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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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ungewöhnlicher natürlicher Schönheit und entsprechend sieht es hier auch aus. Als wir jedoch nach Hackensack hineinfahren, so wirkt das schon ziemlich Mittelklasse. Wir steigen an der Haltestelle aus, die Bill uns genannt hat und schleppen unser Gepäck zu einem Taxistand.
    ‘Hi, could you take us to the “Hackensack Repair and Recycle Emporium”?’ fragt Britta einen der Taxifahrer.
    Der guckt erst Britta, dann uns mit zusammengekniffenen Augen an. Dann spuckt er einmal auf die Erde, sagt ‘Those freaks shouldn’t be here, this is a nice community,’ und beendet damit das Gespräch.
    Britta dreht sich zu uns um. ‘Habt ihr das gehört?’ fragt sie entgeistert.
    ‘Ja, wie weit ist das denn dahin, vielleicht können wir laufen?’ sage ich zu Heiko gewandt.
    ‘Von hier?’ Er konsultiert sein Telefon. ‘So ungefähr drei Kilometer.’
    ‘Also, ich zieh’ doch nicht meinen Koffer drei Kilometer durch den Schneematsch,’ sagt Britta.
    Ihr schöner, roter Ralf Lauren Koffer sieht schon nicht mehr ganz so vornehm aus, wie zu Beginn unserer Reise.
    ‘Außerdem,’ fährt sie fort, ‘der Taxifahrer hat gesagt, dass das Freaks sind. Vielleicht ist das nicht sicher dort hin zu gehen. Wer weiß, was da abgeht. Ich meine ein Schrottplatz in New Jersey...’
    Ich gucke Heiko an.
    ‘Wir sind ja immerhin zu dritt,’ sagt er mit wenig Überzeugung.
    ‘Na super,’ sagt Britta, ‘du, Maggie und ich gegen ein paar Freaks aus New Jersey, wahrscheinlich ist da auch noch die Mafia im Spiel. Nee echt, ich denke, das ist keine gute Idee,’ und mit diesen Worten setzt sie sich auf ihren Koffer.
    ‘Vielleicht könnten wir den Taxifahrer bitten zu warten, während wir uns das dort angucken?’ schlage ich vor.
    Britta schüttelt den Kopf und wie ein Esel, der sich weigert weiter zu laufen, verschränkt sie die Arme vor der Brust und legt ihre Wange auf ihre Knie.
    Ich gucke Heiko an. Der guckt sich einmal um. Gegenüber des Taxistandes ist ein kleines Cafe.
    ‘Na gut, ihr beide setzt euch da drüben in das Cafe und ich geh zum Schrottplatz und guck mir das da mal an.’
    Er konsultiert wieder sein Telefon, um sich den Weg einzuprägen.
    ‘Wenn du innerhalb von zwei Stunden nicht wieder zurück bist, rufen wir die Polizei,’ sage ich.
    Heiko hilft uns, das Gepäck in das Cafe zu tragen. Dann läuft er los, um den Schrottplatz zu finden.
    Britta sitzt mir gegenüber, den Kopf auf ihre Arme auf dem Tisch gelegt. Selbst als der Kaffee kommt, hebt sie ihn nicht.
    Ich gucke mich in dem kleinen Cafe um. Die wenigen anderen Kunden sitzen ordentlich vor ihren Apfelkuchen und unterhalten sich leise. Die Kellnerin parliert freundlich mit einer älteren Dame in der Ecke. Alles sehr Mittel-Amerika. Und ich frage mich einmal mehr, wie es angehen kann, dass wenn man die allein und einzeln antrifft, die so freundlich sind, doch als Nation geradezu gemeingefährlich. Vielleicht können die auch nicht wirklich was für ihre Regierung, die das Volk,   über’s Ohr haut und für die Bereicherung einiger weniger bezahlen lässt. Aber wenn dies hier doch die Vorzeigedemokratie der westlichen Welt ist, wer, wenn nicht ihre eigenen Bürger sind dann für die Regierenden und deren Politik verantwortlich?
    Britta kommt mit dem Kopf hoch und guckt sich einmal um.
    ‘Wenn das hier alles vorbei ist, dann gehe ich zurück nach London und bleib bei Staszek. Und heirate den. Keine Widerrede. Und dann ziehen wir in sein Haus am See in Polen und bekommen fünf Kinder. Und ich halte Hühner. Und ich werde nie wieder in Urlaub fahren, sondern in meinem Haus am See bleiben, bis ich alt bin.’
    Damit atmet sie einmal schwer aus und nimmt einen Schluck Kaffee. ‘Und du, Maggie?’
    Ich denke nach. ‘Mal sehen, was dabei herauskommt, wenn ich meine Mutter treffe. Wenn das gut läuft, vielleicht bleibe ich eine Weile bei der. Eigentlich kenne ich sie ja nicht wirklich. Zurück nach H. gehe ich nicht, das hat wohl nicht viel Sinn.’
    Ich denke an meine winzige kleine Wohnung und daran, dass mir die privatisierte Elektrizitätsfirma den Strom abgestellt hat und ich von nun an sowieso im Kalten sitzen würde. Und daran, dass Dr. Härtel mich in seiner Nachhilfeschule mittlerweile sicher längst ersetzt hat. Und dass Holger Mandy geheiratet hat und dass mein Liebesleben in den letzten zwei Jahren vermutlich weniger aufregend war, als das meiner Oma, die in einem Seniorenwohnheim lebt.
    H. ist mittlerweile eine andere Welt. Nein, eigentlich ein

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