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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nichts Ernsthaftes.«
    »Es hätte vielleicht während ihrer Londoner Zeit sein können. – Vermutlich wissen Sie nicht so genau, was sie dort für Freunde hatte… es könnte auch ein anderes Mädchen sein. Vielleicht war eins der Mädchen, mit denen sie das Zimmer teilte, eifersüchtig auf sie?«
    »Es könnte ein Mädchen geben, das ihr vielleicht etwas auswischen möchte. Aber bis zu einem Mord geht so etwas bestimmt nicht.«
    Diese Frau hatte Menschenkenntnis, und Hardcastle sagte sich, dass Mrs Lawton keineswegs dumm war. Schnell fuhr er fort: »Ich weiß, es klingt alles höchst unwahrscheinlich, aber schließlich ist diese ganze Sache sehr ungewöhnlich. Selbst bei der Tat eines Geistesgestörten lässt sich ein greifbares Motiv finden. Und eben deshalb habe ich Sie nach Sheila Webbs Vater und Mutter gefragt. Sie würden überrascht sein, wie oft Motive ihre Wurzel in der Vergangenheit haben. Da Miss Webbs Eltern starben, als sie noch ein Kind war, kann sie mir natürlich nichts über sie erzählen. Deshalb wende ich mich an Sie.«
    »Ja, ich verstehe, aber… nun…«
    Er merkte, dass ihre Stimme wieder Besorgnis und Unsicherheit verriet.
    »Starben sie gleichzeitig – bei einem Unfall oder so?«
    »Nein, es war kein Unfall.«
    »Sie starben beide eines natürlichen Todes?«
    »Ich – also, ja… ich meine… ich weiß eigentlich nicht.«
    »Ich denke, dass Sie etwas mehr wissen, als Sie mir sagen, Mrs Lawton. Waren sie vielleicht geschieden oder so etwas?«
    »Nein, sie waren nicht geschieden.«
    »Aber, Mrs Lawton. Sie wissen – Sie müssen wissen, woran Ihre Schwester starb!«
    »Ich sehe nicht ein, was… ich kann nichts sagen, es ist alles so schwierig. Dinge ausgraben… besser nicht.«
    Hardcastle sah sie scharf an. Dann sagte er sanft:
    »War Sheila vielleicht ein uneheliches Kind?«
    Er bemerkte in ihrem Gesicht Bestürzung und Erleichterung zugleich.
    »Mein Kind ist sie nicht… meiner Schwester Kind. Aber sie weiß es nicht, ich habe es ihr nie gesagt. Ich erzählte ihr, dass ihre Eltern jung gestorben wären. Deshalb – nun, sehen Sie…«
    »O ja, ich verstehe«, sagte der Inspektor, »und ich versichere Ihnen, dass ich Miss Webb nicht danach zu fragen brauche, sofern die Untersuchungen nicht etwas in dieser Richtung ergeben… Aber ich muss alle Fakten wissen, die Sie kennen, Mrs Lawton. Und ich verspreche Ihnen, dass ich mein möglichstes tun werde, damit sie unter uns bleiben.«
    »Es war keine sehr nette Sache, und ich war sehr bedrückt deswegen. Wissen Sie, meine Schwester war eigentlich der klügste Kopf in der Familie gewesen. Sie war Lehrerin – hochgeachtet und all das. Die letzte, von der man annehmen würde, dass…«
    »Nun«, sagte der Inspektor taktvoll, »so etwas passiert häufiger. Sie lernte diesen Mann – diesen Webb kennen…«
    »Ich habe seinen Namen niemals erfahren«, sagte Mrs Lawton. »Ich habe ihn nie kennen gelernt. Aber sie kam zu mir und erzählte, was passiert war, dass sie ein Kind erwarte und dass der Mann sie nicht heiraten könne oder wolle. Sie war ehrgeizig. Wäre es herausgekommen, hätte sie ihre Stellung verloren. Also sagte ich natürlich, dass ich ihr helfen würde… Ich habe keine Ahnung, wo meine Schwester jetzt ist… ich nehme an, dass sie noch lebt.«
    »Sie sind nicht mit ihr in Verbindung geblieben?«
    »Sie wollte es nicht. Sie meinte, es wäre besser für das Kind. Und so geschah es. Wir hatten beide ein kleines eigenes Einkommen aus dem Erbteil unserer Mutter. Ann gab mir ihren Anteil für Unterhalt und Erziehung des Kindes. Sie wollte weiter unterrichten, aber die Schule wechseln. Ich glaube, sie wollte ein Jahr mit einem Lehrer im Ausland tauschen. Australien oder irgendwo. Das ist alles, was ich weiß, Inspektor Hardcastle, alles, was ich Ihnen berichten kann.«
    Er sah sie nachdenklich an. War es wirklich alles, was sie wusste? Vielleicht. Aus den wenigen Bemerkungen über die Schwester hatte Hardcastle den Eindruck einer energischen, harten Persönlichkeit gewonnen. Die Art Frau, die entschlossen war, sich ihr Leben nicht wegen eines Fehltritts verderben zu lassen. Mit kühlem Verstand hatte sie für das Kind gesorgt, um dann wieder ein eigenes Leben anzufangen. In mildem Ton sagte er:
    »Es scheint seltsam, dass sie nicht wenigstens brieflich mit Ihnen in Verbindung blieb, nicht wissen wollte, welche Fortschritte das Kind machte.«
    Mrs Lawton schüttelte den Kopf.
    »Nicht, wenn Sie Ann kennen würden. Außerdem standen sie und

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