Auf die Freundschaft!
besuchen durften.
***
Mike war hellauf begeistert von meinem Vorschlag. Ich hatte ihm angeboten, dass er an dem Wochenende, an dem wir auf Sylt sein würden, entweder bei Susie bleiben durfte oder die Wohnung für sich hatte – wenn er mir im Gegenzug versprach, bei Manfred mindestens Mittagessen und Abendbrot zu sich zu nehmen. Manfred bläute ich ein, auf Mike Acht zu geben und auch Christian sagte ich vorsichtshalber Bescheid und beauftragte ihn, mal bei Mike vorbeizusehen, ob die Wohnung noch stand. Mike konnte es kaum erwarten, mich loszuwerden.
Hannah hatte zwei Doppelzimmer im Landhaus Stricker gebucht. Als wir nach einer Tagesreise dort eincheckten, verschlug es uns die Sprache. Ich war gute Hotels gewohnt, da Ken und ich uns gerne etwas gegönnt hatten, aber dieses Fünf-Sterne-Wellnesshotel hatte es in sich. Kaum waren Karin und ich in unserem Zimmer (es glich eher einer kleinen Wohnung) angekommen, legte ich mich auf das geräumige Doppelbett. Die Wohnung war sehr hell und in den Farben Aprikot und Creme gehalten. Auf einem kleinen Tisch standen frische Schnittblumen, obwohl der Frühling noch nicht in Sicht war. Die Bettdecke schmiegte sich an meinen Rücken wie eine weiche Haut aus Federn. Ich wäre beinahe eingeschlafen nach der langen Fahrt, so gemütlich war es. Plötzlich schrie Karin. Schnell sprang ich auf und wollte ihr zur Hilfe eilen, aber sie hatte meine Hilfe gar nicht nötig: Karin hatte die Terrassentür geöffnet und den wundervollen Ausblick gesehen. Beim Blick auf unseren eigenen Strandkorb, neben dem bereits gekühlter Sekt und frisches Obst standen, war sie in Entzückung geraten und hatte aufgeschrien. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, dass ihr einziger Luxusurlaub darin bestand, die Kinder für drei Stunden in einer Spielhalle oder im Schwimmbad abzuladen und endlich ein Buch zu lesen.
Auch Maria und Hannah hatten einen Strandkorb und wir stellten sie sogleich zusammen. Das erwies sich allerdings als schwierig, weil diese Möbelstücke einfach viel schwerer waren, als wir es uns vorgestellt hatten. Zum Glück half uns ein freundlicher Mitarbeiter. Danach mussten wir erschöpft unseren ersten Sekt trinken. Hannah steckte sich nach der langen Fahrt die ersehnte Zigarette an. Wir hatten ihr verboten, im Auto zu rauchen und die letzte Pause war schon drei Stunden her – zu lang für Hannah. Der kalte Nordseewind peitschte uns ins Gesicht und die Luft roch nach Salzwasser. Der Weg zum Strand war mit Fackeln erleuchtet, aber uns zog es schnell wieder nach drinnen, da wir nicht nur essen wollten, sondern auch zu frieren begannen.
„Einfach Wahnsinn“, stammelte Maria und umarmte Hannah voller Dankbarkeit.
Das Essen war so gut, dass es eine Schande wäre, es nicht zu erwähnen. Zwar breche ich mir die Zunge beim Aussprechen des Menüs, aber geschmeckt hatte es wie ein Gedicht! Wir hatten eine Vorspeise mit mariniertem Rehfilet und als Hauptspeise Barbarie-Entenbrust – so viel kann ich wiedergeben. Schade, dass Lutz nicht hier war, er hätte sich mit dem Essen ausgekannt und hätte mir vorher sagen können, was „Vanillesabayon“ war. Aber es schmeckte göttlich und das war schließlich das Wichtigste. Pappsatt, müde und zufrieden rollten wir in unsere Betten und schliefen sofort ein. Schließlich hatten wir noch viel vor am nächsten Tag. Wir wollten um elf Uhr schwimmen und uns im Anschluss an das Mittagessen eine Massage gönnen. Nachmittags planten wir einen Besuch der Westerländer Innenstadt.
Dort saßen wir im Freien auf der Terrasse eines schicken Cafés und tranken Cappuccino (Karin), Kaffee (Hannah), Latte Macchiato (Maria) und Karamell-Macchiato (ich).
„Mädels, wir müssen mal reden“, sagte ich. „Es geht um Lutz und unsere Beziehung – oder was immer es ist. Vielleicht stelle ich mich an, aber je länger diese Beziehung dauert, desto mehr Zweifel bekomme ich.“
„Wieso?“, fragte Maria. „Ich denke, du liebst ihn?“
„Ja, das dachte ich auch. Aber irgendwie ist es gerade nicht das Wahre. Auf der Arbeit tut er noch immer so, als wären wir nur Kollegen, was mir echt zu schaffen macht. Im Büro lässt er den Chef raushängen und zu Hause ist er plötzlich zuckersüß.“
„Ich dachte, er ist ein ganz guter Chef“, warf Hannah ein, aber ich schüttelte den Kopf.
„Anfangs ja, aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich immer Extraaufgaben erledigen muss, als wolle er mit aller Kraft beweisen, dass nichts zwischen uns
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