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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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studierst noch!«
    »Armi hatte einen Bausparvertrag … Und mein Vater bezahlt meinen Anteil. Außerdem arbeite ich die ganze Zeit, ich schreib meine Diplomarbeit bei vollem Gehalt.«
    Ich registrierte erfreut, dass Kimmos Verteidigungswille endlich erwachte.
    »Und wer kriegt jetzt die Wohnung, wo die Braut tot ist?«, fragte Pertsa knallhart. Kimmo starrte ihn mit glasigen Augen an, als hätte er die Frage nicht verstanden.
    »Lass das, Pertsa«, mischte ich mich ein. »Darüber hat Kimmo bestimmt noch nicht nachgedacht.«
    »Vielleicht wollte er von seiner Mutter loskommen, aber nicht gleich wieder von einer Ehefrau gegängelt werden«, ereiferte sich Pertsa. »Oder er wollte doch noch eine Weile an Mutters Rockzipfel hängen.«
    Kimmo stöhnte und vergrub das Gesicht in den Händen. Ich bezwang den Impuls, Pertsas schon einmal gebrochener Nase eine neue Form zu verpassen. Was hätte das schon genützt. Pertsa hatte sich in den Kopf gesetzt, dass Kimmo schuldig war, und ich brauchte handfeste Beweise, wenn ich ihn vom Gegenteil überzeugen wollte. Allerdings wunderte ich mich, wie man mit einem derartigen Wust von Vorurteilen bei der Kripo so Karriere machen konnte.
    Gegen halb zehn ließen wir Kimmo in Ruhe und verabredeten, am nächsten Morgen um zehn weiterzumachen.
    Ich mochte gar nicht daran denken, was für eine Nacht Kimmo bevorstand. Mit wie vielen musste er seine Zelle teilen? Wahrscheinlich wussten bald alle, was ihm vorgeworfen wurde, und wenn der Aufsichtsbeamte dann noch ein Wort über Kimmos Gummifetischismus fallen ließ, würden die anderen Insassen dem armen Kerl an die Kehle springen.
    Die Nacht war genauso warm wie die vorige. Da ich keine Ahnung hatte, wann der nächste Bus fuhr, machte ich mich zu Fuß auf den Heimweg. Zum Glück hatte ich morgens zu den Büroshorts bequeme Schuhe angezogen, nur hätte ich jetzt statt der Aktentasche lieber einen Rucksack gehabt.
    Da ich keine Karte dabeihatte, ging ich auf Nummer Sicher und marschierte auf der Vanha Mankkaantie in Richtung Tapiola. Nachdem ich die Turuntie überquert hatte, wurde es immer stiller, an den Sommersamstagen hielten sich die meisten entweder im Sommerhaus oder in der Innenstadt auf. Wer zu Hause geblieben war, saß jetzt vermutlich vor dem Fernseher und schaute sich eine der uralten Polizeiserien an, die jeden Sommer von neuem über den Bildschirm flimmerten.
    Ich dachte nach: Wenn Kimmo Armi nicht umgebracht hatte, wer dann? Mit wem hatte Armi ungestört telefonieren wollen? Hatte sie mir etwas zu erzählen gehabt, was für irgendwen eine Bedrohung darstellte? Hoffentlich war Pertsa wenigstens auf die Idee gekommen, alle Psychopathen zu überprüfen, die wegen Frauenmord gesessen hatten und wieder auf freiem Fuß waren. Wer weiß, ob nicht einer von denen am Werk gewesen war. Oder ein Nachbar, der Kimmos und Armis Liebesspiele nicht länger ertragen konnte.
    In der Kanzlei war es zur Zeit ruhig. Eki hatte mich absichtlich zu Beginn des Sommers eingestellt, damit ich mich in aller Ruhe einarbeiten konnte. Wenn der Fall vor Gericht kam, musste Eki als Kimmos Verteidiger auftreten, ich war ja noch nicht Mitglied der Anwaltskammer. Welchen Titel durfte ich überhaupt tragen? Juristische Beraterin wahrscheinlich. Das klang offiziell genug für ergänzende Ermittlungen. Was Eki davon halten würde, wusste ich nicht, aber ich war fest entschlossen, mich als Privatdetektivin zu betätigen.
    Immerhin waren eine Menge Leute zu befragen: Armis Eltern in Lippajärvi, die Schwester mit der tragischen Fehlgeburt, Armis Arbeitgeber, der Frauenarzt, den ich schon morgen aufsuchen wollte.
    Und all die anderen, Risto, Annamari und Marita zum Beispiel, von denen ich sicher einiges erfahren konnte. Eine von Pertsas Frotzeleien kam mir in den Sinn. Wenn nun Annamari tatsächlich nicht gewollt hatte, dass Kimmo und Armi heirateten? Vielleicht hatte sie Angst davor, allein in dem großen Haus in Haukilahti leben zu müssen? Es klang weit hergeholt, aber Annamari war labil, und es war immerhin denkbar, dass Sannas Tod im vorletzten Winter sie endgültig aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
    Und was wusste ich letzten Endes von Risto und Kimmo? Wie sollte ich mit Kimmo über seine Sexualität sprechen, was sich einfach nicht umgehen ließ, weil die ganze Beweiskette der Polizei auf ihr beruhte? War er Sadist oder Masochist? Spielte das überhaupt eine Rolle?
    Ich ging die Kalevantie entlang zu einer Rasenfläche, auf der cliquenweise Jugendliche

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