Auf der Spur der Vogeljaeger
Wagner«, meinte Gaby, während sie eine noch ziemlich grüne Banane schälte, »ist pfundig. Der hat euch durchschaut, lässt aber Gnade vor Recht ergehen, weil ihr so mutig gewesen seid. Wer sich so verhält, dem lässt man schon mal was durchgehen.«
Alle versicherten, der Bio-Lehrer wäre noch toller, als sie geglaubt hätten.
»Und wir«, sagte Tarzan. »Was machen wir, um den Vogeljägern endlich auf die Spur zu kommen? Mir ist was eingefallen. Da Gaby und ich beim ECHO mitarbeiten, könnten wir als Reporter zu diesem Schlitzer gehen. Ihn bitten, uns seine Werkstatt zu zeigen und seine Arbeit vorzuführen. Vielleicht fällt er darauf rein; und wir entdecken Beweise für seine Wilddieberei.«
»Worüber wir dann auch wirklich im ECHO berichten sollten«, sagte Gaby. Sie war manchmal sehr praktisch veranlagt. Und das ECHO, die Schülerzeitung der Schule, lag ihr sehr am Herzen.
»Meinetwegen«, nickte Tarzan.
Gaby ließ ihn von ihrer Banane abbeißen.
»Schmeckt wie eine rohe Kartoffel«, meinte er.
»Von mir kriegst du nie wieder was, du Affe.«
Aber das war nicht ernst gemeint, denn ihre Augen lachten.
Dieser Vormittag wollte nicht enden. Endlich war es 12 Uhr. Gaby und Karl fuhren mit ihren Rädern nach Hause. Ausgemacht war, sich in zwei Stunden in der Stadt zu treffen.
Tarzan und Klößchen kamen gerade noch rechtzeitig ins ADLERNEST, um den zweiten Teil der Radionachrichten zu erwischen.
Wieder wurde von der Gabun-Viper im Stadtpark berichtet, allerdings nicht so ausführlich. An der Lage hatte sich nichts geändert. Das Reptil schien wie vom Erdboden verschluckt. Die Suche dauerte an. Der Park blieb gesperrt.
Nach dem Essen holten Tarzan und Klößchen ihre Räder, die immer noch in dem Gebüsch außerhalb des Schulgeländes versteckt waren.
Kurz nach 14 Uhr kamen sie beim Palast-Kino an, wo sie sich verabredet hatten. Gaby und Karl warteten schon. Auch Oskar war mitgekommen, begrüßte die beiden mit freudigem Gekläff und sprang immer wieder an Tarzan hoch, bis der ihm ausgiebig den Hals kraulte.
Gaby hatte ihre rote Basttasche umgehängt. Sie enthielt Notizblock und Kugelschreiber. Denn sie wollten ja zu Schlitzer als Reporter der Schülerzeitung kommen.
Klößchen trug natürlich sein Fernglas bei sich, das gebührend von Karl und Gaby bewundert wurde. Dann trennten sich die Wege.
Karl und Klößchen radelten aus der Stadt hinaus zum Naturschutzgebiet. Sie wollten die Stelle aufsuchen, wo gestern der rothaarige Wilddieb sein Motorrad geparkt hatte, dort ihre Räder und dann sich selbst verstecken.
Da sie mit dem Fernglas enormen »Weitblick« hatten, wie Klößchen scherzhaft sagte, würde ihnen nichts Verdächtigesentgehen. Das Wetter war günstig: Schwül, mit Gewitterneigung, obwohl es bereits während der frühen Morgenstunden geregnet hatte. Das war nichts für Wanderer und Spaziergänger. Aber Wild verhielt sich dann erfahrungsgemäß träge; und ein Wilddieb würde das vielleicht ausnützen wollen.
»Versucht vor allem, die Zulassungsnummer seines Motorrades zu erkennen«, hatte ihnen Tarzan mit auf den Weg gegeben.
Gaby und er suchten Edmund Schlitzers Haus.
Während sie durch die Stadt fuhren, war Gaby anfangs noch recht heiter. Dann näherten sie sich dem Ziel und ihre Miene verriet Besorgnis.
»Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Tarzan, der das natürlich merkte. »Ich bin ja bei dir.«
»Angst? Wieso habe ich Angst? Wie kommst du denn darauf?«
»Nun, ich dachte. Ist ja keine Schande für ein Mädchen.« »Doch, das wäre es. Ich fände das lächerlich. Die Zeiten, da ein Mädchen sich ängstlich hinter dem großen Beschützer versteckt, sind vorbei. Heutzutage sind wir gleichberechtigt.« »Ich weiß.«
»Na also.«
»Aber ob’s auch die Angst weiß, die die Mädchen bis vor Kurzem noch hatten.«
»Mach dich nicht lustig über mich. Es gilt ja nicht für alle. Aber für mich gilt’s.«
Tarzan blieb eine halbe Radlänge zurück, damit sie sein Grinsen nicht bemerkte.
Warten wir mal ab, dachte er. Immerhin kannte er Gabys Dickkopf zur Genüge.So hübsch sie war, so eigensinnig konnte sie auf das pochen, was sie sich nun mal vorgestellt hatte.
Die Straße, die sie suchten, begann hinter dem Rathaus und führte in Richtung Eisstadion. Als typische Einkaufsstraße konnte man sie nicht bezeichnen, obwohl es zahlreiche Geschäfte gab. Die Fußgängerzone lag ein Stück entfernt.
Hier aber parkten viele Wagen und die meisten Autofahrer hatten die
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