Auf der Suche nach Tony McKay
in die Hand. Der Polizist guckt sie ausdruckslos an. Im Weggehen sehe ich, wie er den Zettel zusammenknüllt und fallen lässt.
New York, New York
Wir sitzen in der U-Bahn und schweigen den ganzen Weg zum Hotel, das in Mid-Town Manhattan liegt. Heiko hat für Britta und mich ein Doppelzimmer und für sich ein Einzelzimmer gebucht.
Sobald wir ankommen, hängt er sich ans Telefon, um die deutsche Botschaft zu erreichen, aber da es mittlerweile fortgeschrittener Abend ist, haben die da nur eine Notbesetzung. Das Gleiche gilt für das deutsche Konsulat hier in New York. Und als die hören, dass Homeland Security involviert ist, ändert sich deren Einstellung komplett, sie wollen nichts weiter wissen und beenden das Gespräch.
‘Also echt,’ empört sich Britta, ‘wozu zahlen wir denn Steuern? Damit die in der Botschaft einen sitzen lassen, wenn man sie mal braucht?’
‘Vielleicht sollten wir in Zukunft auf dem Finanzamt einen Vermerk hinterlassen: “Meine Steuergelder bitte nicht zur Bezahlung des Personals der deutschen Botschaft in Washington verwenden.”’
Wir sitzen auf unserem Zimmer und überlegen, wie es nun weitergehen soll.
‘Wie wäre es mit Amnesty International?’ fragt Heiko, ‘die kümmern sich doch um politische Gefangene.’
‘Haben die vielleicht eine Art Nottelefonnummer?’ frage ich.
Heiko checkt im Internet - nichts, nur eine Büronummer für New York, das aber schon lange geschlossen ist.
‘Was denkt ihr machen die mit Rosa?’ fragt Britta, ‘Verhören, oder prüfen die nur ihre Papiere?’
‘Keine Ahnung,’ sagt Heiko und guckt mich an.
Ich zucke mit den Schultern. Man hat ja im Laufe der Jahre so einiges darüber gehört, wie die Amerikaner mit Ausländern umgehen, die sie irgendwo in der Welt einkassiert haben. Ich glaube, keiner von uns will diesen Gedanken zu Ende denken. Wir sitzen schweigend auf den Betten. Irgendwann bestellen wir Roomservice, doch niemand mag wirklich essen.
Britta bekommt einen Text von Staszek, der wissen will, ob wir gut gelandet sind. Sie textet zurück, erwähnt aber nicht, dass wir nur noch zu dritt sind.
Ich muss an Rosa gestern Abend denken. An ihre Freude über den gelungenen Kaffeeverkauf und dann unseren Cocktail-Abend im Dorchester. So fröhlich hatte ich sie noch nie gesehen. Und wie sie mit Martin Pohlmann geflirtet hat. Auch damit hat sie sich in Harrys Bar eher zurückgehalten, sehr zu Harrys Unmut. Denn der hatte sie ursprünglich eingestellt, um das männliche Publikum ein bisschen zu animieren. Nur kannte der Rosa natürlich nicht, die hätte einen Teufel getan, die Kohlbauern in irgendeiner Form zu irgendetwas zu animieren. Harry hat das Ganze wahrscheinlich dann als eine weitere Enttäuschung in seinem Leben abgeschrieben und sich nur noch öfter auf die Rennbahn in Hamburg abgesetzt.
‘Wisst ihr was, lasst uns erst mal schlafen gehen, heute Abend können wir sowieso nichts mehr bestellen,’ sagt Heiko.
Ich wache am nächsten Morgen sehr früh auf, was nicht nur an der Zeitumstellung liegt. Ich drehe mich zu Britta um. Die ist auch schon wach und beguckt sich die Photos, die wir am letzten Abend im Dorchester gemacht haben auf ihrem Smartphone: Britta und Staszek Arm in Arm, Rosa auf Martin Pohlmanns Schoss, alle unbeschwert, fröhlich. Ob in der Situation das Desaster schon angelegt war? Waren die Weichen da schon gestellt für das, was sich gestern am Flughafen ereignet hat?
Das Telefon klingelt, Heiko will wissen, ob wir schon auf sind. Ich gehe unter die Dusche, aber besser fühle ich mich hinterher auch nicht. Britta steht am Fenster, als ich wieder ins Zimmer zurückkomme.
‘Vielleicht hätten wir nicht herkommen sollen. Ich meine, wie wahrscheinlich ist das überhaupt, dass wir diesen McKay finden? Und selbst wenn, was dann? Wir hätten ebenso gut nach Südamerika gehen können, oder was weiß ich, Australien.’
Ich fange an, meine Haare trocken zu rubbeln.
‘Vielleicht. Aber du weißt nicht, was uns da passiert wäre. Wir haben uns dafür entschieden, hierher zu kommen und als wir die Entscheidung getroffen haben, da machte das alles Sinn und schien das Richtige zu sein. Was ich sagen will ist, selbst wenn wir die Zeit zurückdrehen könnten, wahrscheinlich würden wir die gleiche Entscheidung noch einmal treffen. Man kann ja nie präzise vorhersagen, zu was für einem Resultat eine Handlung führen wird.’
Ich setze mich auf mein Bett und denke nach.
‘Das ist ja nun mal nicht so, wie im
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