Auf den Wogen des Glücks
zögerte kurz und schlug sich schließlich nach rechts, in die Dunkelheit des Dschungels.
»Dreh dich um.«
Dominique schluckte und blickte auf ihr Hemd und ihre Hose, die sie über die spanische Seidenwand in der Ecke des Raumes geworfen hatte. Mit ihrer Kleidung hätte sie sich fast ihrer Hoffnung entledigt. Sie hatte sie gegen eine tief ausgeschnittene Bluse und eine hauchzarte Hose mit langen Seitenschlitzen ausgetauscht, die hinter der Wand Omar ihr befohlen hatte anzuziehen. Eine zierliche Fußkette aus Gold, an der unzählige Glöckchen hingen, zierte ihre Fußgelenke, und ihr offenes Haar fiel ihr bis zu den Hüften hinunter. Es verdeckte den größten Teil ihres Gesichtes. Ein schüchternes Mädchen konnte sich so verstecken, ebenso wie eine erwachsene Frau, die kapituliert hatte. Dominique zuckte bei seiner Aufforderung zusammen. Sie gehorchte von lähmender Angst gepeinigt seinen Befehlen, wusste aber auch, dass Ängstlichkeit ihr nicht zum Sieg verhelfen würde. Und wenn Hawksmoor sie schon aus einer üblen Laune heraus opferte, würde sie die Situation mit gestrafften Schultern, erhobenen Hauptes und brennender Rache in ihrem Herzen meistern. Hawksmoor mochte vielleicht keinen Rettungsplan haben, sie aus dieser Misere zu holen, sie aber schon. Das Schwierige war nur, dass sie sich erst noch einen einfallen lassen musste, und dazu musste sie Zeit gewinnen. Also drehte sie sich wie befohlen zu Omar um.
Die laue Nachtluft lag nun kühlend auf ihrer stark erhitzten Haut. Durch die hauchdünne Seide hindurch hatte sie das Gefühl, von Hunderten von Fingerspitzen berührt zu werden. Eigenartige, lüsterne Gefühle stiegen in ihr auf. Drei Gläser Sangria flössen wie ein warmer Strom durch ihre Adern, ihre Augen fühlten sich schwer an, auf ihren Lippen lag noch immer der süßliche Geschmack der eiskalten Traubensuppe. Ihr Magen und ihr Geist waren gesättigt. Von der Tür her drangen die verführerischen Töne der Gitarre an ihr Ohr und in ihr Inneres. Dominique spürte, wie die Saiten ihren Körper in Schwingung versetzten. Obwohl ein Gefühl der Schwere sich in ihrer Brust ausbreitete, das sich bis in die Tiefen ihres Körpers fortsetzte, nahm sie noch ein ganz anderes Gefühl wahr. Eine Vorahnung, dass bald etwas Wichtiges geschehen würde.
Sie wünschte sich von ganzem Herzen, dass etwas geschah ... damit sie ihre Gedanken von Hawksmoor und Raina losreißen konnte.
»Komm her.«
Die Kerzen flackerten, als sie auf Omar zuschritt. Ihre nackten Zehen vergruben sich in den weichen bunten Teppichen, die Glöckchen an ihren Füßen klingelten. Omar lag ausgestreckt zwischen den vielen goldenen Kissen eines länglichen Sofas aus smaragdgrünem Samt, das weder Arm-noch Rückenlehnen hatte. Inmitten der opulenten Einrichtung - dem vielen Samt und den unzähligen vergoldeten Luxusgegenständen-wirkte Omar noch mal so korpulent. Mit entblößtem Oberkörper, zusammengekniffenen Augen und seinem schmallippigen Mund erweckte er den Eindruck, als hätte er Spaß daran, einem Mann die Glieder einzeln auszureißen, obwohl dieser ihm nichts getan hatte.
Wie dem auch sei, Dominique empfand seltsamerweise keinerlei Furcht vor diesem riesigen Piraten.
Sie blieb vor dem Sofa stehen und schüttelte sich die Haare aus dem Gesicht. Mit unergründlichem Blick beschaute Omar sich Dominique von Kopf bis Fuß. Nach ein paar Sekunden erhob er sich schwerfällig und stellte sich vor sie hin. In der Hand hielt er einen mit Juwelen besetzten Gürtel, der noch eindrucksvoller war als jener, den Raina für ihren Tanz umgelegt hatte. Miteinander verbundene Rubine und Saphire, die die Größe von Kieselsteinen hatten, glitzerten von einer dreigliedrigen Kette aus riesigen Diamanten und Perlen. Dieser Gürtel besaß keine Skorpion-Schnalle, mit der er um die Hüften befestigt wurde. Stattdessen hatte er eine dicke goldene Kette, die die tief liegende und V-förmige Vorderseite mit der Rückseite verband. Am tiefsten Punkt dieser Kette war etwas angebracht, das wie ein Verschluss aussah, und in dem ein winziger Schlüssel steckte. Eine seltsame Sache. Noch nie in ihrem Leben hatte Dominique etwas Ähnliches zu Gesicht bekommen. Sie nahm an, eine solche Apparatur zwischen den Beinen zu tragen müsse äußerst ungemütlich sein, vor allem, wenn ihre Trägerin sich setzte.
Omar hielt den Gürtel vor Dominique hin, der es den Atem verschlug, so überwältigend brillierte er. Sie musste blinzeln. Alles wurde auf einmal unscharf, dann
Weitere Kostenlose Bücher