Mann darüber sprechen konnte, weil ich keine Sprache
dafür hatte, die diesen Zustand h
ä
tte beschreiben k
ö
nnen, und ich befürchtete, von Außenstehenden fürverr
ü
ckt gehalten zu werden, falls ich es dennoch versuchen sollte. Richtig unangenehm wurde die Geschichte, als es dann tats
ä
chlich zum gefühlten, kompletten Verlassen des K
ö
rpers kam.
Eines Nachts wurde ich wach und sp
ürte eine seltsame Unruhe. Ich stand auf und ging ins Bad, weil ich mir die Stirn k
ühlen wollte. Ich setzte mich auf den Rand der Badewanne, weil mir plötzlich schwindelig wurde. Dann h
örte ich diese seltsame, unnachahmliche Musik. Ein hoher, kaum zu beschreibender sph
ärischer Ton,
ähnlich einem dauerhaft klingenden, hocht
önenden Gl
öckchen, wie man sie von meditativer Musik kennt – aber ich muss dazu sagen, ich war damals kein Fan von vergleichbaren, esoterisch angehauchten Entspannungskl
ängen; erst sp
äter habe ich Parallelen festgestellt.
Unvermittelt sp
ürte ich, wie ich aus meinem Körper herausgezogen wurde,
ähnlich wie aus einer T
üte. Zuerst verlor ich das Gefühl für meine F
üße, dann meine Knie, schließlich die Oberschenkel und dann die H
üften. Ich dachte, so ist es also, wenn man stirbt, und als das Gefühl die Brust und den Kopf erreichte, empfand ich nur noch nackte Panik. Ich wollte nach meinem Mann rufen, doch ich war wie gelähmt. Als ich mich dann für gefühlte Sekundenbruchteile von oben sehen konnte, wie ich da saß, heute würde man sagen, wie ein lebender Zombie, empfand ich es als den blanken Horror.
Als der Spuk dann vorbei war und ich anscheinend wieder in meinen Körper zurückgekehrt war, stand ich auf. Zitternd und völlig verdattert schaute ich in den Badezimmerspiegel und empfand die Person, die ich dort sah, als seltsam fremd.
Von jetzt auf gleich empfand ich meinen Körper als fremden, s
ächlichen Gegenstand – ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass ,ich' mein K
örper war –, ich konnte ganz deutlich den Unterschied spüren, und es war, als ob ich jede seiner Bewegungen wie eine Außenstehende beobachtete. Verst
ört kehrte ich ins Bett zurück, in der verzweifelten Hoffnung, dass dieses Empfinden sp
ätestens am nächsten Morgen wieder verschwunden w
äre und ich aus dieser Art Alptraum erwachen würde. Als ich am anderen Tag aufstehen wollte, kam ich nicht weit. Schon beim Aufsetzen war nichts wie zuvor. Jede Bewegung, die ich vollzog, war wie das Spiel einer Marionette. Und nicht nur das: Ich beobachtete nicht nur meinen K
örper – sondern auch meinen Geist. Es kam mir vor, als k
önne ich tausendmal schneller denken als das alte Ich, das zuvor mein Denken beherrscht hatte. Ich hatte
plötzlich die F
ähigkeit zu hochphilosophischen Gedankeng
ängen, zu Themen, von denen ich nie zuvor gelesen hatte, die aber l
ängst von ber
ühmten Philosophen gedacht worden waren, wie ich zu meinem Erstaunen in diversen Nachschlagewerken feststellen konnte. Ich fühlte mich wie eine Außerirdische, die gerade gelandet war und wie im Zwang alles hinterfragte, was ihr in den Sinn und in die Quere kam. Plötzlich fand ich die Katzenfutterwerbung seltsam, weil es Millionen Menschen gab, die hungerten, und bei uns richtete man das Futter für die Tiere auf einem Porzellantellerchen an – mit Petersilienstr
äußchen. Oder ich fragte meinen Mann: Warum w
ächst eine Blume, und er sagte, weil sie in der Erde steckt und Wasser und Licht erh
ält, und ich sagte: Nicht wie, sondern WARUM?? Menschen kamen mir plötzlich vor wie Bioroboter, und das Gefühl, aus Fleisch und Wasser und
Knochen zu bestehen, machte mir eine h
öllische Angst. Auch gedanklich besch
äftigte ich mich geradezu zwanghaft mit der Tatsache, dass das Gehirn materiell ist (Blut, Wasser, Gewebe), die darin ablaufenden Gedankeng
änge aber eindeutig immateriell sind (man kann sie weder fotografieren noch r
öntgen …). Eine Stimme in mir wollte raus aus diesem Dilemma, raus aus diesem Körper, und irgendwas sagte mir, dass es da noch was anderes, Besseres gibt, als in diesem K
örper zu stecken – aber da konnte ich ja nicht hin. Ich hatte kein Licht gesehen, keine Angeh
örigen, die im Jenseits auf mich warten (so weit bin ich ja gar nicht gekommen … Gott sei Dank, m
üsste man sagen). Bei mir war es eher ein Bild von einer T
ür, wo ein
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