Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
Vom Netzwerk:
anderes Universum. In einer anderen Dimension.
    Auf dem kleinen Parkplatz vor dem Cafe hält ein alter Pick-up Laster. An der Seite des Pick-ups steht in dicken, handgeschriebenen Buchstaben “Julius Kripke - Hackensack Repair and Recycle Emporium”. Die Kellnerin verzieht das Gesicht. Heiko und Bill steigen aus und betreten das Cafe.
    ‘Hallo, tut mir leid wegen die Taxifahrer, Heiko hat mich gesagt, dass die nicht wollten zum Schrottplatz fahren,’ sagt Bill.
    Er scheint bester Laune. ‘Aber ist kein Problem, mein Freund Julius hat den Pick-up, so dass ihr musst nicht laufen.’
    ‘Allright Betsy?’ Er winkt der älteren Dame in der Ecke zu. Die grüßt freundlich zurück. Die anderen Kunden gucken pikiert in ihre Kaffeetassen.
    Wir bezahlen, verlassen das Cafe und laden unsere Koffer hinten auf den Pick-up, dann geht es los.
    ‘Julius hat mein Winnebago ein bisschen repariert, der ist jetzt ganz in Ordnung, damit können wir von Alaska bis nach Tierra del Fuego fahren,’ sagt er fröhlich.
    ‘Wenn wir bis Kansas kommen, wäre das schon mal ganz gut,’ sage ich und halte mich an Heiko fest, als Bill eine Kurve etwas schnell nimmt.
    Hackensack scheint ein recht wohlhabender Ort zu sein, die Häuser sehen hübsch und sauber aus und stehen auf gepflegten Grundstücken. Am Stadtrand fahren wir an mehrstöckigen Villen im Neuengland-Stil vorbei, fast alle mit amerikanischer Flagge im Vorgarten. Direkt am Ortsausgang biegt Bill nach rechts ab und fährt einen ungeteerten Weg am Waldrand hinunter, bis wir zu einem Tor kommen - hinter diesem liegt der Schrottplatz. Zwei große Schäferhunde kommen angerannt und kläffen. Mir wird etwas mulmig. Niemand weiß, dass wir hier sind, außer der Kellnerin und den ältlichen Apfelkuchenessern in dem Cafe. Falls jemals jemand nach uns suchen sollte, würden die die Polizei auf die richtige Spur führen?
    Ein großer Mann so in seinen Fünfzigern mit grauem Pferdeschwanz und Walrossschnurrbart öffnet das Tor. Er sieht aus wie eine Mischung aus Hulk Hogan und Friedrich Nietzsche.
    Bill lenkt den Pick-up durch das Tor und hält vor einem Holzhaus, bei dem es aus dem Schornstein raucht. Die Hunde hüpfen um das Auto herum. Ein riesiges, altes Wohnmobil steht neben dem Haus. Die Außenspiegel sind mit Isolierband festgeklebt, die Fahrertür ist eingedellt und die Stoßstange hängt schief. Das Teil hat definitiv schon bessere Zeiten gesehen.
    Der Walrossschnurrbart pfeift seine Hunde zurück, die auf’s Wort gehorchen. Wir steigen aus.
    ‘Hi,’ sage ich etwas unsicher zu dem Mann. Der nickt Britta und mir gutmütig zu. Heiko und Bill beginnen, unsere Koffer in den Winnebago zu räumen.
    ‘Want some coffee before you leave?’ brummelt der Mann unter seinem Schnurrbart.
    ‘Sure,’ sage ich und zucke mit den Schultern. Britta wirft mir einen besorgten Blick zu.
    ‘I’m Julius, by the way,’ sagt er.
    ‘Maggie and Britta.’
    Er geht voran in sein Häuschen und ich versuche alle Gedanken an Hänsel und Gretel aus meinem Kopf zu verdrängen. Die Hunde wuseln um uns herum. Das Haus fungiert als eine Art Büro, Wohnzimmer, Küche, alles in einem. Im Radio singen Jefferson Airplane ihre Version von Alice im Wunderland.
    Julius macht sich an einem kleinen Kocher zu schaffen und gießt einen frischen Kaffee auf. Das ist ja schon mal eine Erleichterung. In den Horrorversionen dessen, was sich in dieser Hütte im Wald abspielen könnte, kam immer irgendwo auch Instantkaffee vor.
    Britta sitzt etwas misstrauisch am Rande eines alten Sessels, einen der Schäferhunde zu ihren Füssen, und sieht so aus, als ob sie irgendwo in ihrer Handtasche das Messer zur Verteidigung schon griffbereit hat. Um Konversation zu machen sage ich also ‘The people in the town don’t seem to like you particularly.’
    Julius lacht einmal tief in sich hinein. ‘You can say that again.’
    ‘Why?’ frage ich ihn.
    ‘Many reasons, I guess. First, we don’t really fit in. Have you seen the big houses just before you got here? The developers want to buy this land, so they can build more houses and pocket themselves a nice little profit.’
    Das macht Sinn. Der Schrottplatz wirkt wie ein Anachronismus neben den Villen. Und das Land auf dem er sitzt dürfte einiges wert sein. Die Bauunternehmer wieseln wahrscheinlich um den Schrottplatz herum wie die Hyänen um ein verletztes Gnu.
    ‘But you don’t want to sell?’ frage ich ihn.
    ‘No, matter of fact, I don’t. This land belonged to my father

Weitere Kostenlose Bücher