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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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Verwirrung. Der Gedanke daran, dass er ihr soeben sein Herz auf einem Silberteller serviert hatte und sie es nur noch mit der Gabel aufspießen musste, ließ ihn erschauem. Noch nie hatte ihm Verletzlichkeit gut gestanden.
    »Was zum Teufel soll ein Mann denn sagen, nachdem er sein Inneres nach außen gekehrt hat? Ich nehme die Schuld für alles, was ich je getan habe auf mich, Dominique. Das habe ich in diesem Leben bereits gelernt.«
    »Glauben Sie wirklich? Ich bin vielmehr der Meinung, dass Sie Edmund Thirlestane noch immer die Schuld für alle Ungerechtigkeiten geben, die Sie zu erleiden hatten, nachdem er Ihre Mutter aus dem Haus geworfen hatte.«
    Sein Kopf flog hemm, er schaute sie mit zornigem Blick an. »Machen Sie, dass Sie an Deck kommen, Miss!«
    »Jetzt seien Sie nicht gleich beleidigt, Mr. Hawksmoor. Es ist überaus menschlich, seine Schuld anderen anzulasten.«
    »Raus hier!«, brüllte er wie ein Wilder.
    »Sie brauchen gar nicht so laut zu werden, Mr. Hawksmoor, das steht Ihnen nicht.«
    Drei große Schritte, und schon hatte er sich mit geballten Fäusten und sinkendem Stolz vor ihr aufgebaut. »Menschliches Versagen in Person steht vor Ihnen. Es gibt keine Wiedergutmachung für mich, so viel steht fest. Tun Sie sich selbst den Gefallen und versuchen Sie es erst gar nicht weiter.«
    »Haben Sie je an Vergebung gedacht?«
    Seine Augen wurden schmal.
    Ihr Blinzeln erweckte den Anschein, als läge die Antwort direkt vor ihm.
    »Vergeben Sie sich selbst. Dann können Sie mit Sicherheit auch Graf Thirlestane vergeben.«
    »Das steht überhaupt nicht zur Debatte.«
    »Sollte es aber. Sie sind schließlich ein erwachsener Mann. Aber Sie ziehen es vor, nichts als die leere Hülle des Lebens von Thirlestane zu sehen oder das, was er aus Ihrem Leben gemacht hat. Ihr Hass auf Thirlestane hat Sie blind gemacht. Sie erkennen gar nicht mehr, wer Sie wirklich sind. Es wäre an der Zeit, das Kriegsbeil endlich zu begraben.«
    »Egal, wie unzufrieden ich jemals gewesen sein mag, ich weigere mich schlicht, es auf meine nicht existente Herkunft zu schieben. Mir sind viele Männer begegnet, die durch die Sünden ihrer Eltern genauso armselig im Geiste wurden wie diese. Also, tun Sie sich und Ihnen den Gefallen und sparen Sie sich bitte Ihre schönfärbenden Worte, Dominique.«
    »Das werde ich nicht tun. Jedes Mal, wenn Sie mit einer dieser Frauen ins Bett gingen oder gehen - nehmen wir die Dame auf dem Schreibtisch in der Bibliothek -, sind Sie weder mit Leidenschaft noch mit Liebe bei der Sache.«
    »Das ist doch nichts Neues.«
    »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, Mr. Hawksmoor, und gerade, weil keine Gefühle mit im Spiel waren, hat mir diese Szene so schreckliches Entsetzen bereitet. Es hatte nichts mit dem Akt an sich zu tun. Bis heute kann ich das Bild von damals nicht mit dem Mann in Verbindung bringen, den ich unter Ihrer rauen Schale entdeckt habe. Vielleicht irre ich mich auch, aber als Sie sich an der Frau befriedigten, wollten Sie Ihren Hass auf Winterthur vertreiben. Das ist es nämlich, wovon Sie besessen sind. Die Ehemänner dieser Frauen werden zur Verkörperung dessen, was Sie an Winterthur verabscheuen. Sie wollen ihre vornehme Herkunft besudeln, ihre Aufgeblasenheit niederschmettern, ein Messer tief in den Korpus des Adels stechen, um das zu töten, was den Adel ausmacht. Indem Sie überall die Fingerabdrücke eines Bastards hinterlassen, wollen Sie dem Adel beweisen, dass er keinen Deut besser ist als Sie. Ich verurteile Sie nicht dafür, dass Sie sich für minderwertiger halten, denn Sie haben es ja nicht anders gelernt - vor allem nicht in London, wo Herkunft und Vermögen mehr zählen als Charakter. Diese Leute sollten aber die Stärke haben, Ihr wahres Gesicht zu erkennen, und dass Sie Ihre weitaus edleren Züge verschleiern. Ich wette, Sie haben in Ihrem bisherigen Leben noch nicht an einem einzigen Tag die grenzenlose und tiefe Zuneigung eines Menschen annehmen können.«
    Jede Silbe traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.
    »Und Sie meinen also wirklich, mich nach nur einem Monat bereits so gut zu kennen?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Zum Teufel mit dem, was Sie glauben. Mischen Sie sich gefälligst nicht in meine Angelegenheiten ein! Stecken Sie Ihre verdammte jungfräuliche Nase nicht in mein Leben, sondern sehen Sie lieber zu, wie Sie Ihr eigenes Leben endlich in den Griff bekommen!«
    Zwar entging ihm nicht, dass sie blass wurde und aus ihren Augen Unsicherheit und Enttäuschung

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