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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Parkdauer überschritten.
    Eine Politesse ging mit strenger Miene von einem Wagen zum anderen und steckte Strafzettel hinter die Scheibenwischer.
    Ein rotgesichtiger Mann stürmte aus einer Bierbar heraus und begann mit ihr zu streiten. Vielleicht machte er einen Notfall geltend – in diesem Fall Durst. Jedenfalls blieb die Politesse eiskalt. Auch dass der Mann ihr sein geöffnetes Portmonee zeigte – offenbar um zu beweisen, dass er keine Groschen mehr hatte –,ließ sie unbeeindruckt.
    Sie ging zum nächsten Wagen, wo ebenfalls die Parkuhr abgelaufen war.
    Als die Kinder an dem Mann vorbeikamen, hörten sie, wie er wütend durch die Nase schnaubte und »blöde Kuh«! murmelte.

11. Das Gespenst von Picheritzki
    DIE FUNDGRUBE – stand über dem Eingang des Ladens.
    Er war modern – mit zwei großen Schaufenstern. Geschenkartikel waren in der Auslage dekoriert, Andenken, Mitbringsel, einige Bücher, Bürobedarf und – ausgestopfte Vögel.
    Gaby und Tarzan betrachteten eine Krähe, eine Amsel, eine Möwe und einen unscheinbaren Vogel, den sie nicht kannten. Die Krähe hatte einen boshaften Ausdruck in ihren Glasaugen. Die Möwe schien sich an ein großes Bierglas zu lehnen, das die Form eines Nachttopfes hatte.Es trug die Aufschrift PROST! Und über den Geschmack des Designers (Formgestalters) konnte man sicherlich streiten.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Tarzan seine hübsche Freundin.
    Sie machte große Augen – und die anfängliche Heiterkeit wich jetzt einer angstvollen Blässe.
    Aber dass sie Angst hat, dachte er, wird sie nicht zugeben. Jedenfalls schlingt sie sich eher einen Knoten in die Zunge. »Ob das Schlitzer ist?«, meinte sie leise.
    Sie konnten in den geräumigen Laden sehen. Auch Tarzan hatte den Mann bemerkt.
    Er war durch eine Tür gekommen, die offenbar in ein Büro führte, und gab einem Mädchen Anweisungen.
    Sicherlich ein Lehrmädchen, dachte Tarzan. Die ist höchstens 16.
    Sie war schmächtig, hatte ein blasses Gesicht mit braunen Augen und schien eingeschüchtert. Ihr Kleid wirkte sehr brav, ebenso die Frisur. Vor Schlitzer – eigentlich musste er’s sein – schien sie sich ein klein wenig zu ducken. Ihre Unterwürfigkeit drückte sich in ihren Gesten aus, etwa, wenn sie zu Schlitzers Worten dauernd nickte.
    »Die hat’s nicht leicht«, stellte Tarzan fest. »Jedenfalls nicht bei dem Typ. Dem sieht man ja an, wie er ist.«
    Schlitzer war groß und hielt sich übertrieben gerade. Auf dem ziemlich kleinen Kopf hatte er dichtes, silbergraues Haar. Die kupferfarbene Haut verriet, dass sie keine Neigung zu richtiger Bräune verspürte, aber sicherlich tagtäglich einem Höhensonnengerät oder dem Solarium ausgesetzt wurde. Schlitzer hatte einen bösen, verkniffenen Mund und kleine, mongolisch geschlitzte Augen. Er sah aus wie jemand, der Lachen für eine gefährliche Anstrengung seiner Gesichtsmuskeln hält.
    »Dann wollen wir mal!«, sagte Tarzan.
    Aber Gaby zögerte und blickte an ihm vorbei.
    In diesem Augenblick hielt ein Auto am Bordstein. Es war ein grauer Rolls Royce, eines der teuersten Fahrzeuge, die es überhaupt gibt. Gefahren wurde er von einem Chauffeur in dunkler Uniform. Der war bereits ausgestiegen, um für seinen Chef den Schlag aufzureißen.
    »Wir sind da, Herr von Picheritzki«, sagte er dabei und machte ein Gesicht, als wäre ihnen zu zweit eine Mondlandung geglückt.
    Herr von Picheritzki erhob sich aus den weichen Lederpolstern und stieg ins Freie.
    Himmel!, dachte Tarzan.Aus welchem Sarg ist der denn gestiegen! Wäre er doch lieber dort geblieben, statt hier die Leute zu erschrecken.
    Tatsächlich – Herr von Picheritzki hatte ziemlich viel Ähnlichkeit mit einem Gespenst, allerdings mit einem gut gekleideten.
    Er mochte über 70 sein, war zum Skelett abgemagert und trug eine Art Totenschädel auf den Schultern – mit tief liegenden Augen und fahler Haut. Dennoch wirkte er nicht krank, denn er bewegte sich rasch, und seine Haltung war kraftvoll.
     
    Zum Brüllen fand Tarzan, dass er sich in eine Art noblen Disko-Look gekleidet hatte – mit weißem Blazer, türkisfarbener Hose und gleichfarbigem Hemd. Die drei oberstenKnöpfe waren geöffnet. An einem goldenen Kettchen hing ihm ein goldenes Medaillon auf der mageren Brust.
    In der Hand hielt er einen Gehstock aus schwarzem Edelholz mit silberner Krücke. Eilig betrat er Schlitzers FUNDGRUBE.
    Gaby staunte mit offenem Mund. Ihre Angst schien verflogen.
    »Was ist denn das für ein Typ?«, fragte sie so leise,

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