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Auf die Ohren

Auf die Ohren

Titel: Auf die Ohren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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Mutter erbarmungslos nach.
    »Vier Wochen?!«, kreischt Lisa panisch. »Und was gibt es, wenn ich etwas sage?!«
    »Kommt ganz darauf an, was du sagst«, knurrt Mama. »Wenn du dich für die Wahrheit entschließt, und es ist das, was ich befürchte, kommst du vielleicht mit drei Wochen weg.«
    Lisa schluckt einmal tief. Und wieder höre ich ihr Hirn rotieren. Mama ist aber auch wirklich sehr gerissen. Eine Woche weniger für die Wahrheit, da kommt man schon ins Grübeln. Aber bevor Mama Lisa endgültig kleinkriegt, schreite ich doch besser ein.
    »Ha, ha! Wie geil!«, platze ich heraus und klopfe mir laut lachend auf die Schenkel. »Voll erwischt, Schwesterchen!«
    »Das ist jetzt nicht der Zeitpunkt für Schadenfreude, Daniel«, knurrt meine Mutter.
    »Doch, ist es!«, gröle ich. »Das sind nämlich meine Kippen!«
    Ich werfe Lisa einen unauffälligen Blick zu, damit sie das Spielchen mitspielt.
    »Die hab ich … die hab ich ihr vorhin in die Jacke gesteckt!«, pruste ich weiter. »Und ihr seid voll drauf reingefallen! Ha, ha, ha! Besser geht’s nicht! Du hättest mal dein dummes Gesicht sehen sollen, Lisa! Unbezahlbar!«
    »Oh, du … du … blödes Arschloch!«, keift Lisa mich an.
    Sie stürzt auf mich zu und boxt mir leichter, als es aussieht, auf den Oberarm.
    »Aua!«, rufe ich und boxe ebenso leicht zurück.
    »Das hätte ich mir auch gleich denken können!«, schreit Lisa mich an und feuert eine ganze Salve wirkungsloser Schläge auf mich ab. »Du bist so was von mies!«
    »Aua! Mama! Lisa schlägt mich!«, protestiere ich gespielt verzweifelt.
    »Glaub mir, Daniel«, knurrt meine Mutter, »das Einzige, was mich gerade davon abhält, ihr dabei zu helfen, ist mein fundamentaler Glaube an eine gewaltfreie Gesellschaft. Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun, als den lieben langen Tag deine Familie zur Weißglut zu bringen?«
    »Was denn?!«, erwidere ich lachend. »Man wird doch wohl noch den einen oder anderen harmlosen Scherz auf Kosten anderer machen dürfen! Seit wann seid ihr denn so humorlos? Au! Jetzt hör doch mal auf damit, Lisa! Denk an die gewaltfreie Gesellschaft!«
    Nach einem letzten harmlosen Hieb auf meine Schulter und einem unbeobachteten Augenzwinkern lässt sie von mir ab.
    »Das kriegst du zurück!«, faucht sie mich an.
    »Von mir aus«, sage ich breit grinsend. »Das war es wert.«
    »Tut mir leid, dass ich dich verdächtigt habe, Schatz«, sagt meine Mutter kleinlaut und streichelt Lisa über den Kopf.
    »Das sollte es auch«, knurrt Lisa. »Dass du mir das überhaupt zugetraut hast. Als ob ich jemals rauchen würde. Ein qualmender Idiot in der Familie reicht ja wohl. Kann ich dann wieder in mein Zimmer?«
    Mama nickt, Lisa verlässt die Küche und zwinkert mir aus dem Türrahmen noch einmal kurz zu.
    »Prima, jetzt ist ja alles wieder gut«, sage ich und zeige auf das Zigarettenpäckchen in der Hand meiner Mutter. »Die hätte ich dann übrigens gern wieder.«
    »Vergiss es«, brummt meine Mutter und funkelt mich böse an. »Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass du damit einfach so davonkommst.«
    Sie öffnet unseren Abfalleimer, zerdrückt das Päckchen demonstrativ mit einer Hand und lässt es fallen – nur gut, dass es nicht meine Kippen waren.
    »Aber Mama!«, protestiere ich trotzdem. »Weißt du, wie teuer so ein Päckchen heutzutage ist?«
    »Was denn? Du wolltest doch sowieso aufhören, hast du neulich gesagt. Ich gebe dir nur ein bisschen Starthilfe.«
    »Okay, okay«, seufze ich. »Das hab ich wohl verdient.«
    »Hast du. Das und die komplette nächste Woche Küchendienst.«
    »Was?! Eine ganze Woche für einen harmlosen Scherz?«
    »Nein. Eine ganze Woche für zwei harmlose Scherze, die mich viel Nerven gekostet haben. Heute hast du es wirklich übertrieben, Danny.«
    Immerhin nennt sie mich wieder Danny – ganz so böse kann sie also nicht mehr auf mich sein. Und eigentlich habe ich es auch gar nicht übertrieben. Das zweite Ding war ja nur eine Rettungsaktion für Lisa, aber das kann ich natürlich schlecht zu meiner Verteidigung anbringen. Es hilft wohl alles nichts. Durch diese Woche muss ich jetzt durch. Aber danach, danach ist meine persönliche Sklavin dran, und ich rühre keinen Finger mehr!
    »Na gut«, sage ich und erhebe mich seufzend. »Dann räume ich jetzt wohl mal den Tisch ab.«
    »Mach das«, sagt meine Mutter. »Und ich gehe jetzt endlich in den Keller und mache die Wäsche.«
    »Warte, ich komme mit«, sagt mein Vater und steht auf. »Dann

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