Auf die Ohren
verstanden?«
»Ja«, grummele ich und schiebe mir eine Gabel Kartoffelbrei in den Mund.
Na, toll. Jetzt habe ich schon eine persönliche Sklavin und muss trotzdem die blöde Spülmaschine einräumen. So hatte ich mir das unbeschwerte Leben eigentlich nicht vorgestellt.
»Habt ihr noch schmutzige Wäsche?«, wendet sich meine Mutter an meinen Vater und mich. »Sonst kriege ich die Maschine nicht voll, vierzig Grad.«
»Keine Ahnung«, brumme ich und zucke gleichgültig mit den Schultern. »Woher soll ich denn wissen, was man mit vierzig Grad wäscht?«
»Karl?«, seufzt sie. »Versprich mir bitte eins, ja? Sollte unser Sohn jemals ausziehen und zwei Wochen später mit einem Sack Schmutzwäsche vor der Tür stehen, mach bitte nicht auf.«
»Keine Angst«, sagt mein Vater. »Sollte unser Sohn jemals ausziehen, verkaufen wir sofort das Haus, ändern unseren Namen und wandern samt Waschmaschine in ein Land aus, das Eltern Asyl gewährt.«
»Danke, Schatz«, sagt meine Mutter und drückt ihm einen Kuss auf die Stirn. »Ein wundervoller Gedanke. Hast du noch Wäsche?«
»Nein«, antwortet mein Vater.
»Lisa?«, erhebt meine Mutter die Stimme. »Hast du noch was zum Waschen?«
»Waaaas?«, dringt Lisas Stimme dumpf aus ihrem Zimmer.
»Waschen!«, brüllt meine Mutter. »vierzig Grad!«
»Sporttasche!«, schallt es zurück. »Neben der Garderobe!«
»Gut, dann geh ich mal in den Keller«, verkündet meine Mutter und wirft mir noch einen strengen Blick zu. »Und wenn ich wieder hochkomme, ist hier alles blitzblank und aufgeräumt.«
Sie verlässt die Küche.
Während mein Vater sich eine Zeitung schnappt und darin blättert, stochere ich lustlos in meinem Kartoffelbrei herum. Verdammter Mist aber auch. Wie soll man denn seinen Kartoffelbrei genießen, wenn man genau weiß, dass es hinterher keinen Schokopudding gibt und man stattdessen auch noch aufräumen muss? Eins steht fest: Wenn ich erst mal Rockstar bin, wird alles anders! Dann ernähre ich mich nur noch von Kartoffelbrei und Schokopudding! Und wenn meine Wäsche dreckig ist, kaufe ich mir einfach neue Sachen. Und die Spülmaschine wird jeden Abend von einem anderen Playmate des Monats eingeräumt. Okay, das ist dann doch eher unwahrscheinlich. Diesen Teil meines angestrebten Lebenskonzepts werde ich Clarissa sicher nicht schmackhaft machen können. Ein Butler! Genau, das ist die Lösung! Ein Spülmaschinen-Butler! Und einen, der nur Kartoffelbrei und Schokopudding kocht! Und einen, der …
»Lisa!«
Oha. Das ist wieder meine Mutter. Und ihr Ton ist deutlich schärfer als bei mir eben.
»Lisa! Komm sofort hierher!«
Mein Vater schaut mit gerunzelter Stirn von seiner Zeitung auf.
»Sofort, hab ich gesagt!«
Wir hören, wie Lisas Zimmertür sich öffnet.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, nölt sie. »Ich hab alles aufgegessen.«
»Mitkommen!«, bellt meine Mutter und schiebt Lisa kurz darauf vor sich her zu uns in die Küche.
»Ingrid?«, fragt mein Vater. »Alles in Ordnung?«
»Sieht das hier danach aus, als wäre alles in Ordnung?«, sagt sie und streckt uns Lisas Jeansjacke und ein Päckchen Zigaretten entgegen.
Oh, fuck! Nicht gut! Lisa, du Trottel! Hast du denn gar nichts von mir gelernt? Allererste Regel für heimliche Raucher: Nie die Kippen in der Jacke aufbewahren!
»Du hast meine Sachen durchwühlt?!«, quiekt Lisa aufgebracht. »Spinnst du?! Du kannst doch nicht einfach meine Sachen durchwühlen!«
Ah, die alte Angriff-ist-die-beste-Verteidigung-Taktik. Netter Versuch, Lisa. Wird aber in diesem Fall leider nicht funktionieren, nicht bei Mama, und schon gar nicht, wenn es um Zigaretten geht.
»Ich habe deine Sachen nicht durchwühlt«, erwidert meine Mutter betont sachlich. »Ich wollte lediglich deine Jacke waschen, weil sie ziemlich schmutzig ist. Und dafür musste ich die Taschen ausleeren und habe dabei das gefunden. Kannst du mir bitte erklären, was diese Zigaretten in deiner Jacke verloren haben? Und versuch bitte nicht, mich für dumm zu verkaufen, indem du behauptest, das wären Christophers Zigaretten. Christopher raucht nicht mehr, das weiß ich.«
Oh, oh. Mama setzt ihren durchdringenden Blick auf. Dem hält niemand lange stand, dagegen ist selbst mein Vater machtlos.
»Also, ich warte«, sagt meine Mutter und fixiert Lisa unerbittlich.
Ich kann Lisas Hirn auf der Suche nach einer plausiblen Ausrede förmlich rotieren hören.
»Wenn du nichts sagst, gibt es auf jeden Fall vier Wochen Hausarrest«, setzt meine
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