Auf den Wogen des Glücks
sprachen, aber er fuhr dennoch mit kalter, schriller Stimme fort. Ja, er wollte sie dafür bestrafen, dass sie ihn dazu gebrachte hatte, sein Inneres nach außen zu kehren, dass sie alte Wunden aufgerissen, ihn wie ein zappelndes Insekt aufgespießt und in der sengenden Sonne hatte braten lassen. Er wollte nichts lieber, als ihren mitleidigen Blick aus dem Gesicht voller Sommersprossen zu wischen, und ihm fiel nur ein Weg ein, der ihn an sein Ziel führen könnte.
»Sie täten gut daran, das erste Heiratsangebot, das Sie bekommen, anzunehmen, bevor dem armen Kerl klar wird, wie töricht er ist, sich in eine derart geschwätzige Frau verliebt zu haben.«
Dominique sog scharf den Atem ein. Seine Worte hatten sie offensichtlich tief getroffen, aber er wartete vergeblich auf ein Gefühl der Befriedigung. Stattdessen bereitete es ihm Schmerzen, mit anzusehen, wie Dominique den inneren Rückzug antrat.
»Schaufeln Sie sich ruhig Ihr eigenes Grab, Mr. Hawksmoor«, fuhr sie ihn an. »Meinen Segen haben Sie. Verbringen Sie doch den Rest Ihres Lebens in einem Gefängnis aus Verbitterung und Groll. Es wird ein einsames, bedauernswertes Leben werden, denn niemals werden Sie die unglaubliche Stärke jenes Gefühls erfahren, welches in Ihren Augen der Ausdruck absoluter Schwäche ist. Nein, ich bemitleide Sie in keinster Weise, genauso wenig, wie Sie den Dissidenten und Revolutionären Sympathie entgegenbringen. Ich empfinde weniger als nichts für den Mann, zu dem Sie herangewachsen sind, aber ich trauere um das Kind, das Sie einst waren.«
Sie kehrte ihm den Rücken zu und ließ ihn allein, tief im Rumpf des Schiffes, zurück. Nicholas schaute ihr noch lange nach. Er fragte sich, warum er das Gefühl hatte, die bedeutendste Schlacht seines Lebens verloren zu haben.
Jene Berberflotten, die seit Jahrzehnten britische und amerikanische Schiffe vor den Küsten Nordafrikas überfielen, waren verhältnismäßig klein und bestanden nur aus Waffenbooten und flachen Kähnen mit maximal zwei Kanonen. Sie waren darauf aus, reiche Händler zu überfallen und sich ihrer Waren zu bedienen. Die Leichtboote waren auf Geschwindigkeit ausgelegt und konnten Kriegsschiffen gegenüber nicht standhalten. Schon bei dem kleinsten Seitentreffer einer guten Fregatte, waren sie zum Kentern verurteilt. Die Geschütze dieser Schiff waren schlecht bemannt und kamen nur äußerst selten zum Einsatz. Die Piraten blieben zumeist im Schutz ihrer Verstecke, vor allem, wenn sie wussten, dass andere Schiffe nach ihnen suchten, oder wenn sie ein Schiff sichteten, dessen Kanonen bemannt waren. Dass sie dennoch erfolgreiche Piratenboote waren und große Schiffe plündern konnten, verdankten sie größtenteils der Unfähigkeit britischer und amerikanischer Kapitäne, ihre Schiffe erfolgreich um Riffe und Untiefen zu manövrieren. Die Berberpiraten waren gefürchtete Meister der Krummschwerter, Säbel, Entermesser und Piken und gingen zumeist auch als Sieger aus Mann— gegen- Mann— Kämpfen hervor.
Wenngleich die Angriffe der Piraten in den letzten Jahren nachgelassen hatten - die Anzahl der anglo-amerikanischen Schiffe, die sich als Zielscheibe präsentierten, war drastisch gesunken - so war sich Dominique dennoch darüber im Klaren, dass ihre Einfahrt in den Hafen von Tunis alles andere als ungefährlich war. Die Unstimmigkeiten zwischen den verschiedenen Stämmen und dem regierenden Bey komplizierte die Sache noch. Hawksmoor machte den Anschein, als befürchtete er das Allerschlimmste, denn er hatte die Öffnung und Bemannung der Kanonenschächte angeordnet. Die verbleibenden Matrosen positionierten sich unübersehbar mit ihren Waffen an Deck, als sie sich dem Hafen näherten.
Tunis hatte sich in den Augen Dominiques kaum verändert. Der Hafen lag wie immer in sengender Hitze und war über und über mit flachen Feluken und dreimastigen Xebecs übersät. Die Mischief war das größte und imposanteste Schiff weit und breit. Im Hafen wimmelte es nur so vor Arabern, die in traditionell weißen Gewändern mit einer Art Kapuze gekleidet waren und riesige Strohkörbe auf den Schultern trugen. Die meisten eilten ihres Weges, ohne die Mischief eines Blickes zu würdigen. Sonnengebleichte Lehmhäuser schlössen den Hafen von drei Seiten ein, unzähhge dösende Kamele, in deren Schatten Frauen und Kinder kauerten, die mit leblosen Augen das Treiben um sich herum beobachteten, säumten den Straßenrand. Der Rauch offener Feuerstellen, an denen gekocht wurde, war alles
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