Auf die Ohren
eigentlich nichts damit zu tun. Und wenn es wirklich etwas Harmloses ist, wovon ich fest ausgehe, ist Christopher vielleicht sauer, weil ich dich mit reingezogen habe. Ich werde Clarissa einfach direkt darauf ansprechen, dann klärt sich das ruck, zuck auf.«
Genau, so mache ich das. Ich frage sie einfach, sie wird es mir erklären und damit ist die Sache gegessen.
»Okay, wie du willst«, sagt Lisa und erhebt sich vom Bett. »Aber du sagst mir Bescheid, was dabei herausgekommen ist, ja?«
»Klar, mach ich. Und danke fürs Textlesen.«
»Nichts zu danken. Apropos: Auch wenn das sicher nicht deine Absicht war, ich hab jetzt richtig Lust gekriegt, mal wieder Hosen zu hören. Kann ich mir ein paar CD s von dir leihen?«
»Bedien dich«, sage ich und zeige auf die Hosen - CD s, die ich herausgekramt habe.
Lisa schnappt sich die CD s und verlässt das Zimmer.
Ich nehme mir noch mal den Text vor und lese ihn durch. Ja, der ist wirklich gut, ich bin echt stolz auf … Oh, Moment mal, da fehlt ja noch was!
Ich Dussel, jetzt hätte ich doch fast das Wichtigste vergessen: den Titel! Was nützt einem der beste Text, wenn man keinen guten Titel dafür hat? Griffig muss er sein. Oder aussagekräftig.
Am besten beides. Bei neunundneunzig Prozent aller Lieder ist der Titel Teil des Refrains, macht ja auch Sinn. Also, was hätten wir denn da? Habt ihr nicht genug davon? Nicht schlecht. Aber zu offensichtlich und nicht sehr aussagekräftig, da fehlt mir der Bezug zu den Hosen, das sollte schon mit in den Titel. Dann also nichts aus dem Refrain. Ich lese mir den Text noch einmal durch. Ja, das ist es! Es steht quasi schon da, nur ein bisschen anders. Der Song heißt ab sofort: Der Ausverkauf der Hosen! Wäre klasse, wenn wir den bis zum Auftritt noch hinkriegten.
Es sind keine zwei Wochen mehr bis zur Abi-Party. Wie oft proben wir noch? Dreimal mindestens, eher viermal. Das sollte eigentlich reichen. Am restlichen Programm müssen wir ja nicht mehr feilen, das steht.
Das Lied wird der absolute Kracher, da bin ich mir sicher. Am besten, wir spielen es ganz zum Schluss, als letztes Lied vor der Zugabe, direkt nach Olaf. Dann haben wir zwei Kracher hintereinander.
Oh Mann, das wird das geilste Konzert aller Zeiten! Scheißegal, ob dieser Sony-Typ aufkreuzt oder nicht. Das wird unser Abend! Wobei ich natürlich stark hoffe, dass er kommt. Er muss einfach kommen. Irgendjemand muss uns ja entdecken und zu Rockstars machen!
11.
»Ich will da aber nicht hin.«
»Doch, willst du. Du weißt es nur noch nicht.«
»Ach komm, lass uns einfach hierbleiben. Wir haben uns kaum gesehen diese Woche.«
»Ja, ich weiß. Tut mir auch leid. Aber ich hab nun mal zugesagt, dass ich bei diesem neuen Jugendprojekt mitmache. Wenn ich gewusst hätte, dass die sich jeden Tag treffen, hätte ich es gelassen, das kannst du mir glauben.«
Ja, super, davon kann ich mir auch nichts kaufen. Manchmal nervt Clarissas soziales Engagement schon ganz schön. Wir haben uns jetzt seit den Proben am Dienstag nicht mehr allein gesehen, nur in der Schule. Und heute ist schon Freitag. Wofür habe ich denn eine Freundin, wenn ich sie nie zu Gesicht bekomme? Und wenn sie dann endlich mal wieder Zeit für mich hat, will sie mich allen Ernstes auf dieses Scheiß-Vinnie-Konzert schleifen, auf das ich von Anfang an keine Lust hatte.
»Ein Grund mehr, heute Abend hierzubleiben und es sich gemütlich zu machen«, sage ich und ziehe sie an mich heran. »Und zwar sehr gemütlich.«
»Das sind natürlich sehr verlockende Aussichten«, sagt sie und küsst mich kurz. »Aber das geht nicht. Wir müssen auf das Konzert.«
»Wir müssen überhaupt nichts«, erwidere ich und versuche sie aufs Bett zu ziehen. »Außer uns ganz doll lieb haben.«
»Stimmt, das müssen wir«, sagt sie lachend und entzieht sich meinem Griff. »Aber nicht jetzt. Nach dem Konzert. Komm, pack dein Zeug zusammen, wir müssen los. Sonst verpassen wir die Bahn und die anderen warten ewig auf uns.«
»Die können von mir aus warten, bis sie schwarz werden«, brummele ich. »War ja auch deren blöde Idee, auf dieses blöde Konzert zu gehen.«
»Wir gehen da als Band hin, das war so ausgemacht. Jetzt lass dich nicht so bitten. Das wird bestimmt lustig. Und wenn nicht, hauen wir eben wieder ab.«
»Dann brauchen wir auch gar nicht erst hinzugehen«, erwidere ich trotzig.
»Danny, bitte!«, sagt Clarissa und sieht mich mit ihren großen Augen durchdringend an. »Mir zuliebe.«
Okay, dagegen habe ich
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