Auf den Spuren der Nahtoderfahrungen - gibt es eine unsterbliche Seele?
Totenkopf drauf war und die Aufschrift ,Durchgang verboten', und ich hatte – wie auch immer – diese T
ür trotzdem ge
öffnet.
Man stelle sich vor: Man ist draußen, dann wieder drinnen und sp
ürt danach ganz deutlich den Unterschied. Ich hab mich nicht gefreut – ich habe 14 Tage lang nur geheult. Ich konnte nicht mehr essen, weil ich immer das Gefühl hatte, ich stopfe etwas Materielles (die erste Mahlzeit nach dem Erlebnis war eine Mandarine) in etwas anderes Materielles – meinen K
örper (was ja schon besagt, dass der K
örper nicht ,ich' ist).
Das Schlimmste war – wie gesagt –, dass ich all das niemandem mitteilen konnte. Dabei war ich kein bisschen verrückt – im klassischen Sinne. Ich wusste glasklar, dass mit mir was ganz und gar nicht stimmte, und dachte, dass so etwas nur einem Junkie passierte, der einen Joint zu viel gekifft hat (dabei habe ich noch nie in meinem Leben an einer Zigarette gezogen und trinke keinen Alkohol, weil ich allergisch darauf reagiere …).
In meiner Not verlangte ich nach einem Psychiater, aber noch nicht mal der konnte mir helfen (damals, vor 25 Jahren, war das Wort, Out of Body'-Experience nicht so en vogue …), ich stammelte mir was zusammen von wegen, dass ich einen K
örper bes
äße aus Fleisch und Blut und Wasser, und mir k
äme das nicht mehr normal vor, und dass dahinter offenbar eine Art Seele s
äße, die das Ganze steuert wie der Fahrer eines Autos, der hinter dem Lenkrad sitzt – und dass ich das Gefühl h
ätte, diesen Kontakt zum Auto verloren zu haben. Der Doktor schaute mich nur an und sagte: Ruhen Sie sich mal richtig aus, und dann geht das schon wieder …
Beim Rausgehen sagte ich: ,Wissen Sie was? Ich will in die Psychiatrie.'
Da ich dem Arzt aber anscheinend vollkommen normal erschien, riet er mir vom Landeskrankenhaus ab und schlug eine nette Klinik für depressive Patientinnen vor. Aber dort scheiterten meine Versuche, mein Erlebnis und die damit verbundenen
Änderungen in meinem Empfinden und meiner Weltsicht irgendjemandem zu erkl
ären, ebenso kl
äglich wie bei dem Doktor. Zumal ich für die meisten
Ärzte kein wirklicher Fall für die Psychiatrie war, weil ich in deren Augen immer noch die volle Realit
ätspr
üfung besaß – was wohl auch zutraf. Dummerweise war etwas hinzugekommen, das für mich in diese Realität nicht hineingehürte.
Trotzdem wurde viel an mir herumexperimentiert, nicht zuletzt vielleicht deshalb, weil ich Privatpatientin war und man mir wohl anmerken konnte, wie sehr ich litt. Ich hab viel geweint, war nicht mehr fähig, meinen Alltag alleine zu bewältigen, verlor Gewicht und war die ersten Monate nach diesem Erlebnis und seinen Folgen regelrecht starr – nicht nur vor Schreck, sondern auch wegen der vielen Medikamente, die mich keinen Zentimeter weiterbrachten. Manche
Ärzte tippten auf eine Borderline-Persönlichkeitsstörung, andere laborierten mit dem Wort Depressionen.
Nichts davon konnte letztendlich bestätigt werden. Weder durch meine überaus unspektakuläre Vorgeschichte noch durch diverse Tests. Von Antidepressiva bis zum nebenwirkungsreichen Haldol schluckte ich alles, was man mir anbot, in der wilden Hoffnung, dass dann plötzlich, sozusagen über Nacht, alles wieder ,beim Alten' wäre. Aber kein Medikament brachte die entscheidende Wende, und so, wie es aussah, half auch weder Körbeflechten noch Bildermalen, und auch gewöhnliche Gesprächstherapien brachten keinen Erfolg, weil ich etwas erlebt hatte, das ich nicht einfach in Worte fassen konnte, und schon gar nicht, was es mit mir gemacht hatte. Mehrere Anläufe, über mein außerkörperliches Erlebnis zu sprechen, scheiterten auch, weil ich instinktiv spürte, dass meine Gesprächspartner mich nicht ernst nahmen und meine daraus resultierenden Beschwerden einfach nicht nachvollziehen konnten oder wollten. Ich fühlte mich dabei jedes Mal, als ob ich jemandem erklärte, ich habe ein grünes Männchen gesehen – es war und blieb einfach grauenhaft.Anscheinend konnte mir niemand helfen, in mein altes, ,unbeschwertes' Leben zurückzuschlüpfen und das Erlebte einfach aus meinem Gedächtnis zu löschen.
Ich kann von Glück sprechen, dass ich nach einer fast halbjährlichen Odyssee, in der es mir psychisch wirklich furchtbar schlecht ging, eine versierte Psychiaterin fand, mit deren Hilfe ich wieder ins normale Leben zurückgefunden habe.
Sie war nicht nur eine ausgezeichnete Ärztin, sie beschäftigte sich darüber hinaus mit Zen-Buddhismus
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