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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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er leise, ‘da oben in der Ecke, sehen Sie das Netz?’
    Die Deutschen mögen das ja gerne sauber und vielleicht haben die hier auch Probleme mit dem Reinigungspersonal, aber ich kann beim besten Willen in der Ecke keine Spinnen, ob mit Netz oder ohne, entdecken.
    ‘Was können wir denn jetzt für unsere Freundin tun?’ frage ich ihn, um ihn wieder zurück zum Thema zu bringen. Er nimmt noch einen Schluck aus dem Kaffeebecher, danach scheint er sich etwas besser im Griff zu haben.
    ‘Ich fürchte, dass wir Ihnen da nicht wirklich helfen können,’ sagt er, ‘tut mir leid.’
    Wir stehen auf. ‘Na, danke für gar nichts,’ sagt Britta wütend.
    Ich schätze das Konsulat in New York kommt auch mit auf die Liste der Institutionen, die von uns keine Steuergelder mehr zu erwarten haben. Herr Burckhardt sieht bekümmert und ängstlich aus. Als wir das Zimmer verlassen höre ich ihn murmeln, ‘Sie haben ja keine Ahnung, keine Ahnung...’ bevor er sich wieder seiner übergroßen Kaffeetasse widmet.

On Mulberry Street
     
    Nachdem das deutsche Konsulat entweder nicht willens oder aber nicht in der Lage ist, Rosa wieder zu finden, setzen wir uns in ein Cafe um zu frühstücken. Unsere Hoffnungen, dass die uns helfen würden, einen ihrer Mitbürger aus den Klauen der an Verfolgungswahn leidenden amerikanischen Sicherheitsorgane zu befreien, waren zwar von vornherein niedrig, aber dass wir nur mehr einen alkoholkranken Unterling am Rande des Delirium Tremens zu sehen bekommen, das ist dann doch etwas enttäuschend.
    ‘Und was nun?’ fragt Britta, ‘ich meine, wir müssen doch irgendetwas tun, um Rosa da wieder rauszuholen.’
    ‘Ich ruf’ nachher noch mal Amnesty International an,’ sagt Heiko.
    ‘Wo hat Homeland Security denn ihr Hauptquartier?’ frage ich, ‘vielleicht können wir da hinfahren und, ich weiß nicht, denen mit der deutschen Botschaft drohen.’
    ‘Na, wenn die Leute in der deutschen Botschaft vom gleichen Kaliber wie Herr Burckhardt sind, dann machen die sich bei Homeland Security in die Hose vor Lachen,’ sagt Heiko.
    ‘Und überhaupt,’ sagt Britta, ‘die würden uns nur genauso hopsnehmen wie Rosa und dann ist keiner mehr übrig, um nach uns zu suchen.’
    ‘Vielleicht lassen sie sie ja auch von allein wieder frei, wenn sie merken, dass sie jemand Falsches verhaftet haben,’ bemerkt Heiko voller Naivität.
    ‘Ja genau, erzähl das mal den Jungs, die seit zehn Jahren in Guantanamo Bay sitzen,’ antworte ich ihm.
    Er beißt sich auf die Unterlippe.
    ‘Wo ist denn der Verlag, in dem Tonys Buch erschienen ist? Vielleicht können wir da zumindest schon mal vorbei gucken, und sehen, was wir über ihn in Erfahrung bringen können,’ sagt Britta.
    Heiko zieht sein Smartphone aus der Tasche und tippt darauf herum.
    ‘Mulberry Street,’ sagt er, öffnet eine Karte von New York auf seinem Handy und guckt sich an, wie wir dorthin kommen. ‘Das ist ein paar Kilometer südlich von hier, in Little Italy.’
    Ich gucke Britta an, die zuckt mit den Schultern.
    Heiko zahlt und wir gehen.
     
    Der Verlag heißt sinnigerweise ‘Mulberry Publishing House’ und der Besitzer ist jemand namens Waldemar Bronstein. Da wir keine Hausnummer haben, gehen wir die Straße langsam von Norden nach Süden runter, Heiko auf einer Seite, Britta und ich auf der anderen.
    Obgleich das hier Little Italy sein soll, haben die meisten Läden asiatische Schriftzeichen. Die Bevölkerungsexplosion Chinas hat nicht an den Landesgrenzen halt gemacht und Chinatown ist nach Little Italy hineingewachsen. Wie das wohl bei Don Corleone und seinen Familienmitglieder ankommt.
    ‘Hier,’ ruft Heiko, ‘ich glaube, das ist es.’
    Britta und ich kreuzen die Straße. An einem verfallen aussehenden Haus mit einem chinesischen Lebensmittelladen im Erdgeschoss hängt ein Schild:
     
    Mulberry Publi hing House
                      W. Bronstein
                      1st Fl or
     
    Das Haus hat auch schon bessere Tage gesehen. Die Dan Browns dieser Welt sind eher nicht bei Herrn Bronstein unter Vertrag. Heiko drückt auf eine Klingel, die nicht so aussieht, als ob sie in den letzten zwanzig Jahren mal einen Ton produziert hat. Keine Antwort. Heiko drückt noch einmal, etwas länger. Plötzlich krächzt eine rauchige Stimme aus der Gegensprechanlage, ‘What? I’m an old man, can’t you give me some time to get to the door?’
    Wir gucken uns an. Britta tritt an die Tür.
    ‘Mr Bronstein? We have come

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