Auf der Suche nach Tony McKay
to talk to you about Tony McKay.’
Hört sich an, als wären wir von der Polizei.
‘Who?’ schreit es zurück. Herr Bronstein ist scheint’s ein wenig schwerhörig. Britta rollt mit den Augen.
‘Tony McKay,’ schreit sie zurück.
‘Lord Almighty, no need to scream, I’m not deaf, you know!’
Und nach einer Pause, ‘Tony McKay, you said? Come on up.’
Die Tür summt und wir treten ein. Das Treppenhaus ist klein, dunkel und staubig. Wir klettern die Stufen hinauf in den ersten Stock, wo an einer alten, wurmstichigen Holztür ein Firmenschild hängt. Irgendwie wundert es mich nicht, dass Tony McKay keine weiteren Erfolge hatte, wenn dies sein Verlag war.
Britta klopft an die Tür. Nach einer Weile nähern sich schlurfende Schritte. Sie halten direkt an der Tür, dann eine Weile Stille, wahrscheinlich betrachtet der Verleger uns gerade durch den Türspion.
‘Do I know you?’ fragt er durch die immer noch geschlossene Tür.
‘No,’ sagt Britta, ‘but we would like to get some information on Tony McKay.’
‘You guys journalists or something?’
Britta guckt leicht genervt und sagt dann, ‘Yes, we are working for a literary magazine in Germany and would like to do a feature on Tony McKay.’
Die Notlüge funktioniert, der Mann nimmt uns ab, dass wir Journalisten sind, die einen Artikel über Tony McKay schreiben und die Tür geht auf.
Ein kleiner, alter Mann mit einem Spitzbart, Nickelbrille und weißem Haar steht dahinter und guckt uns misstrauisch an.
‘Mr Bronstein?’ sagt Britta.
‘Where did you say you are from?’ fragt er.
‘Germany,’ antwortet Britta.
Er lässt sich diese Antwort eine Weile durch den Kopf gehen.
‘And who sent you?’
‘We are working for a magazine called “Die Zeit”, which means “time” in German and...’
Britta kommt nicht weiter, denn Herr Bronstein unterbricht sie ärgerlich, ‘I know what “Zeit” means, young lady, I’m not a complete Kulturbanause.’ Der kennt aber Wörter.
Er wirkt immer noch misstrauisch und wir stehen nach wie vor auf dem Flur. Er guckt uns der Reihe nach an und hat sich noch nicht entschieden, ob er uns trauen kann.
‘I have to be careful, you know,’ sagt er schließlich, ‘Joseph has got a lot of spies.’
Mit diesen Worten öffnet er die Tür etwas weiter und wir treten ein. Gibt es in diesem Land überhaupt noch jemanden, der nicht am Verfolgungswahn leidet?
Die Wohnung liegt im hinteren Teil des Hauses und alle Fenster gehen auf den Hinterhof. Aber Rausgucken kann man auch nicht wirklich, denn Wände, Fenster, alles ist komplett zugestellt mit Büchern und Zeitungen, hohe Stapel ziehen sich an den Wänden entlang, bilden tunnelartige Gänge ohne Tageslicht, durch die uns Herr Bronstein nun zu seinem Büro manövriert. Dieses ist ähnlich zugebaut, wie der Rest der Wohnung, es besteht allerdings gerade genügend Platz für einen Schreibtisch und zwei Stühle. Herr Bronstein setzt sich und weist zu Britta gewandt auf den zweiten Stuhl. Heiko und ich stehen.
‘Mr Bronstein, we would like to talk to Mr McKay and we were hoping that you as his publisher might be able to tell us where he is,’ sagt Britta.
Wenn ich mich hier so umgucke und auch das Benehmen Herrn Bronsteins in Betracht ziehe, dann würde es mich wundern, wenn der überhaupt weiß, welches Jahr wir haben. Meine Hoffnungen, dass er Informationen über Tony McKay hat, schwinden wie eine Rolle Kekse bei einer Weight Watchers-Versammlung.
Herr Bronstein sitzt zurückgelehnt, Fingerspitzen aneinander und fixiert uns.
‘You are not the first ones to come and ask for Tony. Haven’t seen many in the last few years, but there was a time, when I had people coming once a week, wanting to talk to him.’
‘Yes, well,’ sagt Britta, ‘do you know where he is?’
‘Matter of fact, I don’t. The bastard just left one day. He was living round the corner from here down Bleecker Street,’ erinnert sich der Verleger. Tony McKay ist also eines Tages einfach abgehauen. Na super. Ohne einen weiteren Anhaltspunkt sind wir jetzt echt aufgeschmissen.
‘So you have absolutely no idea, where we could find him?’ frage ich.
‘Well,’ sagt Herr Bronstein, ‘you could try his agent. They were pretty close. I’d say, if anybody knows where to find him, then it would be Hank.’
‘And where would we find Hank?’ fragt Heiko, ein bisschen so, wie man mit einem kleinen Kind spricht.
‘Oh Hank moved out West a few years ago. Fed up with the
Weitere Kostenlose Bücher