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Auf der Silberstrasse 800 Kilometer zu Fuss durch die endlosen Weiten Spaniens

Auf der Silberstrasse 800 Kilometer zu Fuss durch die endlosen Weiten Spaniens

Titel: Auf der Silberstrasse 800 Kilometer zu Fuss durch die endlosen Weiten Spaniens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Westrup
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Feigenbäumen, Agaven und roten Bougainvilleen sieht richtig hübsch aus.
    Aus der stechenden Hitze kommend, betrete ich durch ein gewaltiges Rundbogentor die Kühle der Stadt. Herrlich, und zuerst ein eiskaltes Bier unter den Kolonaden des Marktplatzes. In der Herberge El Trillo treffe ich die beiden Franzosen wieder und den schweigsamen Katalanen. Die zwei jungen Leute räkeln sich auf ihrem Bett, sie wollen morgen 50 Kilometer bis nach Aldeanueva laufen, obschon er Knieschmerzen hat, eine Schleimbeutelentzündung, die ich später auch noch bekommen sollte.
    Es gibt nämlich morgen ein Problem. Die nächste Etappe führt zu den Ruinen von Cáppara, einer verlassenen Römerstadt, wo es aber keinerlei Übernachtungsmöglichkeit oder Sonstiges gibt. Die beiden geben mir den Tip, morgen früh in Carcoboso in der Bar Ruta de la Plata durch Helena, die Wirtin, für morgen abend ein Taxi nach Cáppara zu bestellen, um mich in das 12 Kilometer entfernte Hotel Asturia an der Nationalstraße zu bringen.
    Ich aber habe mich anders entschieden. Michael Kasper schreibt: „Sehr romantisch ist die Übernachtung im Freien nach 18,5 Kilometern unter dem römischen Bogen von Cáppara“. Ich schaue mir das Bild des Bogens in romantisch einsamer Landschaft an und träume von einer idyllischen Nacht mit rotem Sonnenuntergang auf grüner Frühlingswiese unter dem sternklaren Himmel des Südens.
    Ich kaufe groß ein für mein Abendessen im Freien morgen Abend, auch zwei Liter Wasser muß ich mitnehmen, denn es gibt „auf dem gesamten Weg keine Wasserstelle“ wie mein Führer besorgt schreibt. Ich schleppe zwei große, schwere Plastiksäcke in die Herberge. Das Schlimme beim Wandern ist, daß man immer schleppen muß, tagsüber den schweren Rucksack und abends noch das schwere Essen für den nächsten Tag. Manchmal bin ich es so leid!
    Zum Essen geht es heute in das Restaurant Los Emigrantes. Wieder bin ich der Einzige in dem großen Comedor. Die anderen drei kochen sich selber etwas in der Herberge. Es gibt kalten Reissalat, mein „Lieblingsessen“! Ich picke mir die Oliven, Fischstückchen und Paprika heraus und esse nur diese. Ich hätte den Riesenteller sowieso nicht aufessen können. Danach gibt es eine ebenso große Platte mit zartem Fleisch in einer Salsa blanca – einer delikaten Weinsoße. Hm, wie das schmeckt! Später kommt dann doch noch ein Deutscher in den Raum und setzt sich an den Nachbartisch. Es ist ein wenig großsprecherischer Bayer, von Cáceres unterwegs, der auch morgen nach Cáppara will. Wir verabreden uns für morgen Abend in den Ruinen, da bin ich nicht so allein. Er wohnt hier im Hotel und geht auch bald schlafen. Ich setze mich dann noch nach draußen auf die Terrasse, rauche meine Abendzigarre, erst ein Brandy, dann noch ein Whisky auf Eis und träume in die warme Nacht. Wie ich diese warmen Nächte im Süden liebe, wo es um elf Uhr noch nicht kühl wird. Ein Pärchen sitzt am Nachbartisch. Sonst ist niemand mehr da.

Auf der Cañada

    Donnerstag, der 25. Mai, von Galisteo
    nach dem Hostal Las Asturias, 29 Kilometer gelaufen
    Gesamt 390,1 Kilometer
    18. Wandertag

    Hinter Galisteo überquere ich den still dahin treibenden Río Jerte auf alter Brücke. In der Mitte steht auf steinernem Podest ein Heiliger, der über die Brücke wacht. Auf einmal bin ich in einer bezaubernden frischen Landschaft. Der Fluß mäandert träge durch grünstrotzende, feuchte Wiesen, unterbrochen von kleinen Pappelwäldchen, deren Blätter leise im Morgenwind zittern. Ich bin wieder allein auf der Landstraße, die anderen sind schon früh weg. Das Land ist mild und fruchtbar, ich fühle mich ein wenig nach Norddeutschland versetzt, Felder mit Kohl, Zwiebeln und Mais.
    Unbegreiflich sind mir immer wieder die Gegensätze dieses Landes, vorgestern die verbrannte Wüstensteppe, heute die bewässerten grünen Niederungen der Flußauen. In Carcaboso nach zwei Stunden treffe ich in der Bar beim Bier den scheuen Katalanen, der mich endlich einmal anspricht und mich zu einem Kaffee einlädt.
    Er geht noch den gleichen Weg, will aber von Cáppara abbiegen zur Nationalstraße, um in einem Hotel zu übernachten. Ich erzähle ihm, daß ich in Cáppara im Freien unter dem Triumphbogen schlafen will. Wir plaudern noch ein wenig über die Jakobswege, er verabschiedet sich. Ich sollte ihn nie mehr wiedersehen. Menschen trifft man auf dem Weg und verliert sie wieder. Im Grunde ist man ganz allein.
    Ich breche in dem heißen Mittag auf, der Weg

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