Auf den Wogen des Glücks
über eine glitzernde Messingzierleiste. »Sie ist gut in Schuss, und das nach nur einer Woche.« Brittleseas Stimme fiel um eine Oktave. »Hat, äh, Miss Willoughby sie schon gesehen?«
Nicholas griff mit etwas mehr Elan, als notwendig gewesen wäre, nach seinem Fernrohr, das auf der Reling stand, und schob es in sich zusammen. Finster blickte er in das Meer von Schiffsmasten, die den Fluss bevölkerten. Er dachte gar nicht daran, den Zynismus in der Stimme zu vertuschen. »Du kennst die Antwort besser als ich, Brittlesea. Bereits seit über einer Woche habe ich nicht mehr mit Miss Willoughby gesprochen. Anderweitig beschäftigt waren stets die Erklärungen ihres Bruders.«
Brittleseas Brust schien von innen heraus anzuschwellen. »Die junge Dame ist damit beschäftigt, das Geschäft ihres Bruders zu sanieren, und das von Grund auf, Nicholas. Das geht nicht von heute auf morgen.«
»Und auch nicht ohne deine tatkräftige Hilfe, wie es mir scheint.«
Brittlesea senkte den Kopf und verbeugte sich mit einer Geste des Spottes. »Vergiss nicht, du selbst hast sie zu mir geschickt. Ich hatte also gar keine andere Wahl, als diesem charmanten Kind zu helfen. Ich hatte ihretwegen sogar mit einer schrecklichen Schar von Gläubigern zu tun. Das Ganze ist eine äußerst unangenehme und gefährliche Angelegenheit. Dieser J. S. Whitestone ist nicht, was er zu sein vorgibt. Ich rieche eine Verschwörung ...«
Brittlesea dachte einen Moment nach, schüttelte dann aber den Kopf. »Es ist das Beste, wenn ich mich der Sache persönlich annehme. Ich werde ihn nicht aus den Augen lassen. Damit hast du doch wohl kein Problem, alter Bursche, oder?«
»Wer, ich?« Mit einem Achselzucken tat Nicholas die Sache ab. »Zum Teufel, nein. Ich habe selbst mehr als genug, um das ich mich Tag und Nacht kümmern muss, wie zum Beispiel mit Wright, Füller und Smythe die Details zu besprechen. Warum also sollte mir das irgendetwas ausmachen?«
»Schließlich war sie es, die dir bei den Berechnungen für die Statik und die Segel geholfen hat.«
»Das stimmt, das hat sie tatsächlich, auch wenn es nur ein Brief war, den sie mir geschrieben hat, und dem ich dann alle Einzelheiten - fein säuberlich aufgelistet - entnehmen konnte.«
»Aha!« Brittlesea legte die Hände hinter seinem Rücken zusammen und zog seine buschigen Augenbrauen hoch. »Da bist du ja in feiner Gesellschaft, wenn du die meiste Zeit mit Wright, Füller und Smythe verbringst.«
Nicholas knirschte mit den Zähnen. Er verspürte mit einem Mal heftige Wut über seinen alten Freund. Wright, Füller und Smythe, diese drei Zigarre rauchenden, dickleibigen Junggesellen mittleren Alters waren sehr wohl die richtige Gesellschaft, wenn es um die Wiederinstandsetzung von Schiffen ging. Ansonsten aber hatte Nicholas nichts für sie übrig. »Das sind schon klasse Jungs, sie halten mich Tag und Nacht auf Trab.«
Brittlesea blickte Nicholas schräg an. »Die gehobenen Kreise verzehren sich fast danach, dich mal wieder bei sich begrüßen zu dürfen. Es ist ungewöhnlich, dass du dich von allem so völlig zurückgezogen hast. Aber vielleicht interessiert es dich ja, dass Pauline Cavendish gestern bei Lady Paynes Soiree zugegen war. Sie machte einen ungewöhnlich erregten, aber auch zurückhaltenden Eindruck, der dir mit Sicherheit große Freude bereitet hätte, wenn du dort gewesen wärst.«
»Aber du warst ja da und hast ihr sicher deine starke Schulter angeboten.«
»Ja, ich war da. Allerdings konnte ich ihr nicht zu Hilfe eilen, weil ich in Begleitung von Miss Willoughby dort war.«
»Ach so, verstehe.« Nun war Nicholas an der Reihe, Brittlesea einen missbilligenden Blick zuzuwerfen. »Das arme Mädchen brauchte wohl etwas Abwechslung, oder?«
»Und wie!«
»Wie großzügig von dir, sie mitzunehmen, Ichabod.«
»Nicht wahr? Ich habe ihr den Walzer beigebracht.«
Nicholas starrte Brittlesea erstaunt an, und vor seinem inneren Auge spielte sich eine Szene ab, wie sie sich in der Tat zugetragen haben könnte.
»Walzer«, sagte er, als stünde er in der Menge und schaute Dominique Willoughby in den Armen eines anderen Mannes liegend bei ihren ersten Walzerschritten zu.
Es dauerte einen Augenblick, bis Nicholas das sich in seinem Magen regende Gefühl einordnen konnte. Er verspürte Enttäuschung ... und mit einem Mal aufwallende Besitzansprüche, die sich derart heftig regten, dass er Brittlesea am liebsten sein feistes Grinsen aus dem Gesicht geprügelt hätte.
»Sie ist etwas
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