Auf der Suche nach Tony McKay
climate here in New York, too hot in the summer, too cold in the winter. Hang on, I’ve got his address written down on a piece of paper somewhere,’ und mit diesen Worten taucht Waldemar Bronstein in einen Stapel von Papieren, die unter seinem Schreibtisch liegen. Wir gucken uns an. Bis der in diesem Chaos den Schnipsel Papier mit der Adresse von Tony McKays Agenten gefunden hat, sind vermutlich nicht nur der Agent selber, sondern auch dessen Kinder und Kindeskinder an das natürliche Ende ihrer biologischen Existenz geraten. Herr Bronstein taucht wieder auf.
‘No, I think I put it into a book somewhere over there,’ sagt er, steht auf und geht zu einem riesigen Bücherstapel neben der Tür.
Das wird ja immer besser. Der Zettel mit der Adresse steckt also in einem der, mal grob geschätzt, so an die 50.000 Bücher, die sich in dieser Wohnung befinden. Im Vorbeigehen ist mir nicht aufgefallen, dass die nach irgendeinem System geordnet sind, was das Wiederauffinden eines bestimmten Buches, so der Mensch sich daran erinnern kann in welchem Buch er die Adresse denn versteckt hat, zu einer Herkules-Aufgabe werden lässt.
‘Do you remember, which book you put the address in?’ fragt Britta mit wenig Hoffnung in der Stimme.
‘Well, I remember there was some connection with Tony,’ sagt er vage, ‘when you get to my age, remembering things becomes a little more difficult.’ No kidding.
Er beugt sich runter, um etwas aus dem Stapel zu ziehen, woraufhin dieser anfängt gefährlich zu wackeln.
‘Careful, Mr Bronstein,’ ruft Heiko noch, aber da ist es auch schon passiert. Der Bücherstapel ist gegen einen anderen Büchertürme gefallen und beide sind dann über dem armen Herrn Bronstein kollabiert. Der liegt nun, nurmehr ein Arm und ein Bein sichtbar, unter all seinen Büchern und stöhnt.
‘Are you ok?’ fragt Britta, während wir beginnen, ihn wieder auszugraben.
‘I just remembered,’ sagt er mit gedämpfter Stimme. Wir räumen weiter Bücher beiseite, bis sein Kopf komplett frei ist. Er guckt uns triumphierend an.
‘I put it into a Scott Fitzgerald book, and they’re all in the pile next to my desk.’
Nach einigem Suchen finde ich schließlich einen gesonderten Stapel für Scott Fitzgerald. Ich blättere Buch für Buch durch und als ich zu The Last Tycoon komme, fällt mir ein Zettel entgegen. Ich bringe ihn zu Herrn Bronstein.
‘Oh, well done, that’s it,’ sagt er, immer noch auf der Erde sitzend, aber mittlerweile bücherfrei, ‘Hank Paulsen, that’s his name. Yes, he moved out to Scottsdale, Arizona.’
Er reicht mir den Zettel zurück. ‘You keep that, and when you see Hank, tell him he still owes me ten dollars.’
Mit diesen Worten widmet er sich den um ihn herum liegenden verstreuten Büchern.
‘You know, I had completely forgotten I had these,’ sagt er glücklich und wirkt wie ein kleines Kind, das ein verloren geglaubtes Spielzeug wiedergefunden hat.
Zurück auf der Straße suchen wir ein Cafe, um die Lage zu besprechen. Heiko googelt die Adresse in Arizona.
‘Das scheint so eine Art von Wohnwagensiedlung zu sein,’ sagt er.
‘Wohnwagensiedlung?’ fragt Britta, ‘Na klasse, der Verleger leidet an einer Kombination aus Messie-Syndrom und Verfolgungswahn, und der Agent wohnt im Wohnwagen in der Wüste. Ich frage mich nur, was wir zu erwarten haben, wenn wir Tony denn irgendwann treffen.’
Ich glaube, die Frage stellen wir uns alle gerade.
‘Wie weit ist das denn von hier?’ frage ich.
‘Ungefähr 3800 Kilometer,’ sagt Heiko, ‘und laut Google bei augenblicklichen Verkehrsverhältnissen so an die 36 Stunden.’
‘Wenn wir durchfahren,’ sagt Britta.
‘Weißt du, Maggie, Wichita liegt mehr oder weniger auf dem Weg. Wir könnten da einen Zwischenstop einlegen,’ sagt Heiko zu mir.
Ich denke nach. Jetzt, wo es wirklich aktuell geworden ist, bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich meine Mutter sehen möchte. Die letzten zwanzig Jahre oder so bin ich auch ohne sie ausgekommen. Andererseits, wenn es am Weg liegt. Ich gucke Heiko an. Ich schätze er weiß, was ich denke.
‘Kannst dir das ja noch mal überlegen,’ sagt er und ich bin ihm dankbar dafür.
‘Und wie geht’s jetzt weiter?’ will Britta wissen.
‘Also, wir sollten morgen noch mal zum Konsulat zurückgehen, die wissen lassen, dass wir nicht so schnell aufgeben,’ sage ich, ‘und außerdem dort eine Nachricht für Rosa hinterlassen, für den Fall, dass sie frei kommt. So weiß sie
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