Auf der Suche nach Tony McKay
dann, wo wir sind.’
‘Wir sollten auch das Geld aus dem Fond wieder abziehen. Wenn wir erstmal unterwegs sind, dann geht das nicht mehr so einfach,’ sagt Heiko.
‘Bin gespannt, auf wie viel das inzwischen angewachsen ist,’ sagt Britta.
Wie gewonnen, so zerronnen
Fünf vor neun und wir stehen einmal mehr vor dem deutschen Konsulat auf der 1st Avenue. Es hat über Nacht ein wenig geschneit und meine Füße werden in dem Schneematsch langsam kalt und nass. Um Punkt neun Uhr öffnet ein grimmig aussehender Beamter die Tür und ich sage,
‘Wir würden gern Herrn Burckhardt sehen.’
‘Haben Sie einen Termin?’ fragt er zurück.
‘Nein, aber wir können hier so lange warten, bis er einen frei hat,’ sage ich und lasse in meiner Stimme die Drohung eines Sitz-Streiks mitschwingen. Der Mann guckt mich finster an und verschwindet. Zehn Minuten später taucht er wieder auf und führt uns zu Herrn Burckhardts Büro. Der sitzt wie gehabt und guckt aus dem Fenster.
‘Guten Morgen, Herr Burckhardt,’ sagt Heiko beim Eintreten. Herr Burckhardt zuckt zusammen und guckt uns mit schreckensgeweiteten Augen an. Mechanisch greift er zu seiner Kaffeetasse und nimmt einen langen Schluck.
‘Also Herr Burckhardt,’ spreche ich ihn an, ‘wir suchen immer noch nach unserer Freundin.’
‘Freundin?’ fragt er verständnislos.
‘Ja, erinnern Sie sich? Wir waren gestern auch schon hier,’ sagt Britta etwas zu laut.
Herr Burckhardt guckt sie lange an. Sein Blick wandert weiter zu mir, dann zu Heiko.
‘Gestern?’ sagt er mit dünner Stimme. Er versucht einen weiteren Schluck aus seinem übergroßen Kaffeepott zu nehmen, doch merkt er dann, dass der leer ist. Sein Blick wird panisch und er fängt an, wild auf einen Knopf an seinem Schreibtisch zu drücken.
Während Herr Burckhardt vor unseren Augen dekompensiert, frage ich mich, ob sein Zustand eine notwendige Begleiterscheinung aller deutschen Konsulats- und Botschaftsmitarbeiter ist, oder ob wir es hier mit einem idiopathischen Symptom zu tun haben, er sozusagen ein Einzelfall ist.
‘Du, das hat doch keinen Zweck,’ sagt Britta, ‘der Mensch ist ja nicht wirklich zurechnungsfähig. Vielleicht könnten wir nach seinem Vorgesetzten fragen, das muss hier doch noch jemanden geben, der ein bisschen kompetenter ist.’
‘Und nüchterner,’ sage ich.
In dem Moment öffnet sich die Tür und der Beamte, der uns hereingelassen hat, tritt ein. Er stellt Herrn Burckhardt eine große Kaffeetasse auf den Schreibtisch, welche dieser mit einer hektischen Bewegung an sich reißt, als befürchte er, jemand könnte sie ihm wieder nehmen.
‘Sagen Sie mal,’ spricht Heiko den Mann an, ‘Könnten Sie uns einen Termin bei dem Konsul selber besorgen? Wir kommen hier nicht so richtig weiter.’
Der Mann guckt Heiko stumm an, dann schwenkt sein Blick zu Herrn Burckhardt und bleibt an dem hängen. Heiko schließt die Augen und schüttelt langsam den Kopf.
Beim Rausgehen drücke ich dem Beamten einen Briefumschlag in die Hand, adressiert an Frau Rosa-Sabine Petersen.
‘Falls unsere Freundin hier auftaucht, könnten Sie sicherstellen, dass sie diesen Brief bekommt?’
Er nimmt den Brief an sich und nickt.
Nach dem zweiten Misserfolg auf dem Konsulat, ruft Heiko den Kollegen von Bernhard von Mühlhausen hier in New York an und verabredet mit dem ein Treffen für zwölf Uhr. Er soll die Anteile an dem Fond, in dem wir unsere circa 100.000 Euro in London “geparkt” haben, für uns verkaufen. So haben wir zumindest unser Geld zurück und der Teil unseres Plans ist dann erledigt, wenn Rosa wieder auftaucht. Wenn.
Wir versuchen uns mit Gesprächen darüber abzulenken, was über das Wochenende wohl aus dem Geld geworden ist, denn nach Bernhards Einschätzung, würde der Fond täglich um mehrere Prozentpunkte steigen.
‘Du kennst dich doch mit solchen Sachen besser aus,’ sage ich zu Heiko, ‘was denkst du wie viel Geld da zur Zeit drin sind?’
‘Schwer zu sagen, aber ich denke, wir werden zumindest das wieder herausbekommen, was wir da hineingesteckt haben. Es sei denn, da ist irgendetwas in der Welt passiert, was die Anleger unruhig macht, da kann das dann schon größere Veränderungen nach unten geben. Eben so wie mit dem, was in Deutschland und China passiert ist.’
Heiko guckt auf seine Uhr. ‘Lasst uns mal gehen,’ sagt er und wir brechen auf.
Der Mann, den wir treffen sollen, heisst Hunter Neechy und arbeitet für den amerikanischen Arm von
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