Auf den zweiten Blick
schafften.«
Alex lächelte. »Bei mir waren es zwei Jahre. Und ich war Barkeeper, kein Kellner. Ich kann immer noch einen höllischen Long Island Eistee mixen. Aber nein, ich habe einfach Glück gehabt. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.« Er warf mir einen Blick zu. »Im Grunde ist das die Geschichte meines Lebens.«
Barbara dankte ihm mit einem Lächeln für die geschickte Überleitung. »Sprechen wir darüber - Die Geschichte seines Lebens. Wie autobiographisch ist der Film?«
Einen winzigen Moment lang wirkte Alex verstört. »Also«, antwortete er langsam, »ich hatte einen Vater, aber damit sind die Gemeinsamkeiten auch schon erschöpft.« Ich wandte den Blick ab, schaute aus dem Fenster auf das Gewitter, das sich draußen zusammenbraute. Das Interview hätte eigentlich draußen am Pool aufgenommen werden sollen, aber dazu war das Wetter zu unsicher. Im Hinterkopf registrierte ich, daß Alex Barbara Walter mit denselben Phrasen über seine Kindheit abspeiste, mit denen er mich in Tansania abgespeist hatte, ehe er mir die Wahrheit erzählte. Ich blinzelte, als ein Blitz herabzuckte, und merkte plötzlich, wie müde ich war.
»Manche Kritiker meinen, Sie hätten sich von Ihrem Image als Sexsymbol gelöst und würden jetzt Ihr gutes Aussehen dazu benutzen, den Finger auf den wunden Punkt zu legen - um herauszuarbeiten, was in den Tiefen eines Menschen verborgen liegt.« Barbara beugte sich vor. »Was sind Ihre wunden Punkte?«
Ein Lächeln huschte über Alex’ Gesicht, dasselbe Lächeln, bei dem Millionen Frauen den Atem anhalten würden, wenn sie das Interview am Abend der Oscarverleihung sahen, und bei dem, selbst jetzt noch, mein Herz zu klopfen begann. »Wie kommen Sie darauf, daß ich welche hätte?« sagte er.
Barbara lachte und meinte, damit sei der ideale Augenblick gekommen, mich vorzustellen - Cassandra Barrett Rivers, seit über drei Jahren Alex’ Frau. Sie wartete, bis ich mich wie abgesprochen neben Alex auf der Couch niedergelassen hatte, dann filmten die Kameras weiter. »Ihnen beiden ist die schlechte Presse erspart geblieben, mit der Hollywood-Paare eigentlich regelmäßig rechnen müssen.« Sie wandte sich an Alex. »Geht auch hierbei alles darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein?«
Ich saß still wie ein Stein und grinste Alex blöde an. »Dabei geht es eher darum, nicht zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein«, antwortete er. »Aber wir sind ein ziemlich gewöhnliches Paar. Wir sind eigentlich meistens zu Hause. Wahrscheinlich bieten wir den Leuten wirklich nicht viel Anlaß zum Klatschen.«
»Sie wollen unseren Zuschauern da draußen allen Ernstes erzählen, Sie beide würden abends Crackers im Bett knabbern und Sonntag morgens Zeichentrickfilme anschauen oder am Strand joggen?«
Alex und ich schauten uns an und lachten. »Ganz genau«, antwortete er. »Nur, daß Cassie nicht joggt.«
»Sie sind Anthropologin.« Nahtlos lenkte Barbara das Gespräch in eine andere Richtung. Ich nickte. »Was hat Sie zu einem so >großen< Star wie Alex Rivers hingezogen?«
»Im ersten Moment gar nichts«, antwortete ich lakonisch. »Als wir uns zum ersten Mal begegneten, habe ich ihm mit voller Absicht ein Glas Saft in den Schoß gekippt.« Ich erzählte, wie ich bei den Dreharbeiten in Tansania gelandet war, und während sich Alex verlegen auf dem Sofa wand, begannen die meisten in Barbara Walters’ Crew herzhaft zu lachen. Als die Kameras wieder liefen, lehnte ich mich kaum wahrnehmbar zu Alex hinüber und zeigte damit, daß ich trotzdem zu ihm gehörte. »Wahrscheinlich sehe ich ihn nicht so wie die meisten anderen Frauen«, meinte ich vorsichtig. »Für mich ist er kein Star; das war er eigentlich nie. Ich hätte ihn auch geheiratet, wenn er Gebrauchtwagen verkaufen oder in einer Mine arbeiten würde. Ich liebe ihn einfach.«
Barbara wandte sich an Alex. »Warum Cassie? Bei all den Frauen, die es auf der Welt gibt, warum sie und nur sie?«
Alex zog mich an sich, und meine Augen wurden etwas glasig, als er meine blauen Flecken drückte. »Sie ist für mich geschaffen«, antwortete er schlicht. »Anders kann ich es nicht erklären.«
Draußen rollte der Donner. »Eine letzte Frage«, sagte Barbara, »an Cassie. Verraten Sie uns, was Amerika noch über Alex Rivers wissen sollte.«
Erschrocken und mit halboffenem Mund starrte ich sie an. Die Luft im Raum wurde drückend, und der Regen trommelte wie mit Steinen gegen die Terrassentüren. Ich spürte, wie sich Alex’
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