Auf den zweiten Blick
mich ansah, wenn wir im Bett waren; er schenkte den schwarzen Linsen und Objektiven denselben schwerlidrigen Blick, dasselbe genüßliche Lächeln. »Der heißeste Fleck der Welt«, antwortete Alex gerade auf eine Frage nach Tansania. Er sah zu mir herüber und ließ seine Augen an meinem Körper auf- und abwandern, bis ich rot wurde. »Und diesmal war es noch heißer als sonst.«
»Stellen Sie sie uns vor, Alex«, rief jemand. Und eine zweite Stimme: »Sind Sie legal verheiratet?«
Alex lachte und kam auf mich zu. »Also, die Trauung wurde nicht von einem Zulu-Häuptling vollzogen, wenn Sie das meinen. Sie werden mir glauben müssen, denn die Heiratsurkunde habe ich schon zur Aufbewahrung an meinen Anwalt geschickt.« Er nahm meine Hand und drückte sie kurz. »Ich möchte Ihnen meine Frau vorstellen, Cassandra Barrett Rivers.«
Die Kameras blitzten wieder, aber diesmal war ich darauf vorbereitet. Ich lächelte, weil ich nicht recht wußte, wie man sich auf einer improvisierten Pressekonferenz um drei Uhr morgens zu benehmen hat. Fragen rollten auf mich zu, bis sich die Worte verhedderten: »Wie haben Sie ihn kennengelernt?« - »Sind Sie ein Fan von ihm?« – »Ist er gut im Bett?«
Alex senkte den Kopf. »Ich werde dich jetzt küssen«, sagte er. »Dreh den Kopf nach rechts.«
Verwirrt und erstaunt, weil er mir plötzlich Anweisungen für etwas gab, das wir bis dahin ganz selbstverständlich getan hatten, starrte ich ihn an. »Warum?« fragte ich.
Alex lächelte und tat so, als würde er an meinem Ohr knabbern. »Weil ich auf diese Weise in die Kameras schaue«, murmelte er. »Und für mich ist die PR wichtiger als für dich.«
Er drehte mich zur Seite, so daß die Kameras uns im Profil hatten, und schloß die Hände um meine Oberarme. »Das ist Ihre letzte Chance für ein Foto«, erklärte er den Reportern. »Vergessen Sie nicht, daß ich immer noch in den Flitterwochen bin.« Er beugte sich zu mir herab, und ich sah, wie seine Lippen lautlos zwei Worte formten, ehe sie meine berührten. Sei tapfer.
Ich schloß die Augen und tat so, als würde ich das Klatschen nicht hören. Statt dessen schlang ich die Arme um Alex’ Hals und drückte ihn an mich. Als er sich von mir löste, blinzelte ich und fragte mich, wann er mich hochgehoben, wann er sein Bein zwischen meine geschoben hatte.
»Phantastisch«, flüsterte er, dann zog er mich von den Reportern weg. »Die Hepburn hätte es nicht besser machen können.«
Sprachlos wandte ich mich ab. Glaubte er etwa, ich hätte das gespielt?
Michaela ratterte eine Liste von Dingen herunter, um die sich Alex kümmern mußte und die offenbar nicht mal bis zum nächsten Morgen warten konnten. Ich stakste hölzern neben Alex her, meine große, gestreifte Reisetasche wie einen Schild vor mich haltend.
Die Reporter sammelten ihre Umhängetaschen und Mäntel ein und zogen die Kameramänner und Fotografen mit sich davon. Man konnte den Eindruck haben, der ganze Flughafen habe sich auf einen Schlag geleert, nachdem Alex alle entlassen hatte. Wir folgten Michaela durch die stillen Hallen zum Ausgang und dem Auto, das uns nach Hause bringen würde - ein Zuhause, das ich noch nie gesehen hatte.
Nur weil Michaela doppelt so breit war wie die meisten Menschen, bemerkte ich die Gestalt nicht gleich, die sich vor uns aufgebaut hatte. Ophelia stand kerzengerade da, ohne sich auch nur einen Zentimeter vom Fleck zu rühren; ihr Blick war wie hypnotisiert nicht auf mich, sondern auf den Prominenten an meiner Seite gerichtet.
Ich hatte sie nicht angerufen, um ihr zu erzählen, daß ich heiraten würde - ich hatte ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie an der Feier nicht teilnehmen konnte. Ich hatte ihr nach der Hochzeit telefgrafiert und mich dafür entschuldigt, daß sie erst im nachhinein davon erfuhr. Während ich den Text formuliert hatte, hatte ich mir vorgestellt, wie sie die Augen aufreißen würde und sich ihre Lippen zu einem perfekten Lächeln teilten. Ich hatte ihr schreiben wollen, daß ich bei jenem ersten Abendessen mit Alex ihr schwarzes Kleid getragen hatte; daß er mir den Spitzen-BH ausgezogen hatte, den sie mir geliehen hatte. Statt dessen hatte ich mich auf das Unverbindliche beschränkt: HABE ALEX RIVERS GEHEIRATET STOP 14. NOVEMBER ZURÜCK STOP FREU DICH FÜR MICH.
Ich hatte erwartet, daß Ophelia den vielen Geschichten gerecht werden würde, die ich Alex über sie erzählt hatte, und irgendwas Verrücktes tun würde, wenn sie ihm zum ersten Mal begegnete.
Weitere Kostenlose Bücher