Auf der Suche nach Zach (German Edition)
Es war eine Ganzkörperstudie von Zach in seinen schwarzen Jeans und der Motorradjacke. Nur eine schnelle Skizze, auch aus dem Gedächtnis, wie er in Terrys Bar ausgesehen hatte, gezeichnet mit ein paar Kohlestrichen. Das Gesicht war schattiert, aber der Körper schien zu vibrieren vor unterdrückter Energie – Zorn, Frustration. Wie viel davon von Zach selbst kam, und was seine eigene Projektion war, wusste er nicht. Er erinnerte sich nur an das Gefühl, als er daran gearbeitet hatte: Es war, als ob Zach im Zimmer mit ihm war und ihn beobachtete, sich nach ihm sehnte… nicht sehr wahrscheinlich. Als David sich in der Nacht Zach angeboten hatte, hatte Zach ihn sprichwörtlich aus der Tür hinausbefördert.
David klappte den Skizzenblock zu. Heute hatte Zach ihm gezeigt, dass er alles wieder so wie vorher haben wollte, vor der Entführung, vor dem Kuss – so wie es damals gewesen war, als sie Kinder waren. Damit konnte er leben, auch wenn sein Körper jedes Mal anschlug wie ein Glockenspiel, wenn Zach in der Nähe war. Aber trotz Zachs scheinbarer Freizügigkeit schien ihm alles, auch nur annähernd Sexuelles zwischen ihnen, unbehaglich zu sein. Sogar die Vorstellung, dass David eine Beziehung gehabt hatte, schien ihn zu stören. Er nahm an, dass der Grund ihre gemeinsame Vergangheit war: Er war immer wie ein großer Bruder für Zach gewesen, und Zach wollte es wohl dabei belassen. Wie auch Eltern, sollte ein großer Bruder ihn sexuell nicht interessieren. Zach war wahrscheinlich nur von der Vorstellung abgeschreckt. Also würde er wieder der große Bruder für ihn sein.
Auch wenn es sich nicht so anfühlte. Er schlug den Block wieder auf, zu der zweiten Skizze, an der er letzte Nacht gearbeitet hatte. Diese war anders - in Bleistift statt Kohle gezeichnet, weicher, detaillierter. Und war rein seiner Fantasie entsprungen.
In der Zeichnung lag Zach nackt auf einem Bett ausgestreckt, auf einem Stapel von Kissen, als ob er gerade jemanden geliebt hätte. Seine Knie waren gebeugt, das linke Bein auf dem Bett, das rechte hing angewinkelt herunter und die Sohlen seiner Füße berührten sich. Sein Gesicht war weich, seine Lippen geöffnet, sein Körper entspannt und sein Geschlecht lag schlaff zwischen seinen Schenkeln. David hatte Zachs Penis nicht gesehen, seit sie beide klein waren, aber er wusste, dass sie beide beschnitten waren, also zeichnete er ihn, wie er ihn sich jetzt vorstellte. Er hatte Zach ohne seine Narben gezeichnet. Wie sollte er diese zeichnen, ohne zu wissen, wie sie aussahen.? Den Rest kannte er. Er zeichnete mit feinfühligem Detail: die langen Beine, die Schatten seiner festen, muskulösen Schenkel, die Sehnen seiner Hand, die eine auf seinem Bein ruhend, die andere lag nach oben gewandt auf dem Bett, die eleganten Finger entspannt, die breiten, kantigen Schultern, die ausgeprägte Kurve, wo sie in den Hals übergingen. Hier hatte er die Narbe eingefügt, die er kannte, die Narbe die Zachs Kehle dort umrundete, wo ein Perlenhalsband bei einer Frau liegen würde. Und natürlich das vertraute und zugleich fremde Gesicht, ein Abglanz des Jungen, den David gekannt hatte.
Er fühlte Schmerz seine Kehle zuschnüren, ein anderer Schmerz als der, den er während der Arbeit an diesem Bild gehabt hatte. Da hatte er die leise Hoffnung gehabt, dass sie vielleicht noch ihre Probleme beseitigen und einen Weg finden könnten, um eine Beziehung möglich zu machen. Die heimliche Fantasie hatte sein Blut in Wallung gebracht, ihn schonungslos erregt, bis er sich ergab und sich selbst befriedigte.
Die Unterhaltung an diesem Morgen hatte ihm klar gemacht, dass seine heimlichen Fantasien eben nur das waren: Fantasien. Zach wollte ihn nicht.
Er fuhr mit seinen Fingern die rauen Kanten des Skizzenbuches entlang. Also das war es, was Jerry gemeint hatte. Jerry und Steve vor ihm, und Chris davor. „Emotionell unerreichbar.” Es bedeutete, in jemanden verliebt zu sein, den er nicht haben konnte, während er diejenigen im Stich ließ, die ihn geliebt hatten. Jerry. Und Steve vor ihm. Und Chris davor. Alles tolle Kerle. Alle meinten es ernst mit ihm. Alle verschwunden. Aus eben diesem Grund. Weil er es in sieben Jahren nicht geschafft hatte, sich von Zach zu lösen. Er hatte ihn zurückgestoßen, als Zach ihn wollte und hatte ihn in die Hölle geschickt, weil es ihm Angst gemacht hatte. Jetzt wollte Zach ihn nicht, aber er wollte Zach. Wie verkorkst war das?
Immerhin konnte er Zach das geben, was er wollte: seine
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