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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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Druck in den Ohren nimmt zu. Nach einigem Gerumpel und Geschaukel landen wir um ungefähr drei Uhr nachmittags. Das übliche Gedränge vor dem Verlassen des Flugzeugs beginnt, Leute zwängen sich aus ihren Sitzen, holen ihr Handgepäck und stehen dann ewig auf den Gängen, bis die Stewardessen die Tür zum Ausstieg freigeben. Wir bleiben sitzen bis die meisten raus sind, nehmen dann unsere Taschen und Rucksäcke und verlassen das Flugzeug.
     
    Die Schlange vor der Passkontrolle ist ziemlich lang. Leute stehen in ihren Mänteln, bepackt mit Handgepäck und schwitzen. Ein wenig erinnert mich dies an eine andere Situation vor nicht allzu langer Zeit, als Rosa den Volkszorn in zivilen Ungehorsam transformiert hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dergleichen hier passieren könnte. Und wenn jemand es versuchte, dann würde er oder sie sicher für Jahre in irgendeinem geheimen FBI-Gefängnis verschwinden. Die Schlange bewegt sich langsam. Britta ist die erste von uns, deren Pass inspiziert wird. Sie bekommt einen Stempel und wird durch gewunken. Rosa steht in der Reihe neben mir, die sich etwas schneller bewegt. Sie tritt an das Fenster heran, reicht ihren Pass hinüber. Dann guckt sie zu Heiko und mir hinüber und zwinkert uns zu.
    Der Beamte, der ihren Pass untersucht guckt Rosa an. Dann nimmt er ein Walkie-Talkie in die Hand und spricht etwas hinein.
    ‘Some problem?‘ fragt Rosa.
    ‘Please wait here, Miss‘ sagt der und guckt ernst.
    Prompt tauchen zwei Männer in schwarzen Anzügen hinter dem Schalter auf. Sie sehen nicht so aus, als ob sie Humor in irgendeiner Form verstünden.
    ‘Homeland Security, please step this way, Miss,‘ sagt einer der beiden.
    Rosa hat wohl noch nie in ihrem Leben einen Befehl befolgt, ohne den vorher in Frage zu stellen.
    ‘Why?‘ fragt sie die beiden und bewegt sich nicht von der Stelle.
    ‘Step this way, Miss,‘ sagt nun der andere in etwas schärferem Ton, kein ‘please‘ mehr.
    ‘You can’t make me,‘ sagt Rosa mit dem Mut der Verzweiflung.
    Die Reisenden in den anderen Schlangen verfolgen das Geschehen mit Interesse. Einer der beiden Männer in schwarzem Anzug spricht etwas in ein kleines Mikrophon, das er in seinem Ärmel hat. Rosa guckt zu mir hinüber, Angst im Gesicht. Die beiden Männer greifen sie jeder an einem Arm und zerren sie aus der Schlange.
    ‘Maggie!‘ ruft Rosa mir zu, ‘ruf’ die Botschaft an, lass die wissen, was passiert ist!‘
     
    Heiko, Britta und ich sitzen mit unserem Gepäck in der Ankunftshalle. Rosas Rucksack ist nicht auf dem Gepäckkarussell gewesen. Britta hat versucht, herauszufinden, wo Rosa hingebracht worden ist, aber keiner gibt uns eine Antwort. Keiner sagt uns auch, wie lange es dauert, bis sie wieder auftauchen wird. Und so sitzen wir und warten. Alle anderen Mitreisenden befinden sich längst auf dem Weg nach Hause, sitzen wahrscheinlich schon mit Fertiggerichten auf dem Schoß vor dem Fernseher, nur wir hocken noch hier.
    ‘Vielleicht können wir eine Nachricht für sie hinterlassen, so dass sie weiß wo wir sind, wenn sie sie wieder freilassen,‘ sagt Britta.
    ‘Dazu müssten wir selber erstmal wissen, wo wir sein werden,‘ sagt Heiko.
    ‘Kannst du von hier ein Hotel buchen?‘ frage ich ihn.
    ‘Ja, ich denke schon.‘ Heiko steht auf und läuft los.
    ‘Schöner Mist,‘ sagt Britta, ‘was denkst du, was die von Rosa wollen? Die redet zwar immer etwas links, aber das macht sie ja nun nicht gleich zur Terroristin.‘
    ‘Wer weiß, nach was für Informationen die hier arbeiten,‘ sage ich, ‘vielleicht ist sie in ihrer Zeit in Berlin mal dem Verfassungsschutz dumm aufgefallen. Die USA zwingen die deutschen Behörden bestimmt, alle Informationen mit denen zu teilen, ob die das nun was angeht oder nicht oder ob das überhaupt in irgendeiner Form relevant ist.‘
    Britta nickt.
    Heiko kommt zurück. ‘Ich hab uns in ein Hotel in Manhatten eingebucht, ‘Mayflower’ heißt das.‘
    Er schreibt es auf einen Zettel. Auf die Rückseite schreibt er ‘For Sabine Petersen‘, denn das ist der Name, der in Rosas Pass steht.
    Wir gehen zu einem der unzähligen bewaffneten Polizisten, die hier überall herumstehen. Britta versucht zu erklären, was passiert ist. Der zuckt mit den Schultern, als ob er sagen wollte ‘Und was hat das mit mir zu tun?‘ Aber da von den beiden Männern im schwarzen Anzug weit und breit keine Spur zu sehen ist, ist der Polizist nun mal das nächstbeste. Britta drückt ihm trotzdem den Zettel

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