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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wertvollste Trophäe bleiben. Einem Tierpräparator ist Federvieh sicherlich das liebste Vieh. Deshalb könnten wir uns im Naturschutzgebiet auf die Lauer legen. Vielleicht haben wir Glück.«
    Ein Klingelzeichen zeigte den Beginn des Unterrichts an. Aber Dr. Wagner, bei dem sie in der ersten Stunde Biologie hatten, kam immer ein bisschen zu spät.
    Die Kinder ließen sich Zeit. Und Tarzan sagte: »Wir sollten zweigleisig vorgehen. Erstens diesen Tierpräparator Schlitzer durchleuchten und zweitens Karls Vorschlag befolgen. Wie wir die Aufgaben verteilen, können wir in der Pause besprechen.«
    Der Unterricht begann. Dr. Wagner stand vor der Klasse. Nachdenklich blickte er in die mehr oder weniger aufmerksamen Mienen. Vererbungslehre stand auf dem Stundenplan. Und Dr. Wagner hielt sich im Allgemeinen streng an das Lehrbuch. Heute rührte er es nicht an.
    »Sicherlich«, sagte er, »habt ihr von der Katastrophe gehört, die sich heute Nacht ereignete – als in den Reptilien- Zoo eingebrochen und eine gefährliche Giftschlange, eine Gabun-Viper, entwendet wurde. Außerdem befand sich eine Texas-Klapperschlange zeitweilig in Freiheit. Aus diesem Anlass werden wir heute über Giftschlangen sprechen.«
    Tarzan, der ziemlich weit vorn saß, spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg. Er hatte das Kinn auf die Fingerspitzen gestützt, ohne zu flegeln, und bemühte sich um einen gleichmütigen Gesichtsausdruck. Wie viel wusste Dr. Wagner?
    Er versuchte, in seiner Miene zu lesen.Aber der Lehrer sah aus wie immer und blickte – wie es seine Art war – mal diesen, mal jenen Schüler an, ohne irgendwen zu bevorzugen.
    Auch jetzt verteilte er seine Hinwendung so gleichmäßig, dass jeder sich angesprochen fühlte.
    Tarzan atmete auf. Noch mal Glück gehabt! Offenbar war Dr. Wagner ahnungslos. Aufmerksam hörte Tarzan sich an, was der Lehrer über die Reptilien erzählte.
    Klößchen, neben Tarzan sitzend, seufzte so erleichtert und laut, dass Dr. Wagner den Kopf in seine Richtung wandte. »Nimm dich zusammen!«, flüsterte Tarzan.
    Die Stunde verging. Aber gegen Ende nahm Dr. Wagners Vortrag eine verhängnisvolle Wendung.
    »Nachdem wir nun gehört haben, wie gefährlich Giftschlangen sind, muss es uns um so mehr erstaunen, dass die Klapperschlange heute Nacht von zwei 13-jährigen Jungen eingefangen wurde – wie es in den Nachrichten heißt. Dazu gehört viel Mut und noch mehr Geschicklichkeit. Würdest du dir das zutrauen? Was meinst du, Tarzan?«
    Aus!,dachte Tarzan.Er weiß alles.Er hat uns gesehen. Vielleicht nicht ganz genau. Aber wenn da noch Zweifel waren, dann wurden die von den Radionachrichten beseitigt.So eine Gemeinheit! Erst uns lange in Sicherheit wiegen. Und jetzt legt er uns rein.
    Aber Tarzan blieb kaltblütig bis in die Zehenspitzen, wie immer wenn er sich plötzlich in kitzliger Lage sah.
    »Darüber, Herr Doktor, habe ich noch nicht nachgedacht.« »Und du, Willi?«
     
    »Ich... eh... Sie meinen, ob ich eine Texas-Klapperschlange am Schwanz nehme und die Hornrassel... Alsoohne Fangeisen und Decke bestimmt nicht. Und... eh... zu zweit geht das sicherlich besser. Ja, nicht? Wegen des Kartons. Damit sie auch reinkriecht, meine ich.«
    Einige Mitschüler lachten. Auch Dr. Wagner lächelte.
    »Aus deinem Kauderwelsch, Willi, bin ich zwar nicht klug geworden. Und als Erlebnisaufsatz hätte das nicht ausgereicht. Aber das liegt bestimmt nur daran, dass du nachts so wenig Schlaf bekommst. In Zukunft wird das anders, nicht wahr?«
    Der Blick wechselte von Klößchen zu Tarzan. Die Miene blieb freundlich. Aber die Ermahnung in seinen Augen war nicht zu übersehen.
    Also doch!, dachte Tarzan. Er weiß Bescheid. Aber er legt uns nicht rein. Er drückt beide Augen zu und wird uns nicht melden. Wir sind gerettet.Am liebsten würde ich aufspringen und ihm die Hände schütteln.
    Statt dessen nickte er unmerklich. In Zukunft, dachte er. Das schließt ja nicht aus, dass man in dringenden Fällen auch nachts mal die Kurve kratzt. Sicher rätselt er, wie wir raus- und wieder reingekommen sind. Ein Glück, dass wir vor ihm hier waren und die Strickleiter schon versteckt hatten.
    Das Klingelzeichen beendete den Unterricht.
    Während der Pause standen die vier Freunde zusammen. Wohin man hörte – überall wurde über die Giftschlange geredet. Viele Schüler wollten nach dem Mittagessen zum Stadtpark fahren. Dass sie nicht rein durften, war zwar bekannt. Aber jeder hoffte, es werde sich was Sensationelles ereignen.
    »Der

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