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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nachdenklich seinen Schokoladenvorrat. »Ich hätte da weniger Bedenken.«
    Während des Frühstücks hatte Tarzan das Empfinden, alsstreiften ihn und Klößchen merkwürdige Blicke. Aber das konnte auch Einbildung sein.
    Als sie zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn ihre Klasse, die 9b, betraten, wartete Karl an der Tür.
    »Leute, habt ihr die Nachrichten gehört?«, flüsterte er. »Eure Namen...«
    »Wissen wir«, sagte Klößchen. »Kratzt uns aber nicht.«
    »Himmel, war das eine Sache. Ich meine, sie ist es noch. Und das mit der Klapperschlange! Das meiste habe ich mir zusammengereimt. Ihr müsst ausführlich erzählen. Aber dazu holen wir Gaby. Sie platzt vor Neugier, weiß aber noch weniger als ich.«
    Gaby, genannt Pfote, war auf ihrem Platz und unterhielt sich mit Trudi, die in der Bank hinter ihr saß.
    Auch Trudi hatte langes, blondes Haar und blaue Augen – freilich ohne die dichten dunklen Wimpern. Sie war so groß wie Gaby und wog sicherlich das gleiche. Aus 500 Meter Entfernung hätte man sie für Schwestern halten können.
    Aus der Nähe freilich war sie nicht halb so hübsch.
    »Pfote, kommst du bitte mal!«, rief Karl.
    Unterhalten wollten sie sich auf dem Flur. Denn was es zu erzählen gab, sollte geheim bleiben – unter TKKG.
    Gabys Haare waren frisch gewaschen. Und auf den ersten Blick sah es so aus, als hätte sie sich ihre zarten Lippen angemalt. Während Klößchen erzählte, konnte Tarzan kaum einen Blick von ihr wenden, und er stellte fest: Nein, das war alles Natur. Lippenstift hatte Gaby nicht nötig.
    Klößchen schmückte aus, was sich ausschmücken ließ, ohne die Wahrheit zu verändern. Die arme Klapperschlange wurde in seinem Bericht allerdings zur rasenden Bestie und Tarzan zum zirkusreifen Schlangenbändiger, dessen Mut sogar die Polizei beeindruckt hätte.
    Tarzan versuchte, die Übertreibung zu mildern.
    Aber Gaby sagte: »Doch, doch – ich kann mir das schon vorstellen. Schließlich kenne ich dich.«
     
    Dabei strahlten ihre Blauaugen ihn an, dass er wegschauen musste, um nicht noch verlegener zu werden. Immer wieder kriegte sie das fertig! Himmel, warum benahm er sich so albern? Gab es denn dagegen kein Mittel? Sonst war er doch unerschütterlich wie ein Fels.
    »Werdet ihr euch bei der Polizei melden?«, fragte Karl.
    Tarzan schüttelte den Kopf. »Die brauchen uns nur fürs Protokoll. Formalitäten müssen sein. Aber in diesem Fall ohne uns. Den Pickligen kann auch Fräulein Obermüller beschreiben. Hat sie wahrscheinlich schon.«
    »Die ganze Stadt ist wegen der Viper in Aufruhr«, sagte Gaby. »Als mein Papi«, das war der Kriminalkommissar, »vorhin die Nachrichten hörte, hat er mich zwar nicht direkt gefragt – ich glaube, um mich nicht in einen Zwiespalt zu bringen; denn dass ich nicht petze, weiß er –, aber er meinte sonebenbei: Deine Freunde Peter und Willi können das ja nicht gewesen sein. Weil sie als Internatsschüler nachts bestimmt keinen Ausgang kriegen. Allerdings – zutrauen würde ich ihnen das. Besonders die mutige Tat mit der Klapperschlange.«
    »Und was hast du gesagt?«, wollte Klößchen wissen.
    »Ich habe meine Milch getrunken und ein Butterbrot geschmiert. Gesagt habe ich nichts.«
    »Dein Vater würde uns nicht verraten«, meinte Tarzan. »Aber wissen muss er’s nicht unbedingt. Im Übrigen, um es mal zusammenfassend zu sagen, war diese Nacht eine Pleite. Statt Pickelgesicht zu erwischen, hat er die Viper erwischt und damit eine Katastrophe heraufbeschworen. Unser Ziel, die Vogeljäger zu entlarven, liegt so weit weg wie zuvor. Hat jemand einen Vorschlag?«
    Karl sagte: »Wir wissen zwar inzwischen, dass sie nicht nur seltene Vögel umbringen, sondern auch vor Katzenmord nicht zurückschrecken, aber...«
    »... und vor Hundemord«, fiel Klößchen ein. »Das wisst ihr noch gar nicht. Gestern Abend wollte der Rothaarige – vermutlich war er’s – einen Blindenhund erschießen. Einen altdeutschen Schäferhund, der... «
    Rasch erzählte er, was sich ereignet hatte.
    Gabys brünette Haut färbte sich blass vor Empörung.
    Karl nahm rasch seine Nickelbrille ab und wienerte die blitzblanken Gläser am Ärmel, als wollte er sie erhitzen. Das verriet eine ungeheure Wut in ihm.
    Als er die Brille wieder auf der Nase hatte, meinte er: »Unglaublich! Aber darf ich in meinem Gedanken fortfahren: Wissen wir also, dass sie auch nicht vor Katzen- und Hundemord zurückschrecken, jedoch wird der seltene und geschützte Vogel für sie immer die

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