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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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weit nach drei Uhr in der Frühe hatte der Lärm der Festlichkeiten Dominique daran gehindert einzuschlafen ... Nun, zum einen war der Lärm daran schuld gewesen, zum anderen das Bild des Fremden in der Bibliothek. Die Szene hatte sich tief in ihre Erinnerung eingebrannt.
    Dominique fand Mr. N. Hawksmoors Gemach am Ende eines Flures, der den zweiten Stock teilte und warf einen flüchtigen Blick auf die Zimmernummer, die'sie sicherheitshalber noch einmal mit der im Brief verglich, bevor sie sanft anklopfte. Sie wartete. Nichts tat sich. Aber im Brief stand doch ... Sie klopfte erneut, dieses Mal ein wenig stärker. Und wartete wieder.
    »Mr. Hawksmoor ...« Dominique biss sich auf die Lippe und blinzelte kurz den Gang hinunter. Ihr Herz begann lauter zu pochen, sie sa h ihre Chance schwinden. Vielleicht hatte er verschlafen oder die Verabredung vergessen. Und was, wenn das alles nur ein übler Streich war, den man ihr spielte?
    Solche Gedanken waren typisch weiblich, ganz so, als wären sie und ihre Schiffsentwürfe nicht gut genug, um die ihnen gebührende Beachtung zu finden.
    »Verdammt.« Sie atmete tief durch und stellte sich mit herausgestreckter Brust direkt vor die Tür, hob die Hand, hielt dann aber inne und lehnte sich ein Stückchen nach vorne. Sie presste ihr Ohr an die Tür und horchte. »Mr. ...«
    Durch die Berührung hatte sich die Tür einen Spaltbreit geöffnet. Dominique richtete sich wieder zu ihrer vollen Größe auf und trat einen Schritt zurück. Vor Schreck hatte sie ihre Hand auf den Mund gelegt, aber nach ein paar Sekunden war der Schreck vorbei und sie spähte vorsichtig in das Innere des Raumes. »Mr. Hawksmoor ...«
    Dominique musste schlucken. Der Raum, beziehungsweise das, was sie erkennen konnte, war in äußerst edlem Ambiente gehalten. Er bestach förmlich durch jene schlichte Eleganz, die sie mit den Reichtümern des alteingesessenen Adels assoziierte. Sie entdeckte ein mit Gold beschlagenes Kanapee aus weichem smaragdgrünem Samt, vor dem ein niedriger Tisch aus Rosenholz stand, den eine große Vase mit vielen frisch gepflückten Blumen zierte. Die Wände des Zimmers waren mit Damast bezogen, den Boden schmückten seidig glänzende smaragdfarbenen Teppiche. Offensichtlich hatte Mr. N. Hawksmoor nicht nur einen erlesenen Geschmack, sondern besaß auch eine Menge Geld.
    Für einen kurzen Moment überschlug sich Dominiques Herz, was nicht weiter verwunderlich war, denn binnen der vergangenen vierundzwanzig Stunden war sie mehrfach in die Rolle eines Voyeurs und Eindringlings geschlüpft. Verzweiflung brachte eine junge Frau wie sie dazu, die seltsamsten Dinge zu tun.
    Dominique trat mit dem Fuß leicht gegen die Tür, die sich daraufhin weit öffnete. Sie blickte kurz zum Bett hinüber, halb in der Erwartung, dort jemanden liegen zu sehen. Glücklicherweise war es leer. Es war frisch gemacht und die Kissen locker aufgeschlagen. Sie ließ ihren Blick durch den gesamten Raum streifen. Alles war makellos und machte einen perfekten Eindruck. Kein Schuh stand unter dem Stuhl, keine Kleidung lag verstreut herum, nirgends überflüssige Accessoires, sämtliche Vorhänge waren zurückgezogen, im Kamin brannte ein Feuer. Der Mann war zweifelsohne sehr ordentlich.
    »Mr. ...« Sie schluckte. »Mr. Hawksmoor ...«
    Erst jetzt entdeckte sie eine angelehnte Tür am anderen Ende des Raums. Ein weiterer Raum oder ein Ankleidezimmer? Dominique zögerte. Mit einem Mal tauchten vor ihrem geistigen Auge Bilder eines dickbäuchigen Gentlemans auf, und wie er sich in seine Kleider zwängte. Aber verglichen mit dem, was sie in der vergangenen Nacht hatte miterleben müssen, wäre ein solcher Anblick ein Kinderspiel gewesen. Was war schon dabei, wenn sie nur flüchtig in den Hinterraum spähte - nur so kurz, dass ihr überhaupt keine Zeit blieb, sich richtig umzuschauen? Schließlich waren es rein geschäftliche Gründe, die sie zu solch einer Maßnahme veranlassten. Egal, wie hoch das Risiko auch sein mochte, keiner der ihr bekannten Geschäftsmänner würde sich eine solche Gelegenheit durch die Finger gleiten lassen. Und sie schon gar nicht!
    »Mr. Hawksmoor, sind Sie da drin?«
    Stille.
    Als sie den Raum durchquert hatte, war sie felsenfest davon überzeugt, dass Mr. Hawksmoor aufgrund eines heimtückischen Leidens in seinem Ankleideraum kollabiert war und nun darauf wartete, dass sie ihm das Leben rettete.
    Dominique blieb vor der Tür stehen und stützte sich mit einer Hand am Türpfosten ab, bevor sie

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