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Auf die Ohren

Auf die Ohren

Titel: Auf die Ohren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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Kackmusik dieser rechten Arschlöcher an. Aber Spaß werde ich dabei nicht haben, dazu kann mich nämlich niemand zwingen!

12.
    Als wir am Höchster Bahnhof ankommen, werden wir von Christopher, Lisa, Robbie und Steffen erwartet und feuchtfröhlich begrüßt.
    Jeder hat eine Dose Bier in der Hand, und bevor wirs uns versehen, hat Steffen bereits zwei weitere aus seinem Rucksack gezogen und sie uns in die Hand gedrückt.
    »Wo die herkommen, gibt’s noch jede Menge mehr«, sagt er und streckt uns seine Dose entgegen. »Prost!«
    Wir stoßen mit ihm und allen anderen an und ich leere meine Dose fast auf ex, weil ich soeben spontan beschlossen habe, dass übermäßiger Alkoholkonsum die einzige Möglichkeit für mich ist, diesem Abend doch noch etwas abzugewinnen – und sei es auch nur ein unkontrollierter Vollrausch.
    »Warten wir noch auf jemanden?«, frage ich, als ich mir die zweite Dose aus Steffens Rucksack fische.
    »Ja, auf Hannah«, sagt Lisa.
    »Und noch ein bisschen Verstärkung«, fügt Steffen grinsend hinzu.
    Keine fünf Minuten später verstehe ich, was er damit meint. Hannah trifft ein, und mit ihr ein Trupp von fünf komplett in Schwarz gekleideten Typen, die ihre schwarzen Kapuzen tief ins Gesicht gezogen haben und zudem noch riesige Sonnenbrillen tragen. Ach ja, stimmt, Steffen hatte doch irgendwas von Antifa-Jungs gesagt, das müssen sie sein. Hätte ich eine Glatze, würde ich mir wahrscheinlich sofort vor Angst in die Hose machen, so bedrohlich und Furcht einflößend, wie die aussehen.
    »Na, Männer!«, begrüßt Steffen sie freudig. »Schön, dass ihr’s geschafft habt. Bier?«
    »Nein, danke«, sagt der breiteste der Jungs grinsend. »Du weißt doch, kein Alkohol im Einsatz. Später nehmen wir aber gern für jede blutende Scheiß-Nazifresse eins.«
    Oh fuck, das klingt alles andere als gut. Ich meine, ich dachte, diese Jungs wären da, falls es Ärger gibt, aber irgendwie macht das jetzt gerade stark den Eindruck, als würden sie dafür sorgen, dass es auf jeden Fall Ärger gibt, und zwar nicht zu knapp. Na super, das sind ja tolle Aussichten.
    Ich mag keine Schlägereien. Ich bin einfach nicht gut darin und will es auch gar nicht sein. Was bringt das denn auch? Ich meine, wenn ich jemandem aufs Maul haue, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass ich selbst eine aufs Maul kriege, und das tut nun mal scheißweh und daran ist absolut nichts wünschenswert.
    »Und ich? Mir bietest du kein Bier an?«, beschwert sich Hannah. »Und begrüßt werde ich auch nicht mehr, oder wie?«
    Im Gegensatz zu den Antifa-Jungs sieht Hannah heute aus wie ein schillernder Paradiesvogel. Sie trägt zwar auch schwarze Klamotten, die allerdings jede Menge Farbtupfer in Form von Buttons und Aufnähern aufweisen, vor allem auf ihrer Jacke. Das muss die größte Ansammlung von Anti-Nazi-Sprüchen pro Quadratmeter sein, die es jemals gab. Und ein paar davon sind wirklich einfallsreich. Gebt den Nazis die Straße zurück  – Stein für Stein! Oder: Liegt ein Nazi tot im Schrank, war der Schreiner wohl ein Punk! Oder der hier, auch nicht schlecht: Nazis, folgt eurem Führer – begeht Selbstmord! Hey, und ich weiß sogar genau, wann das war! 30445 Suizid von Hit. Clarissa hatte Recht, es gibt tatsächlich praktische Anwendungsmöglichkeiten für langweilige Geschichtsdaten.
    »Oh sorry, Schatz!«, sagt Steffen und drückt Hannah schnell einen Kuss auf. »Hab ich total vergessen.«
    »Öfter mal was Neues«, seufzt Hannah und nimmt das Bier, das er ihr entgegenstreckt.
    »Kostet die Scheiße eigentlich Eintritt?«, will ich wissen.
    »Ja, geht aber«, sagt Steffen. »Drei Öcken.«
    »Das sind immer noch drei Öcken zu viel«, brumme ich.
    »Wenn du mir versprichst, dass du dann bessere Laune kriegst, lad ich dich ein«, sagt Clarissa und hakt sich bei mir unter. »Hm, ist das ein Angebot?«
    »Klingt nicht schlecht. Was muss ich dafür machen?«, frage ich. »Einmal laut lachen?«
    »Dreimal«, sagt Clarissa grinsend. »Für jede Öcke ein Mal.«
    »Okay, das kriege ich hin«, sage ich. »Betrachte dein Angebot somit als angenommen.«
    »Alles klar«, sagt Steffen und schultert seinen Rucksack. »Robbie, du weißt, wo’s langgeht, wir folgen dir.«
    Eine halbe Stunde später und mit einer frischen Palette Dosenbier ausgerüstet erreichen wir das Höchster JUZ . Das Bier dürfen wir natürlich nicht mit reinnehmen, also bleiben zwei der Antifa-Jungs erst mal draußen, um darauf aufzupassen.
    Das Höchster

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